Kapitel 6.

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Raik

"Tut mir leid, dass du zu dämlich warst, dich mit mir anzulegen." knurrte ich Benji gereizt an und erdolchte ihn mit meinen Blicken. 

"Was ist das denn für eine Entschuldigung?" fragte er ebenso gereizt und fuhr sich arrogant durch die Haare. 

"Soweit ich das mitbekommen habe, darfst du nur mit auf die Klassenfahrt, wenn ich deine Entschuldigung annehme. Du solltest dir also etwas mehr Mühe geben."

"Es tut mir aufrichtig leid, dass ich dich geschlagen habe." zischte ich und biss die Zähne zusammen. 

"Hm, das reicht mir noch nicht. Dreh dich zweimal im Kreis und bell, Hund."erwiderte Benji grinsend und vollzog mit dem Finger eine Kreisbewegung. Das konnte er sowas von vergessen. Sollte er sich den Finger in den Arsch schieben und dort ordentlich rühren. Das machte ich ganz bestimmt nicht!

"Vergiss es!" 

"Dann musst wohl hier bleiben. Dein Problem, nicht meins." lachend drehte er mir den Rücken zu und verschwand wieder zu seinen Freunden, die uns neugierig beobachtet hatten. Irgendwie würde ich schon noch mitkommen können. Niemals würde ich mich vor diesem Idioten so zum Affen machen. Oder eher gesagt, zum Hund

"Dieser Wichser!" mit einem kräftigen Stoß, donnerte ich mit dem Fuß gegen den nächsten Baum, der auf dem Campus stand. Immer und immer wieder traf mein Fuß gegen die dicke Rinde, bis sie Stück für Stück abbröselte. 

"Hey Köter, such dir einen anderen Baum, dem du deine nicht vorhandene Intelligenz präsentieren kannst." Verwundert blickte ich zu dem dicken Ast über mir und entdeckte Trace, der es sich dort gemütlich gemacht hatte. 

"Was machst du da oben?" fragte ich etwas perplex, da ich nicht mit seiner Anwesenheit gerechnet hatte und mir auf die Schnelle nichts sinnvolles eingefallen war. 

"Was machst du da unten?" stellte er mir die Gegenfrage und hob eine Augenbraue. Ich schnaubte. "Wonach sieht es denn aus?" Es war offensichtlich, dass er mich und Benji gehört hatte. 

"Von hier oben sah es so aus, als ob du die Arschkarte gezogen hättest." zuckte er mit den Schultern und jetzt erst erkannte ich den Block auf seinem Schoß und den Stift in seiner Hand. Ich hatte wirklich keine Lust, auf seine Sticheleien einzugehen, doch gehen wollte ich genauso wenig. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich mit ihm reden wollte. 

"Du zeichnest?" Ich startete den schwachen Versuch ein neues Thema anzuschneiden und spürte seinen prüfenden Blick auf mir. Er sah mir direkt in die Augen, als ob er abwägen würde, ob es sich für ihn lohnen könnte, mit mir zu sprechen. 

"Wer weiß." Er hatte sich also dazu entschieden den Unnahbaren zu spielen. Na schön, sollte er doch. 

"Dann eben nicht." murrend drehte ich ihm den Rücken zu und ging in das große, graue Gebäude, welches sich selbst Schule schimpfte.

Seufzend lehnte ich mit der Stirn an meinem Schließfach und atmete tief durch. Wieso musste es so bescheuert zwischen uns sein? Es klappte einfach nicht und das stresste mich. Ich war schlecht gelaunt, wegen ihm und konnte nicht einmal die Zeit mit meinen Freunden genießen. Ständig spukte sein Gesicht in meinem Kopf. Seine Stimme, sein Geruch, einfach alles!

"Ich habe euch eben reden sehen. So schlimm?" Dylan öffnete den Spind neben mir und kramte nach den Büchern für den nächsten Kurs. "Schlimmer." stöhnte ich müde auf und deutete auf meine Augenringe, die sich seit meinem Geburtstag gebildet hatten. Ich hatte seit Samstag nicht mehr richtig schlafen können, denn meine Gedanken waren vollgestopft mit Trace. Es war grausamer, als ich es mir je hätte vorstellen können. Es war als wenn mein Körper vor Kummer zerfressen wurde. Wir waren durch das Schicksal aneinander gekettet worden und wehrten uns dagegen. Es war nur natürlich, dass dies nicht unbeschadet passierte. Die Verbindung zwischen uns war stärker, als die menschliche Liebe. Es war stärker, als das Band zwischen Mutter und Kind es sein könnte, denn der jeweils andere trug einen Teil der eigenen Seele in sich. 

It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt