Kapitel 12

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Am nächsten Tag nach dem Wettkampf trafen wir uns zur Besprechung und mussten deshalb nicht zum Unterricht.
Wir dachten, Steffan wollte mit uns den Wettkampf von gestern besprechen, was uns allen ziemlich auf die Nerven ging.

Wir liefen also zu seinem Büro uns setzten uns zu ihm. "Da seid ihr ja. Ich möchte keine Nach Besprechung zum Wettkampf machen, nein, ich möchte euch etwas mitteilen. Wir bekommen einen Neuen."

Wir wechselten alle einen Blick. In dem Moment war der "Krieg" zwischen Selene und mir vergessen.
Wer war das? Dieser Typ musste etwas ganz besonderes sein, denn normalerweise wurde keiner mitten im Schuljahr aufgenommen.

"Warum?", fragte Basti. Er war ein bisschen blass. Kein Wunder, er würde jetzt wahrscheinlich ernsthafte Konkurrenz bekommen.
"Den Grund darf ich euch leider nicht verraten. Es ist ein Junge, er wird schon über nächste Woche hier her kommen."

Das war, wenn meine Eltern kommen würden.

Das war das einzige, was mir dazu einfiel.
Wir besprachen noch weiter, wie wir uns um den Typen kümmern sollten.
Wir sollten nett zu ihm sein und ihn nicht ausschließen. Aber von was sollten wir ihn nicht ausschließen? Vom Training? Denn sonst hatten wir alle nicht viel miteinander zu tun...

Wir durften wieder gehen und statt un den Unterricht zu gehen, sollten wir uns schon mal umziehen, damit wir länger Training machen konnten.
Es war ziemlich heiß draußen, weshalb ich mir nur einen Sport-BH und eine kurze Hose anzog.

Diese Angst. Diese Angst, die mich seit dem Gespräch mit Herrn Esser und Steffan begleitete. Sie war lästig. Aber aus irgend einem Grund war sie ja da.

Ich füllte meine Trink Flasche auf und versuchte, meine Gedanken aus dem Kopf zu verbannen. Jetzt musste ich ans Training denken und mich konzentrieren. Am Wochenende war schon der nächste Wettkampf. Und wieder dieses Ziel. Selene zu besiegen.

Der Tag verlief wie gewöhnlich. Nur, dass sich Basti plötzlich beim Mittagessen zu mir setzte. Verwirrt sah ich ihn an. Er lächelte unsicher und fuhr sich durch seine blonden Haare. "Ist das okay?", fragte er. Ich nickte:" Wenn Selene nicht auch hier her kommt"

Schnell schüttelte er den Kopf. "Wieso sollte sie?" Ich zuckte mit den Schultern. "Hätte ja sein können."
Es war schon seltsam, wie sich in den letzten Wochen die Situation zwischen Selene und mir verändert hatte. Früher hatte sie mich oder ich sie zum Training abgeholt.
Jetzt redeten wir kaum noch miteinander.

"Was meinst du, wie der neue ist?", fragte Basti mich. "Keine Ahnung. Auf jeden Fall ziemlich gut. Sonst würde er nicht mitten im Jahr wechseln."
"Das wird sehr schwer", meinte Basti und ich verstand sofort, was er meinte. Der Wettkampf zwischen den Athleten in einer Trainingsgruppe war schwer.

Doch insgeheim freute ich mich, dass er nun auch diese Konkurrenz bekam. Dann würde er merken, wie hart es war.

Nach dem Essen hatten wir Kunstunterricht. Wir sollten jeder ein Bild malen, das unsere innersten Gefühle zeigte.

Die Läufer malten alle ein sehr fröhliches, helles Bild, während ich ein dunkles Bild malte. Alles schwarz, nur ein kleines, rotes Herz, dass in einem kleinen Käfig gefangen war.

Das spiegelte genau meine Gefühle wieder. Alles in meinem Inneren war schwarz. Es gab dennoch diesen kleinen Hoffnungsschimmer, dass alles wieder gut werden würde.

Als wir unsere Bilder abgaben, sah ich, dass viel andere anscheinend sehr glücklich waren. Wie konnte das sein? Hatten die anderen keinen Stress?
Doch hatten sie. Sie kamen nur besser damit zurecht.

Beim Training am Nachmittag machten wir Hürdenläufe. Steffan stand mit einer Stoppuhr am Rand und maß unsere Zeiten.
Meine dritte Hürde halte immer wieder. Ich sprang über sie und wurde dann langsamer. Ich wusste jedoch nicht warum. "Du musst dein Knie wieder nach unten drücken. Nach oben ziehen kann jeder, du musst aber auch wieder runter kommen.", meinte Steffan.

Ich versuchte es immer wieder, doch es ging nicht. Vielleicht lag es an meiner Angst?

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt