Kapitel 86

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Noahs besorgter Blick machte es auch nicht besser.
Meine Emotionen ließen sich nicht kontrollieren.

Dann hörte ich Schritte, Selene, Basti und Steffan kamen auf mich zu. Selene sah mich mit einem hämischen Blick an. "Ich habe gehört, deine Zeit war nicht so toll?", fragte sie und lachte.
Und doch konnte ich in ihren Augen etwas anderes erkennen, doch ich konnte es nicht zuordnen.

Und plötzlich stockte mein Atem. Meine Hände fingen an zu zittern. Meine Lunge konnte nicht genug Sauerstoff für meinen Körper aufnehmen, alle drehte sich vor meinen Augen.
Mein Herz klopfte in unregelmäßigen Abständen.
Ich konnte nicht anders, ich musste hier weg.
Ich konnte nur noch verschwommen sehen, meine Beine waren weich wie Butter und doch musste ich hier weg. Weg von Selene, weg von Steffan, weg von allen.

Und deshalb rannte ich. Keine Beine wurden etwas sicherer beim Laufen, dich die Beklemmung von meiner Brust löste sich nicht.

Ich rannte und rannte und traf irgendwann auf eine Wiese. Ich blieb stehen.
Als meine Beine mich nicht mehr halten konnten, ließ ich mich fallen.
Mein Herz raste, nicht nur vom Rennen. Meine Hände waren feucht von Schweiß und ich schloss die Augen.

"Alia!", ich wollte nicht die Augen öffnen, ich wollte einfach liegen bleiben.
Doch die Stimme hörte nicht auf zu reden. Also öffnete ich doch meine Augen und sah in die Augen von Noah. Er war mir hinterher gelaufen.

Er hielt meine Hand, an die ich mich klammerte, als wäre es mein Rettungsring bei Seenot.
Noah sprach nun nicht mehr, er atmete tief ein und aus. Automatisch Nächte ich es ihm nach.
Meine Gedanken beruhigten sich.
Nach uns nach löste sich auch die Beklemmung von meiner Brust.
Meine Hände zitierten nicht mehr, ich saß einfach nur da und atmete.
Das tat gut.

Als ich mich wieder gefangen hatte, fragte ich:"Noah, was war das?"
Er antwortete mit ruhiger Stimme:"Ich denke, du hättest eine Panikattake. Das ist aber völlig okay. Es ist alles gut."

Ich atmete tief ein. Und dann wieder aus. Für eine Weile hatte ich vergessen, wie es war zu atmen.
Ich ließ mich wieder nach hinten ins Gras fallen.
Mein Kopf brummte.

"Können wir wieder aufstehen?", fragte Noah:"Gleich ist Siegerehrung, da möchtest du doch bestimmt dabei sein oder?"
Ich nickte vorsichtig.
Noch etwas wackelig auf den Beinen, aber zunehmend sicherer lief ich, gestützt von Noah, zurück zum Stadion.
Puh!

"Selene war schon etwas betroffen", sagte Noah, nachdem ich ihn gefragt hatte, wie die anderen reagiert hatten.
"Und Steffan?"
"Der wollte erst die Sanitäter her holen, doch ich habe zu ihm gesagt, dass ich das kläre."

Als wir am Stadion angekommen waren, wurde gerade die Siegerehrung aufgerufen.
Ich hatte während meines Anfalls gar nicht bemerkt, wie lange ich eine glich gelaufen war. Doch das machte sich nun bemerkbar, meine Beine waren angestrengt.

Ich lief nach unten auf den Platz, wo das Treppchen und alle meine Gegnerinnen schon bereit standen.
"Und den ersten Platz im hundert Meter Hürdenlauf der weiblichen Jugend U-21
belegt Selene Hoester"

Applaus.
Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass wir nun schon in der U-21 waren. Es war nun höchste Zeit, die Norm für Olympia zu laufen, sonst wüde das ja nie mehr klappen!

"Und den zweiten Platz belegt Alia Beiter!"
Applaus auch für mich. Ich merkte, wie sich ein künstliches Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Ich nahm auf dem Sieger Treppchen Platz und schüttelte der Dame vom Sportbund die Hand. Diese drückte mir eine Urkunde in die Hand und hängte mir eine Medaille um den Hals.

In Augenwinkel sah ich Selene, die mir einen besorgten Blick zu warf. Selene und besorgt?
Irgendetwas war nicht normal!

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt