Kapitel 65

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Es schneite.
Das war aber auch kein Wunder, drei Tage vor Weihnachten.

Doch von Weihnachtsstimmung konnte hier im Internat nicht die Rede sein!
Wir hatten zwar am Heiligen Abend nur einmal Training, am morgen, und am restlichen Tag würden wir machen dürfen, was wir wollten, aber dennoch konnte hier nicht von Weihnachten die Rede sein.

Noah und ich hatten aber verabredet, dass wir zusammen ein bisschen feiern wollten. Geschenke hatten wir zwar nicht, aber wir wollten uns in meinem Zimmer treffen, Kerzen anzünden und ein bisschen Kekse essen (woher auch immer wir welche her bekommen sollten...)

Die restlichen Tage bis Heiligabend waren schnell rum, das Training war jedoch nicht weniger anstrengend. Wir waren zwar in der Halle, doch keine Kräfte waren inzwischen aufgebraucht.

Und irgendwie hatte ich es doch geschafft, mir eine Art Schutzpanzer anzulegen, der mich vor den Bemerkungen und den Blicken der anderen schützte.

Sie trafen mich zwar trotzdem, aber es berührte mein Herz nicht mehr so leicht.

Am Morgen von Weihnachten war das Training früh. Um acht Uhr sollten wir am Platz sein, aufgewärmt und gedehnt. Noah und ich trafen uns zusammen zum einlaufen. Wir liefen durch den Wald und stoppten dann kurz am See. An dem See, der über mein Leben entschieden hatte.

Das klingt jetzt vielleicht über trieben, aber es war so und dieses Gefühl, das ich hatte, als wir wieder an dieser Klippe standen, war unbeschreiblich.
Eine Mischung aus Angst und Ehrfurcht, aber da war noch etwas anderes. Einfach unbeschreiblich...

Beim Training legte Steffan ein paar Matten in eine lange Bahn quer durch die Halle. Dann stellte er ein paar Hürden auf und wir mussten in einer bestimmten Zeit am anderen Ende sein.

Das machten wir etwa zwanzig Minuten lang, danach baute er ein paar andere Übungen auf.

Irgendwann war die Qual dann doch zu Ende und wir durften in unsere Zimmer gehen. Noah wollte eine halbe Stunde nach dem Training kommen. Das hieß, ich musste mich beeilen, wenn ich mich noch einigermaßen hübsch machen wollte.

Das duschen klappte dann auch ganz schnell und ich föhnte meine Haare trocken. Doch dann kam das große Problem. Ich wollte meinen Lidstrich ziehen, doch dabei verrutschte ich mit dem Kajal und hatte ein großes Zickzack auf meinem linken Lid.

Na Super!

Etwa zehn Minuten noch, dann würde Noah kommen.
Und plötzlich fragte ich mich, warum ich mir so viel Gedanken um mein äußeres machte, nur weil er auf mein Zimmer kam.
Vielleicht, weil Heiligabend war?

Ich beseitigte meinen Fail und schminkte mich ohne weitere Zwischenfälle zu Ende.

Dann klopfte es auch schon und ich konnte gerade noch in das Kleid schlüpfen, das ich mir raus gelegt hatte.

Noah sah mich lächelnd an und umarmte mich. "Frohe Weihnachten", lächelte er. Ich wünschte ihm auch Frohe Weihnachten und dann zündeten wir die Kerzen an, die wir aus der Küche bekommen hatten.

Den Abend verbrachten wir damit, zu lesen. Irgendwie hatten wir beiden nämlich entdeckt, dass wir gerne einfach nur gemütlich irgendwo lagen und lasen. Und mit Noah ging das auch!

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt