Kapitel 41

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Am nächsten morgen wollte ich aufstehen und ins Sekretariat gehen und mich abmelden.

Doch ich konnte nicht. Ich konnte nicht aufstehen, ich hatte nicht die Kraft dazu.

Zum Training konnte ich mich gerade noch so aufrappeln, doch sonst lag ich im Bett.
Es gab hier doch so etwas wie Ferien, eine Zeit lang mussten wir nicht zum Unterricht.

Und deshalb lag ich den ganzen Tag im Bett.
Eine innere Leere erfüllte mich. Ich lag im Bett und schaute an die Decke und dachte nichts.

Ich wollte auch nicht denken, ich wollte weg von hier.
Und mir war bewusst, dass die anderen mich hassten.
Das machte alles so unerträglich.

Ich wollte nicht mehr. Ich wollte das alles nicht mehr.
Ich war kurz davor, wieder in das Dorf zu rennen und zu telefonieren, doch mir fehlte die Kraft.

Noah versuchte immer, eigentlich durchgängig mit mir zu reden, oder mit in mein Zimmer zu kommen, doch ich wies in ab.

Er hatte schon bemerkt, dass etwas nicht stimmte, aber dem Ausmaß der Katastrophe war er sich nicht bewusst. Und ich wusste auch, dass das Ausmaß der Katastrophe noch nicht erreicht war.

Doch das Training ging weiter, gnadenlos. Es fiel mir jeden Tag schwerer aus meinem Bett aufzustehen.
Und ich sah keinen Grund mehr, warum ich trainieren sollte.

Bei der Europameisterschaft würde ich sowieso mit Abstand letzte werden, Selene hatte das schon ganz richtig gesehen. Wozu dafür auch noch trainieren?

Es ging so weit, dass ich eines Tages nicht mehr auf stand.
Ich blieb einfach im Bett liegen, mir war alles egal.

Schon lange hatte ich nicht mehr geduscht oder sonstige Körperpflege durchgeführt. Es war mir egal wie ich aussah. Das interessierte eh niemanden.

Wie kann man diese Gefühle beschreiben, die ich hatte?
In meinem Kopf war eine Grenze. Auf der einen Seite ich, auf der anderen Seite der Rest der Welt. Auch Noah war auf der anderen Seite.

Ich schob alles andere in den hintersten Teil meines Gehirns, dachte nur noch an Selene und die anderen.

Es klopfte an meiner Tür, doch ich ignorierte es. Oder hörte es nicht, ich reagierte jedenfalls nicht.

Weil ich nichts sagte, trat die Person, die geklopft hatte, einfach ein.
"Wir haben seit zwanzig Minuten Training, warum bist du nicht da?", fragte sie genervt. Sie hatte mich nicht holen wollen, Steffan hatte sie geschickt.

"Fühl mich nich gut", murmelte ich. " Okay, dann sag ich das Steffan so.", meinte sie und verschwand wieder.

Die Zeit verging, als Ende des Trainings war, kam Steffan in mein Zimmer. Und ich führte das erste mal ein Gespräch mit ihm, in dem er nett war.

"Warum warst du nicht beim Training? du weißt doch, dass in zwei Wochen Gyor ansteht?", noch war er unfreundlich.

"Mir geht es nicht so gut"

"Stell dich nicht so an. Das Training ist wichtig, und solange du dich nicht in hohem Bogen über gibst, kannst du trainieren."

"Steffan, ich überlege, einfach bei der Europameisterschaft nicht mit zu machen. Nicht hin fahren und überhaupt einfach mit dem ganzen Leistungssport aufhören. Das ist nicht gut für mich!"

"Ist das dein ernst?", Steffan war wirklich entsetzt:" Warum denn?"

"Ich bin nicht gut genug. Ich werde lächerlich versagen und darauf habe ich einfach keine Lust."

"Wer sagt denn, dass du lächerlich versagen wirst? Das denke ich überhaupt nicht. Ich denke, wenn den Training die nächsten Wochen gut läuft, dann bist du eine der Favoritinnen. Und das sage ich, weil ich dein Training und deine Leistungen sehr gut kenne"

"Ich weiß nicht. Ich glaube, das Erträge ich nicht."

Steffan stand einfach auf und ging wortlos raus.

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt