Yve
Das Leben bei den Wölfen war gar nicht so schlecht. Auch wenn mich die anfänglichen Blicke und die ersten Therapiestunden tierisch genervt hatten, so war mein Leben doch angenehm.
Trace hatte recht behalten, als er uns ein besseres Leben versprach. Das bedeutete jedoch nicht, dass ich den Tod weniger attraktiv fand.
Dennoch gab ich mir Mühe am Leben zu bleiben. Was hatte ich denn auch für eine Wahl.Ich beschäftigte mich inzwischen auch ein wenig außerhalb meines Zimmers, indem ich durch den Wald spazierte und kleine Tierchen fing.
Mein gesamtes Zimmer war inzwischen übersät mit kleinen Terrarien, in denen Insekten, Amphibien und Reptilien hausten. Irgendwie hatten die kaltblüter mein Herz erobert, auch wenn der Rest des Haushaltes sich davor eher ekelte.Ich machte mich gerade fertig und packte meine neu dazugewonnene Schlange in eine kleinere Transportbox, damit ich sie mit zu Christa nehmen konnte. Ich wollte sie ihr unbedingt zeigen.
Normalerweise gab ich nicht sonderlich viel auf mein aussehen. Ein wenig schwarze schminke und alles war gut. Hauptsache so dunkel wie es nur möglich war.
Heute jedoch gab ich mir irgendwie Mühe hübsch zu sein. Keine Ahnung wieso.
Meine blasse Haut machte der einer Leiche Konkurrenz und meine dunklen augenringe stachen selbst aus einer Entfernung von 10Metern hervor. Bei dem mörderisch schönen Anblick meines eigenen Spiegelbilds bekam ich eine Gänsehaut.
Viele Leute fanden mich abstoßend. Sie sagten mein Körper sei zu dünn. Meine Arme zu sehnig. Meine Haare zu lang. Mein Gesicht zu gruselig.
Das alles störte mich jedoch nicht, denn ich fand mich perfekt. Ich sah aus wie eine wandelnde Leiche und das war mega cool.
So dünn war ich nicht einmal. Meine Haut war lediglich so hell, dass man so gut wie alles sehen konnte. Nicht meine Schuld.
Dennoch in einem Punkt hatten alle recht. Ich war nicht süß. Jemanden wie mich könnte man unverändert in einen Zombiefilm setzen und niemand würde sich beklagen.
Süß war was anderes. Christa war süß. Sogar sehr. Ihre blonden Haare strahlten in der Sonne und ihr Lächeln ließ jeden schmelzen. Was jemanden wie sie bloß dazu brachte mit jemanden wie mir herum zu hängen?Ich bemittleidete mich nicht selbst. Ich stufte mich auch nicht herab, nur weil ich anders war. Ich wollte lediglich eine realistische Antwort auf diese Frage finden.
Ich sah wieder in meinen Wandspiegel und betrachtete die düstere Gestalt vor mir. Ich sah wirklich aus wie das Mädchen aus 'The Ring'
Ob ich meine Haare schneiden sollte? Wäre ich dann ein wenig süßer? Wollte ich überhaupt süß sein?
Ich drehte mich hin und her, betrachtete jeden Winkel meines Körpers und probierte einige neue Dinge aus.Neugierig band ich meine Haare zu einem hohen Zopf und betrachtete genauer mein müdes Gesicht. Ich hatte keine bunten Sachen. Ich hatte keine farbigen Klamotten, genauso wenig hatte ich farbige schminke. Abgesehen von den blutroten und dunkellilanen Lippenstiften war meine gesamte Ausstattung schwarz oder grau.
Mein sogenanntes 'Make Up' bestand aus schneeweißem Puder, da nichts anderes zu meiner hellen Haut passte.
Ich schminkte mich eigentlich gern. Ich hatte bloß nie einen besonderen Anlass dazu. Heute jedoch gab ich mir viel Mühe und war mit dem Endergebnis sogar zufrieden. Ich war zwar noch immer nicht süß, doch die augenringe waren fort, meine Augen wurden durch den hellgrauen Lidschatten hervorgehoben und der Kontrast lag diesmal auf meinen Lippen, die sich mit dem dunklen lila von der weißen Haut abhoben.
Alles in allem war es akzeptabel.Früher hatte ich oft zu hören bekommen, dass ich wie meine Mutter aussah. Dafür hatte ich sie gehasst. Nicht weil sie eine schlechte Person war, sondern weil dies der einzige Grund war, wieso Vater mich für seine Gelüste missbraucht hatte. Er hatte sie bereits gebrochen, da war ihm der Spaß vergangen.
Ich hasste diese ganzen naiven Weiber um mich herum, die unbedacht darum bettelten für ihren Körper beachtet zu werden. Junge Mädchen, die für jeden die Beine spreizten, bloß um ein Kompliment zu bekommen. Alle wollten sie hübsch und begehrenswert sein.
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It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)
WerewolfRaik wartet sehnsüchtig auf seinen Achtzehnten Geburtstag, damit er endlich seine Seelenverwandte finden kann. Leider kommt es anders als Erwartet, denn anstatt einer zierlichen Blondine, die er beschützen konnte, steht ein groß gebauter Muskelprot...