Kapitel 59. Lesemittag

3.3K 254 12
                                    

Trace

Das der Tag kommen würde, an dem ich mich bei Caleb ausheulen würde.. Es war einfach beschämend. Andererseits..

Ich wusste nicht wie lang wir uns in den Armen hielten. Trauernd um die Personen, die man uns genommen hatte. 

"Wie hältst du das nur aus?"

"Habe ich denn eine andere Wahl?" fragte er bedrückt und ich zwang mich zu einem schiefen lächeln.

"Ich dachte man hat immer eine Wahl?"

"Wie wahr. Ich denke aber nicht das es Gareth's Wille gewesen wäre, dass ich mich umbringe." murmelte er und lächelte sogar zurück. Zumindest sah es so aus. 

"Wir sind weit davon entfernt Perfekt zu sein." überlegte ich laut und wischte mir die lästigen Tränen fort.

"Und das ist auch gut so." fügte Caleb hinzu, dem ich nur zustimmen konnte.

"Hunger..!"

Geschockt drehten wir uns zu der Gestalt hinter uns um, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Es benötigte drei Sekunden sich umzudrehen, zwei um zu realisieren was hier eigentlich passierte und eine bis Gluttony sich auf uns stürzte. 

Blitzschnell stieß Caleb mich zur Seite, damit ich aus der Gefahrenzone gelangte. Er selbst brauchte jedoch zu lang um den Fängen der Bestie zu entkommen und so konnte ich nur aus großen Augen mit ansehen, wie die Kreatur ihm in den Arm biss.

"Caleb!" entsetzt schrie ich auf, als das Viech sich daran zu schaffen machte von meinem Bruder zu fressen.

"Scheiße.. Pass auf! Die Zähne haben Wiederhaken." warnte mich Caleb und deutete mir auf Abstand zu bleiben. 

Diese Aura.. Sie war so finster und ließ mich erstarren vor Angst. Er sah so aus wie aus den Geschichten. Seine Haut zierten zig kleine Stacheln, die ihn vor Angriffen schützen sollten. Alles in allem wirkte er äußerst ungelenk. Einfach wie ein großer Fleischklops, der sich kaum bewegen konnte. Der Angriff eben hatte jedoch etwas anderes bewiesen. Er war zwar nicht so schnell wie Wrath, dennoch sollte man seine Geschwindigkeit nicht unterschätzen.

"Verstehe. Sie wissen also nicht viel über uns Bescheid, sonst hätte er mich nicht so frontal angegriffen." glaubte ich Caleb leise lachen zu hören und ich glaubte schon, er hätte den Verstand verloren.

"Du bist mir gegenüber im Nachteil." raunte er dem Gegner zu und ich glaubte mich verhört zu haben.

"Sieh zu das du da wegkommst!" rief ich, als ich mich wieder einigermaßen gefangen und meine Angst im Griff hatte.

"Solltest du dich nicht lieber erst einmal um dich selbst sorgen, Süßer?"

Augenblicklich schnellte mein Kopf herum und ich blickte in zwei leuchtende Augen, die mich amüsiert musterten. 

"Du gefällst mir. Dich will ich haben. Du bist jetzt meins." beschloss mein Gegenüber einfach mal, doch das passte mir nicht so ganz.

"Das glaubst aber auch nur du." fauchte ich bedrohlich und lugte ein letztes Mal zu Caleb, der mit dem Vielfraß beschäftigt war. 

"Kümmer dich nicht um mich. Ich komme schon zurecht." versicherte er mir und ich wusste, dass das nun meine Chance war, meine vorherigen Niederlagen auszugleichen. 

"Dann bist du wohl Greed."schnaubte ich verächtlich und starrte sie unverholen an. 

"Hö ihr wisst also bescheid? Wie langweilig. Hast du das gehört Gluttony? Wir müssen uns also nicht mehr zurückhalten."

"Hunger!"

Bei unserem Glück war es doch klar das ausgerechnet jetzt zwei dieser Monster auftauchen mussten. Immerhin war Dylansius schon weg. Wir mussten das allein bewältigen und ich würde eine weitere Niederlage nicht akzeptieren. 

"Du spuckst ja ganz schön große Töne für so ein hinterfotziges Biest."fauchte ich finster und fuhr bereitwillig meine Krallen aus. 

"Du willst Spielen? Das kannst du gern haben." Erwiderte Greed bereitwillig und setzte direkt zum Angriff an. Ich rief mir die Geschichte über sie ins Gedächtnis. Greed, die feurige Ausgeburt der Hölle, die ihre Opfer bei lebendigen Leib verbrannte.

Caleb hatte recht. Wir waren im Vorteil. Wir kannten die Legenden und wussten um ihre Fähigkeiten bescheid. Das erste Mal seitdem sie uns angegriffen hatten fühlte ich mich nicht ganz so verloren. Wir würden das hinbekommen. Mein Bruder war nicht umsonst wieder zurückgekommen. Ich würde ihn nicht enttäuschen und ich wusste, dass auch er mich nicht erneut enttäuschen wollte. Außerdem ging es um Raik. Ich konnte gar nicht verlieren. Ich wollte ihn endlich wieder bei mir haben.

Mit flinken Bewegungen wich ich den Angriffen der brennenden Missgeburt aus und überlegte, wie ich sie am geschicktesten Besiegen konnte. Wenn ich sie nicht berühren durfte, dann musste etwas anderes das eben übernehmen.. oder womöglich jemand anderes?

Als wenn Caleb an dasselbe denken würde, sahen wir uns im Bruchteil einer Sekunde an und schmiedeten im Stillen unseren ganz eigenen Plan. 

Während Gluttony ihm hinterher jagte, nachdem Caleb sich allen Anschein nach von seinem eigenen Unterarm getrennt hatte und ihm somit entwischt war, wich ich Greed so gut es ging aus. Sie wurde ungeduldig und wütend, als ich auf einen der umstehenden Bäume kletterte und von dort aufs Schulgebäude verschwand. Sie waren zwar schnell, doch da ich bereits Bekanntschaft mit Wrath gemacht hatte, waren sie im Vergleich wesentlich einfacher abzuwimmeln. 

Während Greed mir wutentbrannt hinterher jagte, beschäftigte Caleb sich weiter mit dem Fettsack. Je wütender sie wurden, desto besser war es. Emotionen machten jeden blind für die Dinge, die man mit einem kühlen Kopf betrachten musste. Für uns war es kinderleicht zwischen den Bäumen und Laternen herum zu klettern und das nutzten wir deutlich aus. 

Der Grund wieso Gluttony und Greed so gefährlich waren, war weil man sie unglaublich schwer angreifen konnte. Gluttony's Haut würde uns nur selbst verletzen und Greed's Flammen sprachen für sich selbst. 

Wir nutzten ihre Unachtsamkeit aus, indem wir die beiden gegeneinander aufhetzten. Greed setzte zu einer feurigen Attacke an, während Gluttony zu einem weiteren Bissen ansetzte.

"Jetzt!" 

Caleb und ich ließen uns zeitgleich zu Boden fallen, sodass wir uns mit dem Rücken abrollten und mit den Beinen unsere Angreifer in die richtige Richtung schubsten. 

Gluttony verschlang wie geplant Greed's Arm, welcher in ihren Flammen eingehüllt war. 

"Du Idiot! Lass meinen Arm los!" kreischte sie laut auf und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

"Hu..nger?"

Es war wie Caleb bereits sagte. Gluttony's Zähne hatten Wiederhaken, die man nicht wieder loswurde. Er kaute also genüsslich auf dem Fleisch seiner Kollegin herum, die verzweifelt versuchte sich zu befreien. 

"Du verdammter Fettsack! Ich koch dich von innen, wenn du mich nicht sofort loslässt!"

"Kochen? Essen?"

So widerlich es auch war, wir beobachteten, wie Gluttony immer weiter von Greed's Arm in sich aufnahm, bis er letztendlich an ihrer Schulter angelangte. Leider ließ sie ihre Warnung wahr werden und so setzte sie ihre Flammen gegen ihn ein. Das Ergebnis war eine verletzte Greed und ein verkohlter Aschehaufen, der zurückblieb.

"Das werdet ihr noch bereuen!" donnerte sie uns entgegen, ehe sie im Nichts verschwand. 



It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt