Kapitel 22.

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Raik

Nun stand ich also da, total verdattert und musste Trace nun erklären, wie Dylan es wagen konnte, ihn aus seinem eigenen Zimmer zu werfen. Zumindest puzzelte ich eine Erklärung in meinen Gedanken zusammen. Es kam aber nie zu der Erklärung. Völlig gleichgültig nahm mein Mate seine Sachen und ging in unser Zimmer.

Wortlos folgte ich ihm und beobachtete, wie er es sich auf der linken Seite des Zimmers gemütlich machte. Wir hatten jeweils nur ein kleines, ungemütliches Einzelbett, doch keiner beschwerte sich. Bei den Mädchen sah das wohl etwas anders aus.

Wir hatten einen Kleiderschrank, den wir uns teilen mussten und einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen, der in der Mitte des Raumes platziert war. Mehr nicht.
Schweigend kümmerte ich mich um das Bett zur rechten Seite und als ich meinen Koffer auspackte, merkte ich, dass Trace seinen nicht mal anrührte. Er ließ seine Klamotten verstaut und schob den Koffer unter das Bett.

Die Anspannung zwischen uns war unübersehbar. Selbst ein Mensch hätte die eisige Luft zwischen uns zu spüren bekommen. Nach der Sache im Flugzeug war es nun wieder total unangenehm geworden.

Also nicht er war unangenehm. Niemals würde ich ihn als unangenehm empfinden. Ganz im Gegenteil.

Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Es war zwar schon spät und wir waren allesamt erschöpft, doch ans schlafen konnte ich ganz bestimmt nicht denken.
Trace hatte sich einfach stumm ins Bett gelegt und mir den Rücken zugewandt. Na super. Ich wollte mit ihm reden. Ich durfte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Wer wusste schon wie lang wir hier bleiben würden? Gut möglich, dass wir uns morgen ein anderes Hotel suchten. Denn eins war klar. Komfortabel sah anders aus. Das Nötigste war zwar da, doch einige Gegenstände waren beschädigt. Wie zum Beispiel mein Bettgestell. Es wackelte furchtbar und ich traute mich kaum, mich auf die andere Seite zu legen. Höchstwahrscheinlich klappte das Ding in sich zusammen sobald ich mich regte.

Ein lautes Donnern riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich verwundert zu dem Fenster zwischen mir und Trace aufblicken. Der Regen war stärker geworden und helle Blitze streiften durch die Dunkelheit.
Hoffentlich war das Wetter in den nächsten Tagen besser.

Ich schaltete die kleine Lampe neben meinem Bett aus und starrte in die Finsternis. Dabei beobachtete ich immer wieder wie strahlende Blitze vor dem Fenster wanderten und das Zimmer für wenige Sekunden erhellte.

Ich fand Gewitter schon immer irgendwie Interessant. Es gefiel mir dem Spektakel zuzusehen. Manche Blitze waren heller als andere.

Der Moment, kurz bevor das Gewitter richtig losging war am spannendsten. Man konnte die schwüle Luft auf der Haut spüren und wartete nur darauf, bis die Welt mit einem lauten brüllen durchgespült wurde. Ich zählte die Sekunden bis zum endgültigen Sturm.

Der Donner stockte von Sekunde zu Sekunde immer weiter auf, ehe es plötzlich ganz still wurde und ich nach mehrere Minuten schon befürchtete, dass die Wolken von dannen gezogen waren. Schade.
Enttäuscht schloss ich die Augen und versuchte es mir im Bett gemütlich zu machen, als ein Ohrenbetäubendes Geräusch ganz Paris aus dem Bett rüttelte. Der Himmel war das blanke Chaos. Etliche Wolken tümmelten sich aufeinander und ließen ihre Schreie auf die Erde prasseln. Das war echt heftig.

Staunend starrte ich aus dem Fenster und war von dieser übergroßen Naturgewalt gefesselt. Ich wollte ein Foto oder besser noch ein Video aufnehmen, als ein leises Wimmern meine Aufmerksamkeit erlangte. Sofort schossen meine Augen zu der Stelle, an der Trace sich zu einem kleinen Knäuel zusammengerollt hatte und selbst die Decke konnte sein Zittern nicht verstecken.

So leise wie möglich stand ich von dem knarrenden Bett auf und tapste vorsichtig auf die andere Seite des Zimmers.
"Trace?"

Er reagierte nicht. Selbst dann nicht, als ich die Decke anhob und ihn besorgt musterte. Er hatte die Augen zusammen gekniffen und die Hände auf seine Ohren gepresst. Dabei zitterte er wie Espenlaub und das bereitete mir große Sorgen.

It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt