Am nächsten Morgen hatte ich dunkle Augenringe, doch mein Ziel stand mir noch klar vor den Augen.
Und dieses Ziel spornte mich an.Ich zog mir ein Top und eine lange Laufhose an, füllte meine Trinkflasche und lief runter auf den Platz.
Ich war früh dran, weshalb ich noch auf die anderen warten musste.
Die Zeit vertrieb ich mir mit ein paar Aufwärm- und Dehnübungen.
Als endlich die anderen kamen, begannen wir uns ein zu laufen. Dieses Mal sollten wir die große Runde durch den Wald laufen. Nach den ersten Schritten fand mein müder Körper zum Glück den richtigen Rhythmus, was ein gutes Zeichen war.Mein Atem ging regelmäßig und kontrolliert, meine Beine von selber nach vorne. Die anderen liefen neben mir und keiner sprach.
Der erste Hügel kam in Sicht und meine Muskeln spannten sich schon an, um die Beine etwas höher zu heben.Als der erste Hügel erklommen war, ließ ich meine Gedanken fallen und meine Beine rannten wie von selbst.
Schneller als die anderen war ich unten angekommen und lief schon weiter.Als wir der Platz schon in Sicht war und wir mit unserer Runde fertig waren, hatte Steffan ein paar Hürden aufgebaut. Zuerst dehnten wir uns im Hürdensitz und ein paar anderen Stellungen und danach machten wir mit Hürdengymnastik weiter. Die erste Übung war, dass wir mit dem einen Bein von der Seite über die Hürde schwingen sollten und das andere Bein so nachziehen sollten, dass wir uns vorwärts bewegten.
Als wir ein paar solcher Übungen gemacht hatten, stellte Steffan die Hürden mit win bisschen Abstand auf, damit wir in vollem Sprint darüber laufen konnten.
Gerade als ich mich für meinen ersten Start bereit machte,kamen die Läufer über den Platz. Sie hatten, wie immer, laut Musik an und ihre gute Laune konnte man bis zu uns herüber spüren.
Wieder mal dachte ich an uns.
Steffan jedoch bekam ein rotes Gesicht und machte sich auf den Weg zu ihnen.
Wir konnten nicht hören, was er sagte, aber an seiner Gestikulierung sahen wir, dass er gewaltig sauer war und sie bat, die Musik aus zu machen
Obwohl bitten in diesem Fall nicht das richtige Wort war. Steffan brüllte die Läufer so an, dass das Rot in seinem Gesicht noch einmal vertiefte.
Irgendwann, nach einer langen Diskussion, kehrte er zu uns zurück.
Und er bedeutete mir mit einer Handbewegung, dass ich mich bereit zum Start machen sollte.
Also kniete ich mich in den Startblock.Als Steffan in die Hände klatschte, dauerte es eine Millisekunde, bevor ich reagierte.
Ich setzte die ersten drei Schritte perfekt.
Und die Hürden nahm ich auch, ohne dass ich zu viel Platz verschenkte.
Ich spürte, wie meine Muskeln arbeiteten. Meine Gedanken waren ausgeschaltet.Als ich über die letzte Hürde gesprungen war und langsamer wurde, startete schon Selene. Ich sah ihr beim Laufen zu und plötzlich erinnerte ich mich an den Anfang. Wie Selene und ich uns kennengelernt hatten.
Ich war gerade ins Internat gezogen und hatte alles ausgepackt. Meine Eltern waren wieder gefahren und ich war total aufgeregt.
Das erste Training stand an und deshalb zog ich meine Sachen an, stolz sah ich mich im Spiegel an, ich hatte extra das neue Trikot angezogen.
Ich beeilte mich, zum Platz zu laufen, ich wollte beim ersten Training einen guten Eindruck machen und nicht gleich zu spät kommen.Dort angekommen war ich wirklich sehr früh und wartete deshalb eine Weile.
Und dann kam Selene. Sie war ein wenig schüchtern und wir unterhielten uns ein wenig verkrampft.
Damals war sie noch bodenständig und nicht abgehoben.Ihr hatte dieses Internat eindeutig besser getan als mir.
Mein Brustkorb hob und senkte sich noch immer, als ich wieder zum Anfang ging.
Wieder zum Anfang.
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Bis zum Ziel
Novela JuvenilRun. Bis zum Ziel. Nicht aufgeben. Sonst bist du raus. Ich rannte. Meine Spikes Nägel gruben sich in die Tartanbahn, ich stieß mich ab und flog mit einer perfekten Technik über die Hürde. Weiter. Ich spürte das Brennen in meiner Lunge. Weiter. ...