"Noah! Ich habe so Angst", quängelte ich.
Er sah mich (inzwischen) entnervt an. "Wovor hast du denn Angst? Das du keine Medaille gewinnst? Das Selene vor dir ins Ziel kommt? Das du nicht mehr kannst? Alia, ich sag dir das jetzt zum letzten Mal", er nahm mein Gesicht in seine Hände und schaute mich eindringlich an: "Das hier ist dein bisher größter Erfolg, dein größtes Rennen. Du musst hier absolut gar nichts gewinnen. Du solltest das genießen!
Und außerdem gehört Adrenalin dazu, sonst kannst du gar nicht so richtig gut laufen."Dann nahm er mich in den Arm. Ich lächelte. "Danke. Das hat geholfen!"
Er drückte mich noch einmal kurz und dann gingen wir gemeinsam zu den anderen zurück.
Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, wie Basti und Via miteinander sprachen.
Sehr vertraut redeten sie und zwischen durch lachte Via laut auf und warf ihre Haare über die Schulter.
Keine Frage, Via flirtete mit Basti.
Ich schaute Noah an und sah in seinem Gesicht den selben Ausdruck der Verblüffung. Er grinste mich an und wir verständigten uns ohne Worte, dass wir uns verziehen würden. Die beiden waren zu niedlich.
"Gleich müsste ich aber meine Sachen holen, ich muss mich aufwärmen.", meinte ich zu Noah und er nickte. "Müssen wir die beiden Turteltauben leider stören", meinte er bedauernd.
Wir lachten und gingen zurück zu den beiden. "Hey ihr beiden", sagte Noah und erschrocken aber auch ein bisschen schuldbewusst, drehten die beiden sich um.
Via wurde ein bisschen rot, doch Noah und ich ignorierten es gekonnt.
"Ich wollte nur mal eben meine Sachen holen, gleich geht's los", meinte ich und schnappte mir meine Tasche, in der meine Spikes, meine Trinkflasche, ein paar Sportklamotten und noch sonstiges, was man so als Sportler braucht.Noah begleitete mich zum Aufwärmplatz, dort stand auch Steffan.
"Drei runden einlaufen, danach Lauf-Abc und ein paar Sprints, ich bleibe aber hör und sag dir, was du machen musst", sagte er, sodass es fast wie ein Befehl klang.
Ich nickte untergeben und fing an, meine Runden zu laufen. Es war sehr heiß, die Sonne knallte auf meinen Kopf, sodass ich schon nach einer halben Runde schnell anfing zu schwitzen.
Auf einem Aufwärmplatz war WS immer so, dass man entweder total konzentriert war, oder sich so gut und stark wie möglich präsentierte und so die Gegner oder Gegnerinnen ein schüchterte.
Ich war heute von der konzentrierten Sorte, aber ich sah mich schon nach den anderen um und fragte mich, ob Selene lief oder nicht.
Ich sah ein paar Mädchen, die wie Sprinterinnen aussahen, doch ich wusste nicht, ob sie meine Gegnerinnen waren.
Und dann sah ich Selene. Sie war immer noch ein wenig blass, doch anscheinend hatte Jette geurteilt, dass sie laufen durfte.
Und mir fiel auch auf, dass sie sich wirklich verändert hatte. Sie war unnatürlich muskulös. Nicht wie eine Bodybuilderin, aber wesentlich kräftiger als ich.
Das bestätigte meinen Verdacht nur noch mehr, ich machte kir sogar ein bisschen sorgen um sie.Aber Selene jetzt darauf anzusprechen, war nicht gut. Ich würde sie nach dem Lauf fragen, vielleicht auch erst wieder, wenn wir zurück zuhause waren.
Jetzt war erstmal das Finale wichtig.
In Gedanken versunken war ich schon drei Runden eingelaufen und ging nun zu Steffan.
"Drei lockere Läufe, auf dem Vorfuß und schön die Arme mitnehmen", meinte er und wandte sich dann Selene zu, die er offenbar auch gerade entdeckt hatte.
Noah stand etwas abseits am Rand und winkte mir zu. Ermutigt straffte ich die Schultern und begann mit dem Programm.
DU LIEST GERADE
Bis zum Ziel
Teen FictionRun. Bis zum Ziel. Nicht aufgeben. Sonst bist du raus. Ich rannte. Meine Spikes Nägel gruben sich in die Tartanbahn, ich stieß mich ab und flog mit einer perfekten Technik über die Hürde. Weiter. Ich spürte das Brennen in meiner Lunge. Weiter. ...