Kapitel 4 (!)

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Alle wurden ein bisschen schläfrig im Auto, da es noch sehr früh war und alle sehr ruhig vor sich hin grübelten.

Wir erblickten den Sportplatz und sofort kam Bewegung in den Bus. Bei der heutigen Veranstaltung gab es nur verschiedene Sprint Distanzen.

Wir stiegen aus und nahmen unsere Sport Taschen. Über den Platz gingen wir zu den Umkleiden. Auf dem Weg dort hin starrten uns alle Ehrfürchtig an. Wir waren die guten, unbesiegbaren vom Eliteinternat.

Ich konnte mich noch gut daran erinnern, als ich vor einem Jahr bei diesem Wettkampf gewesen war, jedoch nicht zu diesem Internat gehört hatte.
Von außen sahen wir wie glückliche, erfolgreiche Sportler und Sportlerinnen aus, die alles locker hinbekamen und sich nicht für das Training und die ganzen Siege anstrengen mussten.

Doch so war es nicht. Absolut nicht. Ich wage sogar zu behaupten, dass wir uns viel mehr anstrengen mussten, als alle anderen. Wir trainierten härter, länger und öfter als alle anderen.

Wir gingen also zur  Umkleidekabine und zogen uns um. Das Vereins Trikot war blau und weiß und vorne drauf stand "Jesse Owens Internat". Basti hatte ein Trikot an während Selene und ich ein bauchfreies Top trugen. Wir  liefen  uns drei Runden zum Aufwärmen ein und machten danach ein paar kleine Übungen. Steffan gab uns die Aufgaben und zeigte uns wie wir sie machen sollten. Er zeigte uns wie wir uns besser bewegen  konnten und dann war auch schon bald der erste Vorlauf.

Als erstes wurde Basti aufgerufen. Er war der schnellste in seinem Vorlauf. Nervös sprang er auf und ab, hockte an und klopfte sich seine Beine aus.
Seinen Startblock hatte er schon eingestellt, ein paar Probestarts waren auch schon gemacht.

Neben Basti hatten sich nun auch die anderen Sprinter eingefunden.
Das vertraute "auf die Plätze" ertönte durch die Lautsprecher neben den Blöcken. "Fertig", alle richteten sich auf und "los".

Perfekt startete Basti aus seinem Startblock, die Spikes gruben sich in die Tartanbahn. Die erste Hürde kam, Basti nahm sie perfekt, auch die anderen striff er nicht mal annähernd.
Als erster kam er ins Ziel, mit einer Zeit, die akzeptabel war. Nicht gut, nicht schlecht, aber auch nicht überragend.

Die anderen Vorläufe der Männlichen Jugend U18 verliefen auch alle ohne irgendwelche Zwischenfälle. Basti kam sicher in den Endlauf.

Nun waren wir Mädchen dran. Ich spürte das gewohnte kribbeln im Bauch, dass mich nichts essen ließ, und weswegen mir ein bisschen übel war.
Ich wurde als zweit schnellste aufgerufen. Selene war schneller als ich. Das wollte ich heute ändern.
Ich wollte schneller als sie sein! Und ich wollte die Norm für Olympia knacken.

Das Adrenalin floß durch meine Adern. Ich war völlig unter Spannung.
Ich stieg in den Startblock, machte ein paar Probestarts. Ich stellte den Block ein, so dass er passend war.

Wir standen nun hinter dem Startblock, der Starter pfiff in seine Pfeife. Ich sprang auf und ab. Dieses Gefühl war jedes mal unerträglich.
"Auf die Plätze" Ich ging vor meinen Startblock, sprang noch einmal auf und ab und setzte dann meine Füße in die Blöcke. Erst den linken nach hinten und dann den rechten weiter vorne.
Die Hände an die Linie, so dass sie nicht darüber waren.

In dem Moment war eine Spannung in mir, die unbeschreiblich ist. Alles wurde ruhig. Meine Aufregung verflog. Ich war vollkommen konzentriert.

"Fertig"
Jetzt gab es kein zurück mehr, gleich würde es los gehen.

"Los"
Ich stieß mich vom Block ab. Die ersten drei Schritte waren die wichtigsten.
Und die saßen perfekt.
Ich bewegte meine Beine schneller, als ich denken konnte.
Da kam schon die erste Hürde.
Die Technik saß, ich kam so flach darüber wie kaum ein anderer.
Ich konnte nicht mehr denken.
Die nächste Hürde, meine Beine flogen dahin.

Schneller! Ich spürte meine Beine nicht mehr. Ich sah nur noch das Ziel.
Nächste Hürde. Weiter. Immer weiter.
Und da war es, das Ziel. Nur noch zwei Hürden.
Wieder ein perfekter Sprung.
Nur noch eine Hürde.
Ich musste noch schneller sein.
Im Augenwinkel sah ich Selene. Schneller!
Schneller, die letzte Hürde.
Nur noch ein paar Meter, so schnell ich kann!

Und ins Ziel!

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt