Kapitel 73

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"Ich glaube, ich liebe dich", sagte Noah,  befor er mir einen letzten Kuss gab. Dann stieg ich aus, ich wusste nicht, wie ich das ganze Wochenende ohne ihn auskommen sollte.Er war mir so wichtig geworden, ich vermisste ihn jetzt schon.

Ich schüttelte den Kopf,  die traurigen Gedanken an Noah los zu werden.
Ich hatte nicht viel Zeit, in wenigen Minuten fuhr mein Anschluss Zug.

Ich schnappte mir meinen Rucksack und rannte so schnell es ging die Treppe hinauf.
Dort stand mein Zug schon, zur Abfahrt bereit. Ich stieg ein ums setzte mich AIF den nächst besten Platz, der leider neben einer jungen Frau mit ihrem quängelnden Baby war.
Eigentlich hatte ich gehofft, ein bisschen schlafen zu können, doch diese Idee hatte sich nun wohl erledigt.

Ich machte es mir trotzdem so gemütlich wie es ging und schloss die Augen. Weitere fünf Stunden fahrt lagen nun vor mir, bevor ich meine geliebte Heimat wieder sehen würde.

Ich wurde durch einen Ruck, der durch den ganzen Zug ging geweckt. Ich war wohl doch eingeschlafen...
"Liebe Gäste, es tut uns sehr leid, doch aufgrund von Personen auf dem Gleis wird es zu einer Wartezeit kommen."

Ich seufzte. Na super, das konnte doch wohl nicht wahr sein!
Die Mutter mit ihrem Baby war inzwischen ausgestiegen, also konnte ich mich breit machen. Ich gähnte hinter vorgehaltener Hand und dachte an Noah. Er musste nun schon zuhause sein, stellte ich mit einem Blick auf die Uhr fest.
Meine Fahrt sollte auch nicht mehr so lange dauern.

Der Zug setzte sich wieder in Gang, die Landschaft sauste immer schneller an den Fenstern vorbei. Norddeutsches Flachland, schon jetzt fühlte ich mich wieder zuhause.

Bald würde der Zug ankommen, von dort aus würde ich mit dem Bus in das kleine Dorf an der Nordsee fahren, in dem meine Eltern schon seit Jahren wohnten.

Ich freute mich! Außerdem spürte ich, wie sehr es mich entlastete, ein Wochenende mal nicht auf dem Sportplatz stehen zu müssen.

Der Bus würde erst in einer halbe Stunde kommen, so lange hatte ich Zeit am Bahnhof zu sitzen und mich zu langweilen.
Der Bahnhof lag am Rand einer Kleinstadt, die einzig größere Stadt weit und breit von meinem Dorf aus. Hierher gingen (oder fuhren) alle Jugendlichen. Die Schule war hier, hier konnte man einkaufen und ein paar Klamottenläden, Kinos, Restaurants und Vereine waren ebenfalls hier zu finden.

Ich setzte mich auf eine Bank und beobachtete die Menschen, die hier rumgingen. Es waren viele Pendler darunter, die zurück in ihre Dörfer wollten.

Plötzlich sah ich eine Gruppe von Jugendlichen. Sie alle rauchten, hatten Alkohol in der Hand und trugen dunkle Klamotte .
Es waren drei Jungs und ein Mädchen, das konnte ich erkennen. Das Mädchen hatte sich die Haare neonpink gefärbt und trug einen undercut. Dazu hatte sie eine Chokerkette um den Hals und ihre Augen waren schwarz umrandet. Doch ich konnte erkennen, dass sie leicht gerötet waren.
Sie trug ein T-Shirt, obwohl es relativ kühl war und schien nicht zu frieren. An ihren Armen waren Narben zu erkenne , sie hatte sich geritzt.

Die Jungs grölten und lachten, der eine hielt die Hand des Mädchens. Sie kamen näher und das Mädchen hob den Kopf. Mir fuhr ein Schreck durch die Glieder, er saß tief in meinem Herzen wie ein Dorn. Das Mädchen dort drüben, das rauchend, geritzt und betrunken den Bahnhof entlang ging, war Diana.
Keine ehemalige beste Freundin.

Sie sah mir ins Gesicht, in die Augen, aber sie erkannte mich nicht. Mir traten Tränen in die Augen. Das war es also. Sie ritzte sich, rauchte und trank. Sie war komplett verändert.

Wieder sah sie mich an, oder besser gesagt durch mich durch, als ob sie mich nicht kannte. Vielleicht erkannte sie mich wirklich nicht. Tränen stiegen mir in die Augen und ich erinnerte mich an die vielen Momente, die wir gemeinsam erlebt hatten.

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt