Kapitel 17.

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Trace

Verträumt beobachtete ich die schlafende Gestalt in meinen Armen und strich dieser eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. Interessiert musterte ich die blonde Strähne zwischen meinen Fingern, die in dem Gewühl aus Orange und Braun deutlich herausstach. Mir gefiel das bunte Gemisch aus Haaren, denn sie schienen jedes Mal aufs neue eine Überraschung hervorzubringen. An manchen Tagen schimmerten sie Honigblond, an anderen wieder braun mit der Tendenz zu Orange. Je nach Lichtverhältnis konnte man einen Blick auf das Spektakel werfen. Zu gern hätte ich jeden Morgen und jeden Abend sein Erscheinungsbild betrachtet und mich gefragt wie ein Wesen nur so wunderschön sein konnte.

Langsam strich ich die weichen Haare aus seiner Stirn und drückte ihm einen sanften Kuss auf.

Ich wusste, dass es schwer werden würde ihn loszulassen. Vor allem nach dieser Nacht. Ich wusste es, doch ich konnte Viktoria nicht heiraten, bevor ich ihn nicht wenigstens einmal nur für mich hatte. Nur für diesen kurzen Augenblick. Das war alles was ich wollte.

Ich konnte mein Handy in der Hosentasche vibrieren hören und ich wusste, dass es Zeit war loszulassen. Diese Party war meine letzte Möglichkeit gewesen an dieses kleine Stückchen Freiheit zu gelangen, bevor ich für immer an ein Leben gekettet wurde, welches nicht mir gehörte.

Auf dieser Welt gab es nichts was ich Mein hätte nennen können. Nichts außer ihn.

Ich küsste ihn ein letztes Mal, bevor ich leise aus dem Bett kletterte und mich zügig anzog.
Wenn ich durch diese Tür ging, dann würde ich nicht nur Raik, sondern auch die Möglichkeit auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm hinter mich lassen. Ich wusste es und doch war ich nicht in der Lage meinen Körper davon abzuhalten, auf diese blöde Tür zuzusteuern. Meine Hand legte sich um den kalten Knauf, als ich plötzlich zögerte.

Alles in mir schrie danach, zu ihm zurück zu gehen. Mich in dieses Bett zu legen und Raik nie wieder loszulassen, doch ich hatte mich schon lange dafür entschieden meine Familie über ihn zu stellen. Ich musste es tun, ganz gleich wie sehr ich darunter litt.

Ich atmete tief durch, hielt die Luft an und verließ schnell den Raum. Mit eiligen Schritten durchschritt ich das Haus und erst als ich das Gebäude verlassen hatte, atmete ich wieder auf. Es war, als wenn ich ins kalte Wasser gesprungen wäre und kaum hatte ich meinen Mate hinter mich gelassen, konnte ich das leise knacken meines zersplitternden Herzen hören.

Jeder Schritt den ich tat wurde von dem hohlen Geräusch begleitet und echote in meinem Inneren.

Knack.
Ich ging um die Ecke.

Knack. Knack.
Ich überquerte die große Straße.

Knack. Knack. Knack.

Je weiter ich mich von ihm entfernte, desto größer wurde der Riss und ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis ich in alle Einzelteile zerfiel.

Ich errichtete eine mentale Mauer, die meine Emotionen zurück drängte, ehe ich mein Handy hervorholte und den Anruf meiner Mutter entgegen nahm.

"Hallo." die Stimme meiner Mutter war so monoton und lustlos wie immer und ich dachte über die vielen Male nach, in denen ich sie mir mit einer Emotion vorgestellt hatte.

"Was gibt's?" fragte ich sofort, da ich ihre Zeit nicht noch mehr verschwenden wollte, indem ich höfliche Konversationen startete.

"Nichts was von Bedeutung wäre. Ich wollte dir bloß zu deinem Geburtstag gratulieren." Sie klang abgelenkt, doch das war sie eigentlich immer. Die Arbeit war wichtiger.

"Ich hatte gestern Geburtstag." verbesserte ich sie, doch ich wusste, dass sie mir nur mit halben Ohr zuhörte.
"Wie du meinst."

"Sonst noch etwas?" fragte ich.

It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt