Kapitel 11

98 8 0
                                    

Die nächsten Tage trainierte ich normal. Ich hatte keine Beschwerden. Steffan erzählte mir, dass ein Termin mit meinen Eltern ausgemacht worden war. In drei Wochen an einem Freitag morgen. Dafür mussten beide sich einen Tag frei nehmen, Donnerstag los fahren, hier in der Nähe übernachten und dann morgens hier auftauchen.

Ich wunderte mich über meinen Magen. Ich hatte mich seit dem letzten Mal nicht mehr übergeben. Ich hatte zwar täglich mehrere Übelkeitsanfälle, aber das war inzwischen normal.

Bei einem Training, das am Nachmittag statt fand, teilte Steffan uns unsere nächsten Wettkämpfe mit. An fast jedem Wochenende war ein Wettkampf, wir mussten jetzt noch härter trainieren als sowieso schon.

Einmal beim Training, als wir gerade das Lauf-Abc machten, bekam ich wieder Bauchkrämpfe. Ich trainierte trotzdem weiter, ich durfte mir keinen Fehler erlauben. Sonst war die Katastrophe noch größer als eh schon.

"Und noch einmal Fußgelenksarbeit, los gehts", sagte Steffan und wir drei legten los. Von vorne nach hinten, von oben nach unten abrollen. So schnell wie möglich. Und ablaufen, ein paar schnelle Schritte.

Wir machten eine kurze Trinkpause. Ich setzte mich gekrümmt hin. Ich trank etwas und es besserte sich ein wenig, sodass ich weiter trainieren konnte.

Das gleiche passierte immer öfter. Ich überlegte nun wirklich, zu Dr. Phillies zu gehen. Doch ich wollte weiter trainieren. Die Saison fing an, der erste Wettkampf lag schon hinter uns, der Großteil kam erst noch. Und da wollte ich ja Selene besiegen, dafür musste ich trainieren.

Am Samstag darauf war der nächste Wettkampf. Dieses mal waren nicht nur wurde Sprinter unterwegs,sondern auch die Mehrkämpfer und Mittelstreckenläufer. Wir brauchten deshalb zwei Busse, um dort hin zu fahren. In unserem saßen nun auch die Mehrkämpfer, während die Mittelstreckenläufer in dem anderen saßen.

Wir stellten uns nun an der Startlinie auf, um gleich das Rennen zu laufen. Ich war auf Bahn drei, meiner Lieblingsbahn. Selene war auf Bahn eins.
Dieses Mal gab es nur einen Lauf, keinen Vor-, oder Endlauf.

Nervös sprang ich auf und ab und klopfte meine Oberschenkel aus. Dieses mal wollte ich es schaffen. Dieses Mal besiegte ich Selene!

"Auf die Plätze"
Vor den Startblock.
"Fertig"
In den Startblock.
Füße in die kleinen Blöcke drücken, Spannung aufbauen.
"Los"
Aus dem Startblock raus schießen, schneller als alle anderen.
Oder auch nicht. Selene war schneller. Nicht viel, aber sie war schneller.

Schnellere Bewegungen, erste Hürde, rennen, zweite Hürde!
Bis zum Ziel.

Ich stolperte ins Ziel und stürzte fast. Hinter mir trudelten die anderen ins Ziel. Alle außer Selene. Verdammt, verdammt, verdammt!
Warum? Warum schaffte ich es einfach nicht, sie zu schlagen?

Meine Zeit war außergewöhnlich schlecht. Seltenes zwar auch, dich das tröstete mich nicht.

Wir sahen den Läufern noch zu, drei liefen achthundert Meter und zwei 1500m.

Am frühen Abend waren die Mehrkämpfer auch mit ihren Disziplinen fertig. Wir waren alle noch da geblieben (auch die Läufer), weil wir sie anfeuerten und weil sie bei uns wieder mit nach Hause fuhren.

Wir stiegen also in den Bus, um zurück zu fahren. Ich sah aus dem Fenster und ärgerte mich immer mehr über die Niederlage gegen Selene.

Heute war ein Wettkampf. Ich hatte mir so fest vorgenommen, gegen Selene zu gewinnen. Und es hat wieder nicht geklappt.
Bald kommen meine Eltern zu diesem doofen Gespräch. Sie werden so enttäuscht sein von mir.
Vielleicht ist es aber auch schön, sie nach einem Jahr endlich wieder zu sehen. Es ist echt schlimm, dass wir hier keine Ferien oder freien Tage haben.
Es gibt zwischen Selene und mir nur noch den Kampf, wer als erstes einbricht und nach Hause fährt. Wer als erstes aufgibt und der anderen den Sieg über lässt.
Ich werde diese Person sein!

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt