Kapitel 60.

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Trace

"Wie geht es dir und deinem Arm?" fragte ich besorgt nach, doch Caleb grinste nur schief. 

"Alles bestens. Siehst du? Wächst schon wieder nach." Erwiderte er locker und tatsächlich, sein Arm wuchs einfach wieder nach. Zwar langsam, dennoch schneller als meine Wunden heilen würden. 

"Wie ist das möglich?" hakte ich neugierig nach und er erzählte von einigen neuen Fähigkeiten, die er Dank seines Vaters vererbt hatte. 

"Es hat zwar eine Weile gedauert bis ich bestimmte Dinge bewusst kontrollieren konnte, doch inzwischen habe ich den Dreh raus. Guck mal." Er konzentrierte sich auf seinen heilenden Arm, ehe er anschließend die Haut, des bereits entstandenen Stummel, abziehen konnte.

"Scheiße ist das widerlich. Hör auf damit."fluchte ich angeekelt, doch er lachte nur heiter. 

"Ich kann jederzeit meine eigene Haut abziehen. Das ist ganz praktisch, wenn ich mich irgendwo verbrannt habe." Erklärte er mir stolz, doch ich blieb bei meiner Meinung und fand es einfach nur widerlich.

"Ekelhaft. Pack deine Haut wo anders hin." Maulte ich und schüttelte mich einmal vor Ekel. Caleb Lachen zu hören war ungewohnt. Wirklich sehr ungewohnt. Irgendwie verständlich, schließlich hatten wir früher nichts zum Lachen, doch jetzt so normal mit ihm reden zu können, mit ihm zu Lachen, mit ihm zu weinen.. Es war fast zu viel des Guten. War wirklich alles zwischen uns geklärt? Waren wir wieder eine Familie? Er und ich? Womöglich brauchte es noch so seine Zeit bis wir einander näher waren. 

"Hast du schon einen Platz zum Übernachten?" fragte ich leise und kickte ein paar Kieselsteine über den Campus. 

"Ich werde schon etwas finden. Mach dir um mich keine Sorgen."

"Wer hat denn bitte gesagt, dass ich mir Sorgen mache?" versuchte ich meinen Stolz zu retten, doch er lachte nur auf. 

"Jaja ich weiß. Du würdest dir doch niemals Sorgen machen." Zum wiederholten Male wuschelte er durch meine Haare und brachte alles durcheinander.

"Lass das. Ich bin kein kleines Kind mehr." beschwerte ich mich halbherzig, denn ich wusste, dass es seine Art war seine Zuneigung auszudrücken. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass meine Haare nun wie ein Vogelnest aussahen.

"Wenn wir hier eh noch eine weile rumhängen; Was habe ich alles verpasst?" fragte er neugierig und mir blieb nicht sonderlich viel übrig, als von den Umständen im Rudel zu erzählen.

...

"Benji ist schwanger." 

"Ah na dann. Warte, Was?"geschockt starrte er mich an und entlockte mir ein leises Kichern. Der Blick den er mir zuwarf war einfach zu ulkig.

"Du meinst den kleinen Beta mit der großen Klappe?" fragte er noch einmal nach und ich nickte. 

"Nur das er kein Beta sondern ein Omega ist. Und der Idiot von eben ist sein Mate." Erzählte ich lachend und konnte mich bei Caleb's Blick kaum halten. Man konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er nur Bahnhof verstand. 

"Sein Mate ist also auch ein Wolf? Faszinierend. Das Schicksal hatte wohl auch genug von den ewigen Kriegen und will uns jetzt nach und nach mit den Wölfen zusammenschweißen."Murmelte er interessiert vor sich hin, während wir es uns wieder auf der Tischtennisplatte gemütlich machten. 

"Sieht wohl so aus." 

"Du bist aber nicht schwanger, oder?" Zog er mich plötzlich auf und ich sah ihn empört an.

"Ganz bestimmt nicht. Aber wenn du schon irre Thesen aufstellst, dann müsste Raik schwanger sein." brummte ich beleidigt. Ich hatte ja mit vielem Gerechnet, naja außer mit der Reaktion, die er von sich gab.

"Oh." Mit geröteten Wangen wich er meinem Blick aus und kratzte verlegen an dem alten Lack der Tischoberfläche. 

"Was ist das denn für eine Reaktion? Wie gesagt ich bin kein Kind mehr." Brummte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hatte mit Caleb noch nie über intime Themen gesprochen und es war das erste Mal, dass ich ihn so verlegen erlebte. 

"Scheint so.." nuschelte er und kratzte sich schüchtern am Nacken, während ich ihn stumm musterte.

"Sag bloß du bist noch Jungfrau." Ups. Das hatte ich nun aus Versehen laut ausgesprochen. Zumindest war dies mein erster Gedanke, doch ich hatte wirklich nicht gedacht, dass es stimmte.

Sein Schweigen war Antwort genug. 

"Ernsthaft? Also ich meine das ist jedem selbst überlassen, aber wie kommt's?" Man konnte spüren wie die Stimmung immer weiter kippte und ihm merklich unwohl wurde.

"Keine Ahnung. Es geht nicht." Gestand er schließlich und seufzte laut auf. Es kostete ihn scheinbar viel Überwindung um es auszusprechen und ich vernahm wie er sich einmal mit der Hand durch die Haare fuhr. 

"Du weißt aber schon das es für sowas Viagra gibt."

"Das meine ich damit nicht!" rief er entsetzt und ich gab mir verdammt viel Mühe nicht laut loszulachen. Er war rot wie eine Tomate und sah mich aus großen Augen an. 

"Lach mich nur aus, aber ich kann nichts dafür. Es ist nicht so als wenn bloß mein Körper nicht mitmachen würde, mein Kopf scheint auch nicht sonderlich scharf darauf zu sein. Es gab zwar ein paar Möglichkeiten, doch die waren mir einfach total egal. Da war einfach nichts was mich gereizt hätte." Erzählte er bedrückt und seufzte erneut auf. 

"Es ist einfach.. unmöglich. Gareth ist so früh gegangen, dass wir kein einziges Mal intim hätten werden können. Das macht sich inzwischen bemerkbar."

Irgendwie fiel es mir schwer vorzustellen, was er alles durch machen musste, da sein Mate fort war. Immerhin war ich schon am ausflippen, da Raik seit geraumer Zeit aus seinem Körper verschwunden war. Er war noch am Leben und doch tat es weh. Die Dinge, die mir mein Bruder erzählte zeigten mir deutlich, dass es immer schlimmer ging. Ob er jemals in der Lage sein würde eine Beziehung zu führen? 

Wahrscheinlich nicht. 

In dieser Hinsicht war Jonathan ein verdammtes Vorbild. Er hatte nicht nur seine Mate verloren, sondern auch eines seiner Kinder und lebte dennoch mit Sunja an seiner Seite. Sie machte ihn glücklich und doch würde immer etwas fehlen. Seine Seelenverwandte. Caleb, meine Mutter, Jonathan.. Sie alle lebten mit dem Loch in ihrem Herzen und versuchten es auf ihre ganz eigene Art mit etwas zu stopfen, damit sie sich einreden konnten, dass das Leben gar nicht so schlimm war. Und ich wagte es mich zu beklagen, weil Raik seit wenigen Tagen nicht mehr ansprechbar war. Das war erbärmlich. 

"Tut mir Leid. Ich jammer dich mit meinen Problemen voll, dabei musst du viel mehr ertragen." Ich fühlte mich inzwischen gar nicht mehr so 'Erwachsen'. Viel mehr kam ich mir in diesem Moment wie ein naives Kind vor, welches die Realität noch immer nicht als solches sah. 

"Entschuldige dich nicht für deine Gefühle. Niemals. Jeder macht Fehler, aber deine Gefühle sind weder richtig noch falsch. Sie sind ein Teil von dem der dich ausmacht. Steh zu den Dingen, die du empfindest." sagte er beschwichtigend und ich nickte ergeben. Wie schaffte er es nur immer die richtigen Worte im richtigen Moment zu finden? Ich konnte womöglich doch noch einiges von ihm lernen.

It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt