Kapitel 17

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Noah ließ mich zum Glück erst einmal in Ruhe. Selene redete meistens mit ihm, manchmal auch Basti, was mich wunderte.

Doch mich ignorierte Noah schon fast. Es war, als ob er meine Gedanken gehört hatte, dass er mich Unruhe lassen sollte.

Bald schon stand der nächste Wettkampf an, an dem auch Noah teilnehmen würde. Basti redete nun nicht mehr mit ihm,denn nun kam die Angst vor der Niederlage zurück.

Und ich machte mir wieder Hoffnungen, gegen Selene zu gewinnen.
Es kamen dieses mal sehr viele Athleten mit, wir brauchten vier Busse, um dort hin zu fahren. Zum Glück war es nicht sonderlich weit, nur etwa eine halbe Stunde vom Internat entfernt.

Als wir an der Wettkampfstätte angekommen waren, hatten wir Sprinter noch relativ viel Zeit, bevor wir uns warm machen mussten.
Selene glückte ihren neuen Freundinnen bei deren Disziplinen zu und Basti setzte sich irgendwo in den Schatten.

So kam es, dass Noah und ich das erste mal richtig miteinander sprachen.
"Du heißt Alia oder?", fragte er und ich bemerkte, dass seine Stimme sehr schön war. Tief und beruhigend.

Ich nickte. "Seit wann bist du in dem Internat?", fragte er. "Seit einem Jahr.", ich antwortete nur kurz.
"Ich sehe, du redest nicht gerne?"
"Nicht vor Wettkämpfen. Aber normalerweise bin ich auch nicht die, die alle voll redet. Ich bin nicht wirklich still, aber ich mag es manchmal lieber, zuzuhören, als zu erzählen."

Er nickte verständnisvoll. "Also ich rede eher viel, vor allem wenn ich aufgeregt oder wütend bin", meinte er, während wir einem vierhundert Meter Lauf zu sahen, der gerade gestartet war.

Es wurde langsam Zeit, dass wir uns warm machten und so standen wir auf.
Nachdem wir warm waren, versammelten sich die Jungs schon zum Start.
"Viel Glück", wünschte ich einmal Basti und einmal Noah. Dann stellte ich mich an den Rand, nicht all zu weit weg von der Startlinie, weil ich ja auch gleich laufen würde.

Die Jungs starteten und es war eigentlich nur ein Kampf zwischen Basti und Noah. Basti gewann diesen Kampf, wenn auch relativ knapp.

Ein zweiter Lauf der männlichen U18 folgte und danach war ich dran.
Ich war nicht mit Selene in einem Lauf, das hieß, dass es schwierig werden würde, schneller als sie zu laufen.

Ich war in dem Lauf vor Selene und lief auf Bahn drei. Während die anderen noch aufgerufen wurden, stellte ich mir meinen Startblock ein.

Ein paar Probestarts machte ich auch noch und dann waren alle auch bereit zum starten.
Der Starter pfiff in seine Trillerpfeife und ich sprang nervös auf und ab.

"Auf die Plätze"
Wir stiegen vor den Startblock, von vorne rein steigen, Hände korrekt an die Linie.
"Fertig"
Es war eigentlich immer das gleiche. Ein wenig aufrichten.
Schuss.

Als ich im Ziel war, wusste ich nicht mehr, wie das Rennen abgelaufen war. Ich war als erste ins Ziel gekommen, mit einer Zeit von 14,80 s.
Nicht sonderlich gut, aber okay.

Ich lief schnell von der Bahn, denn Selene war dran. Sie kam ebenfalls als erste ins Ziel, und zwar mit einer neuen Bestzeit. 13,97s.
Wie war das möglich? So ein drastischer Sprung nach vorne? Und die Windverhältnisse waren hier nicht wirklich gut, wir hatten relativ viel Gegenwind gehabt.

Nun war es wirklich schwer, Selene zu schlagen, wenn sie sogar fast eine Sekunden schneller war als ich...

Noah umarmte Selene und beglückwünschte ihre neue Bestzeit.
Auch Basti umarmte sie. Noah sah mich fragend an, er fragte sich wahrscheinlich, warum ich nicht einmal etwas zu Selene sagte.

Dich ich drehte mich nur um und ging weg. Ich lief auf die Toilette und dort fingen die Tränen einfach an zu rollen. Ich war so eine schlechte Verliererin! Was hatte das Jesse Owens Internat aus mir gemacht?

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt