Kian (19 / zwei Jahre später)
Müde tapste ich aus meinem Zimmer und begab mich in die Küche, mit dem Ziel zu Frühstücken. Als ich Richy dort bereits antraf, grinste ich breit und schlich auf leisen Sohlen von hinten an ihn heran. Er wirkte ein wenig verstreut, wenn nicht sogar sehr in seinen Gedanken vertieft, sodass er sich gewaltig erschreckte, als ich meine Arme von hinten um ihn legte.
"Morg'n." nuschelte ich mit rauer Stimme und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss in den Nacken zu hauchen. Eigentlich war ich ja immer größer als er, doch irgendwie hatte er es zum Ende der Pubertät doch noch geschafft mich zu überholen, was mich aber nicht im geringsten störte.
Unsere Beziehung zueinander hatte sich ein wenig..geändert.
Nachdem ich herausgefunden hatte, dass mein bester Freund Bisexuell war, hatte ich wirklich viel darüber nachgedacht. Anfangs hatte ich ihm einige meiner Bekannten vorgestellt, die ihn eventuell auf spezielle Weise interessieren könnten, aber als Richy mir vor etwas über einem Jahr seine Liebe gestanden hatte, ließ ich es sofort sein. Ich musste gestehen, die Zeit kurz danach war mehr als nur unangenehm. Ich hatte mich kaum getraut ihn zu berühren, da ich keine falschen Signale senden wollte und er hatte etliche Konversationen zwischen uns auf ein Minimum reduziert, sodass ich absolut nicht wusste, was er dachte, geschweige denn in wie weit ich mich ihm noch als besten Freund nähern konnte, ohne etwas in ihm auszulösen.
Es war also nicht alles so einfach, wie es jetzt war. Inzwischen lebten Richy und ich in einer eigenen WG, in der jeder sein eigenes Zimmer hatte, doch die meiste Zeit schliefen wir eigentlich zusammen in einem Bett. Ja es stimmte tatsächlich. Irgendwie waren wir noch beste Freunde und zugleich auch irgendwie mehr.
"Scheiße.. Wegen dir habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen." brummte mein gegenüber entrüstet und drehte sich vollständig zu mir um. Richy lächelte mich frech an, doch irgendwie erreichte es seine Augen nicht. Zumindest wirkte es so auf mich. Ich wusste es jedoch nicht genau. Manchmal wünschte ich mir in seinen Kopf blicken zu können. Ich unterdrückte ein resigniertes Seufzen, denn das hatte ich in der Vergangenheit schon zu oft auf ihn losgelassen.
Ich kam nicht drum herum mich zu Fragen, ob eine Beziehung mit einer Mate einfacher wäre. Mates konnten ihre Gefühlswelten erspüren und füreinander da sein. Richy jedoch war seitdem wir uns auf spezielle Weise näher gekommen waren irgendwie verschlossener geworden. Somit bestätigte es den wohl wichtigsten Fakt, der uns Gestaltwandler ausmachte. Wir waren keine Mates und allmählich fragte ich mich, ob ich überhaupt eine Mate hatte.
"Alles Okay?" fragte ich ihn und machte mich langsam daran, mein Müsli zum Verzehr vorzubereiten.
"Ja. Klar. Wieso auch nicht?" fragte er mich halbherzig und mich überkam das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben.
"Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber du wirkst ein wenig bedrückt." sage ich laut und stelle ihn somit direkt zur Rede. Darauf zu warten, dass Richy von allein etwas erzählte konnte ich inzwischen vergessen. Früher hätte er mir alles sofort gesagt, doch er schien immer vorsichtiger mit seinen Gedanken und Emotionen geworden zu sein.
"Was? Nein, Nein. Es ist alles gut. Ich habe nur ein wenig geträumt." erwiderte er abwehrend und ich beließ es dabei.
***
Richard (20)
Ich war irritiert. Sollte ich nicht glücklich sein?
Es war ein schwerer Kampf, doch ich war hier mit Kian und sollte der glücklichste Kerl auf Erden sein. Wieso also war ich es nicht?
Nein, diese Frage musste ich mir gar nicht mehr stellen. Ich wusste ganz genau was mein Problem war. Es hatte damals bereits angefangen und es hatte sich auch heute nichts daran geändert.
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It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)
WerewolfRaik wartet sehnsüchtig auf seinen Achtzehnten Geburtstag, damit er endlich seine Seelenverwandte finden kann. Leider kommt es anders als Erwartet, denn anstatt einer zierlichen Blondine, die er beschützen konnte, steht ein groß gebauter Muskelprot...