Kapitel 89

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Ich stand auf und zog mich an. Dann verließ ich das Zimmer, ohne Noah noch einmal anzuschauen.

Tränen liefen mir immer noch über das Gesicht und ich hoffte, dass mir niemand begegnete. Also beeilte ich mich, in den Mädchentrakt zu kommen. Ein paar Schüler begegneten mir und sahen mich komisch an, doch keiner kannte mich persönlich und sprach deshalb auch nicht mit mir. Die meisten jedoch waren immer noch auf dem Sportplatz und trainierten. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, wie lange hatten wir wohl gebraucht? Wie lange war ich in Noahs Zimmer gewesen?

Ich erreichte mein Zimmer und riss die Tür auf. Dann schmiss ich mich auf mein Bett. Ich verspürte keinen Hunger, obwohl dieser Tag so viel Energie aus meinem Körper gezogen hatte, wie schon lange kein Tag mehr.
Es war mir recht, ich wollte jetzt nicht Noah begegnen. Ich wollte niemandem begegnen.

Ich war wohl eingeschlafen. Etwas später am Abend wachte ich nämlich auf. Nun hatte ich doch Hunger, ein lautes Knurren machte sich in meinem Bauch breit.
Also stand ich auf, warf mir meinen Lieblings Pullover mit dem Spruch "Run like no one is watching" über und verließ mein Zimmer. Ich fühlte mich einsam, so er früher. Und ich spürte wieder die Trauerwolke.

Ich rannte nach unten und begann, meine Schritte zu zählen. Das Blut pochte in meinen Ohren und ich musste mich kurz irgendwo abstützen.
Dann lief ich weiter in den Speisesaal.
Der war nun so voll, dass es quasi unmöglich war, dass Noah mich sah, falls er gerade hier war.

Ich setzte mich alleine ab einen Tisch.
Sofort begann ich, das Essen in mich hinein zu schaufeln.
"Alia", ich erschrak, als ich aus meinen Gedanken gerissen wurde. Eine weibliche Stimme sprach mich an. Es war Selene.

Ich drehte mich um und sah sie fragend an. "Was willst du?", fragte ich nicht gerade freundlich. Selene deutete auf einen Stuhl und sah mich fragend an. Ich nickte und sie ließ sich darauf nieder. "Hör mal", begann sie:" Ich möchte mit dir reden." ich nickte skeptisch. "Das kit dem Doping. Ich will, dass du weißt, dass ich damit aufgehört habe. Das war sehr bescheuert und ich weiß das auch."

Ich nickte wieder und sagte:"Okay, gut wars das?" ich wollte meine Ruhe haben und außerdem verunsicherte mich Seltenes Anwesenheit.
"Ja, aber du musst mir glauben" ich nickte und an meinem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass ich nicht gerade über zeugt war.

Doch Selene stand wieder auf und ging.
Ich stand auch auf und brachte meinen Teller weg.
Danach ging ich wieder einsam in mein Zimmer.
Dort stellte ich mich an mein Fenster und sah eine Gestalt, die an den kleinen Bäumen entlang ging, die ein paar Meter vor dem Gebäude standen.

Es war Noah. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er traurig war. Vielleicht auch besorgt und plötzlich dachte ich, dass es eigentlich gemein von mir war, Noah so fallen zu lassen. Er wusste nicht, wie es in mir aussah und war besorgt und machte sich Gedanken um mich.
Aber ich wusste ebenfalls nicht, wie es in mir aussah. Ich konnte mich nicht verstehen.

Ich sah, dass Noah ein Foto un der Hand hielt. Darauf war er mit seinem Bruder zu sehen. Und Tränen standen ihm in den Augen. Ich konnte sehen, dass er sie mühsam zurückhielt.
Und ich fühlte mich schlecht.
Deshalb schloss ich das Fenster und setzte mich an den Schreibtisch. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt