Ein paar Tage vergingen wieder normal. Nur, dass Selene und Basti und Noah jetzt immer mit den anderen Sportlerinnen und Sportlern abhingen.
Ich dagegen fühlte mich mit jedem Tag schlechter. Meine Trainingsergebnisse waren nicht sonderlich gut, sodass Steffan mich nach dem Training beiseite nahm. "Alia, ich hoffe du merkst selber, dass das was du hier ablieferst nicht gut genug ist oder?
Ich dachte nach dem Gespräch mit deinen Eltern wärst du wieder auf deinem alten Niveau?""Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich versuche, mich besser zu konzentrieren", versprach ich und so ließ Steffan mich gehen.
Ich konnte mich beim Training nicht konzentrieren, weil ich immer an andere Dinge denken musste. So viel schwirrte in meinem Kopf herum, dass es schwierig war, den Kopf frei zu bekommen.
Am Nachmittag hatten wir wieder ein wenig Freizeit, die die anderen dafür nutzten, miteinander zu quatschen. Doch ich ging raus auf das Gelände. Ich machte einen Spaziergang und merkte dabei, dass mir nie aufgefallen war, wie riesig das Gelände des Internats war.
In Gedanken versunken lief ich erst zum zweiten Sportplatz, den wir Sprinter eigentlich nie benutzten. Dort waren Toiletten und als ich um das Gebäude herum ging, stieß ich mit jemandem zusammen.
" Pass doch auf!", wollte ich gerade rufen, als ich merkte, dass es Noah war. "Was machst du denn hier?", fragte ich stattdessen erstaunt.
"Ich erkunden das Gelände", sagte er mit so einer wichtigen Miene, dass ich fast wieder lachen musste.
"Und du?"
"Ich brauche ein bisschen Zeit für mich."
"Du hast dich immer Zeit für dich oder? Ich habe dich bisher immer nur alleine gesehen...", meinte er."Tja, wie gesagt, ich bin eine Menschenhasserin", meinte ich. Er nickte. "Da war ja was", murmelte er:" Wollen wir zusammen Zeit für uns haben?", fragte er dann. Ich nickte unsicher.
Also liefen wir nebeneinander her, ohne zu reden. Doch das Schweigen war nicht unangenehm. Es war nicht so, dass wir uns nichts zu sagen hatten, wir brauchten uns einfach nichts sagen.
Wir liefen über fast das ganze Gelände, durch ein Stück Wald, eine Wiese und kamen dann wieder zum Wohngebäude.
"Lass uns zusammen in den Aufenthaltsraum gehen", meinte er dann. "Sind da nicht die anderen?"
"Nein, die sitzen in der Mensa. Wir sind also weiterhin alleine."Ich nickte und wir setzten uns auf ein Sofa. "Sag mal", begann ich. "Mal", unterbrach er mich. " Es", ich musste lachen und schlug ihm auf die Schulter. "Au", meinte er gespielt empört.
"Warum hast du gewechselt? Bist du zu gut für andere Schulen? Eigentlich wechselt man nicht mitten im Jahr. Schon gar nicht auf dieses Internat"
"Tja, ich war im deutschen Kader und ziemlich gut. Doch irgendwann starb mein Bruder, dass warf mich aus der Bahn. Das alles ist schon eine Weile her, doch ich flog aus dem Kader und ging auf eine normale Schule. Ich war in einem ganz normalen Sportverein in unserer Stadt, doch mein Trainer meinte, ich solle auf ein Sportinternat gehen. Meine Eltern meldeten mich hier an, das Internat gab mir den Platz jedoch nur, weil ich Europameister war."
"Wann warst du Europameister? Ich hätte dich doch erkannt?"
"Ist schon eine Weile her.."Nachdenklich lehnte ich mich zurück. Das kam mit seltsam vor, dass er angeblich Europameister gewesen war. Das hätte ich doch gewusst..
"Und warum ist dein Bruder gestorben? Falls es okay ist, dass ich frage..."
"Alles gut. Er war ein Jahr jünger als ich. Das ganze ist etwa ein Jahr erst her, er war mit ein paar Freunden im Urlaub, in Schottland. Die vier waren am Meer klettern und durch ein Unglück vielen alle vier plus einem Führer ins Wasser und starben."
Als er das erzählte, fing seine Stimme an zu zittern. Er atmete schneller und er fuhr sich nervös mit seinen Händen durch die Haare. Ich nahm ihn in den Arm. Es war seltsam vertraut zwischen uns, dabei hatten wir vor ein paar Tagen erst das erste Mal miteinander gesprochen.
Noah weinte und ich versuchte ihn zu trösten und dachte, dass mein Schmerz nicht einmal halb so schlimm war wir seiner.
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Bis zum Ziel
Teen FictionRun. Bis zum Ziel. Nicht aufgeben. Sonst bist du raus. Ich rannte. Meine Spikes Nägel gruben sich in die Tartanbahn, ich stieß mich ab und flog mit einer perfekten Technik über die Hürde. Weiter. Ich spürte das Brennen in meiner Lunge. Weiter. ...