Epilog: Team TRAIK - Teil 7/8

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Trace (zwei Monate später)

"Jetzt halt still! Ich muss das doofe Ding endlich erwischen!" schimpfte ich wütend und deutete Raik zum wiederholten Male, dass er Leon gefälligst richtig festhalten sollte. War er zu Anfang nie aus seinem Zimmer gekommen, so verbrachte er nun die meiste Zeit des Tages draußen im Baumhaus. Dort schien er sich ziemlich wohl zu fühlen, immerhin war niemand von uns dort und konnte ihm zu nahe kommen. Leon war nun schon seit knapp zwei Monaten in unserer Obhut, hatte jedoch noch immer kein einziges Wort mit uns gewechselt. Der Junge war wie ein launisches Haustier. Er verschwand von jetzt auf gleich und kam lediglich des Essens wegen wieder zurück. Mir war durchaus bewusst, dass wir ihm noch mehr Zeit geben mussten, aber das bedeutete nicht sofort, dass er hier tun und lassen konnte was er wollte. Außerdem schleppte er uns ständig Zecken ins Haus! Zecken! Wie ich diese Biester hasste.

"Man Raik, jetzt hilf mir doch mal!" donnerte ich laut und spürte deutlich wie Leon zusammenzuckte. Aus seiner brutalen Gegenwehr wurde eine Art Schockstarre und augenblicklich lag Raik's vorwurfsvoller Blick auf mir. 

"Tut mir Leid. Ich wollte nicht laut werden." entschuldigte ich mich schnell und bevor Leon wieder davon laufen konnte, umfasste ich die ätzende Zecke mit der Pinzette, drehte sie geschickt aus und et voilà  - Die Tortur war damit beendet. Damit unser werter Herr mal sehen konnte was er uns alles ins Haus schleppte, hielt ich ihm das vollgesaugte Ding vor die Nase, was er mit einem durchaus angeekelten Blick quittierte. 

Es war noch immer schwer zu erraten was in dem Jungen vor ging. Seine Mimik glich einer ausdruckslosen Maske, die er die meiste Zeit aufsetzte. Nur manchmal wenn man ihn unvorbereitet traf, rutschte eine minimale Emotion auf sein eigentlich putziges Gesicht und ließ darauf deuten, dass er nicht ansatzweise so emotionslos war wie er nach außen oft wirkte. 

"Das hast du ganz super gemacht. Als Belohnung darfst du dir gleich ein Eis aussuchen. Wir haben sogar Knister-Eis. Das kribbelt ganz doll auf der Zunge." summte mein Mate und bevor ich Einwände erheben konnte war er bereits vom Boden aufgestanden, hatte Leon an der Hand genommen und in die Küche gezogen. 

Vom ersten Augenblick an seit Leon hier angekommen war, wurden uns die Rollen als Eltern auf unterschiedliche Weisen aufgedrängt. 

Raik schien allen Anschein nach der 'spaßige' von uns beiden zu sein. Auch wenn der Junge nicht mit uns redete, so war es offensichtlich, dass er sich bei Raik wohler fühlte. Bei Raik gab es immer tolle Süßigkeiten und Belohnungen für jegliche Interaktion, die Leon mit uns ausführte. Meine Güte das Kind würde bald fett werden!

Ich hingegen musste in der Erziehung wohl den 'ernsten' und 'strengen' Vater mimen. Was blieb mir denn anderes übrig?! Raik verwöhnte Leon viel zu sehr! Wenn ich nicht ab und zu eingreifen würde, würde Leon irgendwann Diabetes bekommen oder letztendlich ganz im Baumhaus leben.

"Ach lass ihn doch etwas Spaß an der Natur haben." trichterte Raik mir fast täglich ein und jedes Mal lautete meine Antwort :" Er hat keinen Spaß an der Natur, er hat einfach nur keinen Bock auf uns." 

Leon ging wie vereinbart noch regelmäßig zu seiner Therapeutin und schien sich darauf auch jedes Mal zu freuen. Wobei es mir generell so vorkam, dass er sich riesig freute sobald er von uns weg kam, aber das konnte ich Raik so nicht verklickern. Ich wollte nicht, dass er hinterher noch weinte. 

"Leon, sobald du mit dem Eis fertig bist gehst du in die Badewanne!" rief ich den beiden noch hinterher und machte mich bereits auf das nächste Theater gefasst. 

Ich listete einmal auf, welche Dinge Leon nicht leiden konnte:

- Baden 

- gemeinsames Essen

It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt