Kapitel 30.

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Trace

“Lass das!” lachte Raik laut auf, als ich damit anfing ihn zu kitzeln. Er zuckte hin und her und versuchte meinen Fingern auszuweichen. Das brauchte ich grad.

Es war grausam von ihm getrennt zu sein. Ich wusste nicht mal mehr wie ich es ein ganzes Jahr ohne ihn hatte aushalten können. Es fühlte sich komplett anders an, jetzt nachdem sein Zeichen auf mir prangte. Jedes Mal wenn er in meiner Nähe war glühte das Siegel in einer angenehmen Wärme und sobald sich unsere Wege trennten entstand ein unangenehmes Ziehen, welches meinen gesamten Körper einnahm. Ich hasste dieses Gefühl. Ich wollte es nie wieder empfinden. Mit jeder Sekunde die wir länger getrennt waren, desto ekeliger wurde das Gefühl in meiner Brust. Es war wie ein Hungergefühl, welches erst verstummte sobald man es fütterte. In diesem Fall fütterte ich meinen Körper mit seiner Nähe. Mit seinen Berührungen. Mit seinem Lachen. Gott ich liebte sein Lachen. Es war hell und melodisch. Bei jedem einzelnen Klang seiner Stimme flatterte mein Herz und ich war mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um kein Kammerflimmern handelte.

Verträumt strich ich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, die durch das ganze Gezappel verstreut wurden. So wie immer musterte ich das bunte Gemisch und musste ehrlich zugeben, dass ich mir Raik überhaupt nicht einfarbig vorstellen konnte.

Ich erinnerte mich.
Seine Wolfsform hatte ebenfalls dreifarbiges Fell, welches wunderschön im Mondlicht schimmerte. Das weiche Braun, das wilde Orange und das zarte Blond harmonierten einfach perfekt. Ich konnte nicht sagen, welche Farbe ich mehr oder weniger mochte.

Ich musterte jedes Detail seines Gesichts und er beruhigte sich vom Lachen. Angestrengt wischte meine zweite Hälfte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, während ich jede Regung musterte.

Seine Augenbrauen, sowie seine Wimpern schimmerten in dem weichen Braunton, der eine unglaublich ruhige Wirkung hatte. Es war kein richtiges Hellbraun, genauso wenig war es dunkelbraun. Es war die perfekte Mitte aller Brauntöne und das faszinierte mich als Künstler ungemein. Ich hatte ihn schon so oft gezeichnet, doch nie hatte ich mich getraut Farben zu benutzen. Einfach weil ich die richtigen Farben noch nicht gefunden hatte. Meine Bilder und Skizzen wurden lediglich mit schwarzen Linien erschaffen. Ich musste jedoch selbst zugeben, dass es als Künstler äußerst unbefriedigend war, an Grenzen zu stoßen.

Ich versuchte also immer noch herauszufinden, welche Farben die seinen waren.

Eins wusste ich: Seine Augen waren ein klares Karamellbraun mit goldenen Schleiern. Zumindest in seiner menschlichen Form.

“Ist irgendwas?” fragte er mich verlegen, nachdem ich ihn einfach nur angestarrt hatte. Ich lächelte knapp und schüttelte langsam den Kopf.

“Ich will dich zeichnen.” gab ich ehrlich zu und ließ meine Finger durch das weiche Meer aus Haaren gleiten.

“Du hast mich doch schon oft gezeichnet.” lachte er auf, doch ich schüttelte erneut den Kopf.

“Ich will alles. Ich will alles von dir in Farbe auf eine leere Leinwand bringen. Ich will aus einer weißen Leere das schönste Kunstwerk erschaffen, das die Welt je gesehen hat.” murmelte ich fasziniert, wenn auch ein wenig besessen. Ich wollte die zwei Dinge, die ich am meisten liebte miteinander verbinden.

Ich wollte ihn natürlich zu nichts drängen, doch es wäre mein größter Wunsch Raik in voller Perfektion zu zeichnen.

Ich hatte jahrelang nach einer passenden Muse gesucht. Etwas worauf ich mein gesamtes Potenzial richten konnte, ohne enttäuscht zu werden. Ein Motiv welches mit meinen Fähigkeiten mithalten konnte.

Ohne eingebildet zu klingen musste ich klarstellen, dass es nur wenige Leute mit meinem Talent gab. Ich hatte sehr hart dafür gearbeitet um so weit zu kommen. Auch in mir schlummerte ein gewisser Perfektionist und ich gab mich nicht mit weniger zufrieden, wenn ich wusste, dass mehr in mir steckte.

It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt