Nach dem Training lief ich schnell weg. Ich hatte keine Lust, mir Selenes Kommentare anzuhören und auf Noah hatte ich komischerweise auch keine Lust.
Also stellte ich mich unter die Dusche und ließ das heiße Wasser auf mich herab prasseln.
Ich genoss es.
Ich merkte, wie schon nach einem Training sich wieder der Stress einstellte. Wie war es möglich, dass Steffan so einen Druck auf mich ausübte?
Dabei war er heute gar nicht so unfreundlich wie sonst zu mir. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass Steffan überhaupt da war. Seine bloße Anwesenheit schüchterte mich ein.Ich dachte nach. Warum hatte ich vorhin geweint? Wegen Papa? Wegen dem Kuss mit Leo? Weil wir keinen Sex gehabt hatten? Oder gerade weil wir Sex haben wollten?
Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich kam einfach alles zusammen.
Aber sollte ich Noah in den nächsten Tagen aus dem Weg gehen? Sollte ich doch mit ihm schlafen? Sollte ich einfach nichts mehr dazu sagen?Ich bekam Kopfschmerzen, als ich mich all diese Dinge fragte. Ich stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche.
Als ich mich abgetrocknet und meine Sachen angezogen hatte, lief ich nach unten um noch etwas vom Abendbrot abzubekommen.Ich sah von weitem Noah, der mir zu winkte und lächelte. Ich holte mir ein paar Kartoffeln mit Rotkohl auf mein Tablett und setzte mich zu ihm. "Warum bist du nach dem Training direkt abgehauen?", fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht, ich glaube, mir hat das Wochenende nicht wirklich geholfen."
Ich blieb ihm eine Antwort schuldig.Ich verstand nicht, was mit mir los war. Vorhin konnte ich nicht genug von Noah bekommen, beim Training war ich total genervt gewesen und jetzt, wo ich sah, wie seine noch vom Duschen feuchten Locken sich neben seinem Gesicht kringelten, wollte ich ihn am liebsten wieder pausenlos küssen.
Er war einfach zum anbeißen!"Was hast du damals getan, als die Nachricht kam, dass dein Bruder gestorben ist?", fragte ich ihn.
Er dachte kurz nach. Dann sagte er:"Ich bin raus gelaufen und in den Wald. Es war hellster Sonnenschein, der Himmel war wolkenlos. Das hat überhaupt nicht zu meiner Stimmung gepasst. Ich brauchte einen Ort, an dem es dunkel war, der angemessen war.
Im Wald gab es eine kleine Hütte. Sie war schon ein wenig verfallen und ich war öfter mit meinem Bruder dort. Ich saß den ganzen Tag in der Hütte und weinte. Irgendwann kamen keine Tränen mehr raus, ich spürte nur den Schmerz wie einen Schnitt in meinem Herzen.", Noah machte eine kurze Pause.
Er musste sich kurz fassen um den folgenden Teil erzählen zu können:"Einige Tage später sammelte ich alle Sachen die ich von ihm hatte zusammen. Ich hatte mehrere Bilder, Postkarten,ein paar Klamotten und Kleinigkeiten.
Die packte ich in einen Karton. Ich bin noch einmal zu der Hütte gelaufen und habe dort die Kiste versteckt. Ich habe an ganz viele, tolle Momente mit meinem Bruder gedacht und dann Abschied von ihm genommen.
Weißt du", er sah mich an:"Ich denke, dass eine Beerdigung nicht heißt, Abschied von dem gestorbenen zu nehmen. Ich glaube, dass Beerdigungen nur dafür da sind, dass der Leichnam des Gestorbenen nicht irgendwo herum liegt.
Abschied nimmt man nicht, indem man weinend zusieht, wie ein Sarg in die Erde gelegt wird.
Jeder muss auf seine eigene Weise herausfinden,wie er Abschied von dem Töten nehmen möchte. Ich persönlich habe es eben so gemacht.
Und andere machen es anders.
Und ich glaube auch, dass man nur traurig ist, wenn man keinen Abschied nimmt. Natürlich war ich lange nach dieser Aktion mit dem Karton noch traurig,manchmal bin ich es immer noch. Aber es hat mir geholfen, besser damit fertig zu werden. Und es ist sicherlich am besten, wenn du heraus findest, wie du es tun kannst. Ich helfe dir gerne dabei, aber ich kann dir nicht versprechen, dass es dir danach wieder komplett gut geht. Es liegt auch an dir, wie du es verarbeitest, jeder Mensch ist anders.
Ich weiß auch, wie leicht man in so einer Situation in einen Abgrund fällt und nicht mehr herausfindet. Und wenn du fällst, dann gibt es genug Leute, die dir helfen, wieder hoch zu klettern. Du bist nicht alleine auf der Welt mit dem, was dir passiert ist. Es fühlt sich so an, ich weiß, aber ich helfe dir, ich bin für dich da! Das ist kein Angebot, das ist eine Tatsache!
Also vertau mir.
Ich bin für dich da!"Ich sah Noah bewundernd an. Das alles klang so richtig. Und deshalb entschloss ich mich, auch Abschied von meinem Vater zu nehmen, wie auch immer ich das tun wollte.
"Noah, dieses Abschied nehmen, ist das schwer?""Ja! Es ist nicht leicht, sich von jemandem zu verabschieden, den man danach nie wieder sieht. Du wirst weinen, ich glaube, ich selber war noch nie so traurig wie in dem Moment. Aber auf seltsame Weise war ich auch glücklich. Und dankbar. Dass ich Zeit mit meinem tollen Bruder verbringen konnte. Und danach habe ich mich in den Sport gestürzt, ich habe wie besessen trainiert und nichts anderes mehr gemacht. Schule war mir egal, ich musste mich ab reagieren, dass diese Welt so ungerecht ist. Warum ist mein Bruder gestorben? Er war einer der tollsten Menschen die ich kannte. Warum er?
Diese Wut auf die Welt stampfte ich beim Sprinten in den Boden. Alles war mir egal. Und es hat mur geholfen. Die Wut verrauchte irgendwie. Und ich bin sehr gut im Sprinten geworden."Ich lächelte.
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Hey, es tut mir leid, dass ich so lange nicht geupdatet habe, ich hatte in der letzten Woche echt viel Stress... Aber dafür kommt heute ein extra langes Kapitel und wenn ich es schaffe noch ein zweites raus😊
Danke, dass ihr meine Geschichte trotz der wenigen updates noch weiter lest😘❤
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Bis zum Ziel
Teen FictionRun. Bis zum Ziel. Nicht aufgeben. Sonst bist du raus. Ich rannte. Meine Spikes Nägel gruben sich in die Tartanbahn, ich stieß mich ab und flog mit einer perfekten Technik über die Hürde. Weiter. Ich spürte das Brennen in meiner Lunge. Weiter. ...