Kapitel 26.

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Trace

Das war alles meine Schuld. Als ich davon mitbekam, dass Benji immer noch nicht zurück gekommen war, verprügelte mich mein Gewissen. Sofort schoss mir unser Gespräch ins Gedächtnis. Ich war zu hart zu ihm gewesen. Ich wusste doch, wie sensibel er in Wahrheit war. Trotzdem hatte ich ihn allein zurückgelassen und mich nur auf Raik konzentriert. So etwas durfte mir als Alpha nicht passieren. Ich war für jedes einzelne Rudelmitglied verantwortlich. 

Ich jagte durch die Gänge und holte die restlichen Mitglieder unseres Rudels. 

Ups. Hatte ich grade wirklich an unser Rudel gedacht? Ob Raik und ich wirklich einmal ein gemeinsames Rudel führen würden? Der Gedanke war gar nicht so schlecht. 

Es dauerte nicht lang, bis wir uns im Wald versammelt hatten und unsere verloren gegangenen Freunde suchten. In diesem Moment ging es nicht um Rassen. Es ging nicht um Wolf oder Katze. Es war unbedeutend, wer Schuld hatte. Wir wollten einzig und allein unsere Freunde finden und arbeiteten besser zusammen, als gedacht. Wir nahmen unsere animalische Gestalt an und Raik stieß ein unheilvolles Heulen aus, welches mich, so unpassend der Moment auch war, ziemlich anmachte. 

Ich rief mir in Erinnerung, dass es die Mate Verbindung war, die mich so wuschig auf ihn machte. Ganz egal was er auch getan hätte, es hätte mich angemacht. Da hätte er sich selbst im Gebüsch übergeben können, ich hätte ihn trotzdem attraktiv gefunden. Verrückt. 

Ich riss mich also von seinem Anblick los und erteilte den anwesenden Gestaltwandlern Befehle, die sie ohne zu Zögern entgegennahmen. 

Es war ungewohnt in meiner animalischen Gestalt zu sein. Ich verwandelte mich nur selten, einfach weil es Zuhause Gebrauch war, die menschliche Form zu bevorzugen. 

Es war schwer die Hunde auseinander halten zu können. Ich wusste, dass es ihnen bei uns nicht anders ging. Wir kannten die jeweils andere Rasse nicht sonderlich gut, weswegen es uns allen schwer fiel, sich an den anderen anzupassen. Raik würde ich jedoch überall wiedererkennen. Er war größer als Kian oder Richy. Ebenso strahlte er eine stärkere Aura aus, die nach Alpha schrie. Er trat neben mich und bevor wir losstürmen konnten, stupste er mich mit seiner großen Schnauze an. Ich quittierte seine Geste mit einem verlegenen Schnauben, ehe ich meinen Kopf knapp an sein Fell schmuste. Es war nur ein ganz kurzer Moment und ich hatte es mehr aus Reflex, als Bewusst getan. Ich rieb meinen Geruch an ihn damit der Feind erkannte, dass dieser Alpha schon vergeben war. Dasselbe tat er bei mir, indem er mein Nackenfell leckte. 

Ich schüttelte mich einmal um das Kribbelnde Gefühl loszuwerden. Dann stürmten wir los und preschten durch den Wald. 

Hufe klappern, Pferde traben

Springen übern Wassergraben

 über Stock und über Stein

Wer kann das wohl sein?

Das sind Bibi und Tina-a-a-a - Warte was?

Na toll, jetzt hatte ich einen Ohrwurm von Mira's blöder Kinderserie.

Es passte aber auch zu gut. Geschmeidig hüpften wir über jede Wurzel, jeden Ast und jeden Stein, der sich uns in den Weg stellte. Es dauerte auch nicht lang, bis wir von weitem eine Antwort bekamen und das Heulen durch den Wald drang. 

Das musste Raik's Beta gewesen sein. Benji wäre niemals in der Lage solch ein Geräusch von sich zu geben. Wir legten an Tempo zu und mir stellte sich das Fell auf, als ich den widerlichen Gestank von versifften Viechern zu fassen bekam. 

Füchse. Im Augenwinkel konnte ich ihr rotes Fell schimmern sehen und deutete den anderen an, dass wir uns von Raik trennen und sie angreifen würden. Während mein Mate am Boden die Führung übernahm, leitete ich meine Leute aus den Bäumen heraus. Wir kletterten über die Äste und konnten gezielt von oben angreifen, als wir sahen, wie die Füchse unsere Freunde attackierten. 

It Mate Me Fall In Love With Him (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt