Raik
"Das sieht ihm mal wieder ähnlich" seufzte Caleb, als ich ihm von meinem Verhältnis zu seinem Bruder erzählte. Ich wusste selbst nicht wieso ich ihm vertraute. Irgendwas an ihm gab mir das Gefühl verstanden zu werden und nicht allein zu sein. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an der Ähnlichkeit zu Trace. Ich vermisste ihn. Nie zuvor hatte ich geglaubt jemanden so sehr vermissen zu können.
"Was sieht ihm ähnlich?" fragte ich verwundert und sah von einem Bild auf, welches mich beim Sportunterricht zeigte.
Mein Gesprächspartner strich sich durch die dunklen Haare, ehe er zu erzählen begann.
"Du musst wissen, Trace ist jemand mit einem starken hang zur Loyalität. Er bleibt Dingen treu, die ihm nicht gut tun und ist bereit sich für Leute aufzuopfern, die es nicht verdient haben." frustriert pustete er die störende Haarsträhne aus dem Gesicht und sprach ernst weiter.
"Unsere Familie und ein Großteil des Rudels haben eine recht altmodische Lebenseinstellung und bestehen darauf, alte Tradition fortzusetzen. Den meisten geht es viel mehr um Macht und Reichtum, als um Familie und Zusammenhalt."
Caleb sah aus dem kleinen Fenster und schien Erinnerung in sich hervorzurufen, die er lieber gemieden hätte."Es ist nicht leicht, sich der Masse zu widersetzen. Wenn man unter strengen Bedingungen aufwächst, dann weiß man irgendwann gar nicht mehr, was Freiheit ist."
"Du wirkst nicht wie jemand, dem es an Freiheit mangelt."
"Da hast du recht. Ich lebe schon seit drei Jahren nicht mehr in einem Rudel. Ebenso lang habe ich meine Geschwister nicht mehr gesehen."
Er sagte es so, als wenn es keine große Sache wäre, doch nie in meinem Leben könnte ich es über mich bringen, mein eigenes Rudel zu verlassen. Das Rudel war das A und O. Ohne Rudel war man Freiwild, einsam und auf sich gestellt. Etwas unvorstellbares in meinen Augen.
"Wieso bist du so nett zu mir? Wieso erzählst du mir das alles?" fragte ich nachdenklich. Niemand würde freiwillig zugeben, dass er zu keinem Rudel gehörte. Vor allem nicht gegenüber seines Feindes. Aber waren wir überhaupt Feinde?
"Dein Bruder, Gareth, er war mein Freund." begann er leise und ich konnte die Trauer über seinen Verlust in seiner Stimme hören. Wenn ich genauer darüber nachdachte, dann war Caleb ungefähr in dem Alter wie mein Bruder, wenn er noch am Leben wäre. Ich hörte jedoch zum ersten Mal davon, dass er etwas mit den Katzen zu tun hatte.
"Es hat einen Grund, wieso ich wieder hier bin. Ich wollte sein Grab besuchen gehen, doch ich konnte es nirgends finden." erzählte er peinlich berührt und kratzte sich verlegen am Nacken.
"Wir haben eine eigene Grabstätte für Familienmitglieder. Außenstehende haben keinen Zugriff darauf." erklärte ich sachlich und vernahm ein resigniertes Nicken seinerseits.
"Ja damit habe ich gerechnet."
"Ich kann dich vielleicht mal mitnehmen?" schlug ich vor und seine Miene erhellte sich augenblicklich.
Es war zugegebenermaßen recht interessant zu beobachten, wie unterschiedlich er und Trace doch waren. Im Gegensatz zu seinem jüngeren double war Caleb einfach zu lesen und handhaben. Er sprang auf Gespräche an und schien Spaß am Reden zu haben.
Die Antworten meines Mates fielen dahingegend eher milde aus."Gibt es einen Grund, wieso du nicht mehr im Rudel lebst?" fragte ich nach geraumer Zeit und hoffte, dass ich ihm nicht zu nahe trat.
"Wie schon erwähnt lebt unsere Familie sehr diszipliniert und traditionell. Es kam nicht gut an, dass ich mit dem Sohn des Alpha Wolfes befreundet war. Es gab aber noch viele andere Gründe, wieso ich aus der Familie verbannt wurde. Mir gefiel ihr System nicht und es war schwer mich ihnen anzupassen." Ein Seufzen trat über seine Lippen und für einen Moment konnte ich die Einsamkeit aus ihm sprechen hören.
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It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)
WerewolfRaik wartet sehnsüchtig auf seinen Achtzehnten Geburtstag, damit er endlich seine Seelenverwandte finden kann. Leider kommt es anders als Erwartet, denn anstatt einer zierlichen Blondine, die er beschützen konnte, steht ein groß gebauter Muskelprot...