Kapitel 7

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Einige Wochen später nach dem Wettkampf lag ich auf meinem Bett. Meine Beine taten weh. Meine Beine taten täglich weh, das war das Training.
Ich hatte heute geschwächelt. Ich wusste nicht, warum, doch das war meinem Trainer egal. Ich sollte nachher in sein Büro kommen.
Als ich daran dachte, bekam ich ein ungutes Gefühl im Magen.
Ich dachte, es wäre Aufregung oder Angst.
Ich musste würgen. Schnell lief ich ins Bad und übergab mich in die Toilette. Nein, nein, nein! Das durfte doch nicht wahr sein! Ich konnte jetzt nicht krank sein! Das ging einfach nicht!
Erschöpft lehnte ich mich an die kühlen Kacheln.
In meinen Kopf pocht es. Meine Augenlider schlossen sich wie von allein, ein Film zog sich vor meinen Augen ab. Ich lief einen Wettkampf, ich war so schnell wie noch nie!
Die dritte Hürde kam und ich sprang. Schon vorher war zu sehen, dass ich es nicht schaffen würde. Ich blieb hängen, die Hürde klappte zwar um, doch ich strauchelte.
Mit aller Macht versuchte ich meine Augen zu öffnen.
Irgendwann klappt es, ich musste meinen Sturz nicht mit ansehen. Ich richtete mich auf, mir ging es beschissen.
Ich sah in den Spiegel, mein Gesicht war kreideweiß. Ich trank kurz etwas. Dann lief ich zu meinem Trainer ins Büro, in der Hoffnung, mich dort nicht wieder übergeben zu müssen. Wenn er bemerkte, dass ich krank war, würde ich nicht mehr trainieren dürfen.
Und das wäre katastrophal.
Ich wollte doch Joch diese Saison richtig durchstarten!

Es war meine zweite Saison auf dem Internat. Und die musste und wollte ich rocken. Ich wollte weiterhin hier bleiben, auf dem Internat. Und das würde nur gehen, wenn ich gut genug war.

Ich klopfte also bei Steffan ans Büro. "Herein", rief er. Ich öffnete die Tür und trat ein.
Vor seinem Schreibtisch stand ein Stuhl, auf den ich mich setzte.
Er telefonierte gerade und bedeutete mir mit der Hand, dass ich kurz warten sollte.

"Ja, das kann ich natürlich verstehen, Frau Müller. Aber wir haben hier trotzdem bestimmte Verhaltensregeln und ein Leistungsbedarf muss vorhanden sein.", redete er ins Telefon.

Offensichtlich redete er mit einer besorgten oder wütenden Mutter.
Ich sah mich im Büro um. Erst einmal war ich hier gewesen, als ich aufgenommen wurde. Damals war ich mit meinen Eltern erst zum Schulleiter und dann zu meinem zukünftigen Trainer gegangen.

Auf einem Regal hinter Steffan standen mehrere Bildet von seinen nun schon erwachsenen Kindern und seiner Frau.
Die wohnte mit ihm auch hier, sie war ebenfalls Trainerin.
Außerdem waren dort ein paar Pokale platziert und Medaillen und Urkunden ebenfalls.

Links von Steffan neben der Tür war ein großes Regal, voll mit Ordnern. WR führte über jeden seiner Schülerinnen und Schüler eine "Akte", um den Trainingsfortschritt zu dokumentieren.
Auch Ordner von inzwischen berüten oder ehemaligen Sportlern standen dort.
Rechts von ihm waren zwei große Fenster, von denen man aus zum Wohngebäude schauen konnte.

"Also", begann Steffan und ich zuckte zusammen:"Hoffentlich hast du selber schon bemerkt, dass dein Training nicht gut war.

Ich nickte. Er fuhr fort:" Du weißt, was passiert, wenn jemand bei uns für eine Weile aussetzen muss, oder nicht auf voller Belastung trainieren kann oder?"
Ich nickte wieder. Ja, das wusste ich genau. Nur zu viele hatten im letzten halben Jahr das Internat verlassen müssen, weil sie kurze Zeit krank gewesen waren oder es psychisch nicht schafften.

"Du gehst jetzt also zu Dr. Phillies und lässt dich untersuchen. Wenn sie irgendetwas feststellt, das dich beim Training einschränkt, reden wir noch mal zusammen mit Herrn Esser, streng dich an!"

Er bedeutete mir, aus dem Büro zu gehen und ich stand auf. "Tschüss", murmelte ich und ging mit hängendem Kopf raus.
Meine Eltern bezahlten monatlich sehr viel Geld, damit ich hier sein konnte. Und das sollte aus sein, nur weil es mir einmal schlecht ging? Nein! Ich musste weiter trainieren, egal wie es mir ging.

Ich lief also nicht zu Dr. Phillies, unserer Sportmedizienerin, sondern zurück in mein Zimmer.

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt