Kapitel 79

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Ich hatte mir einen Wecker gestellt, der mich rechtzeitig auf weckte.
Ich ging duschen, packte meine Sachen und ging dann die Treppe runter. Es überraschte mich, dass Mama in der Küche stand. Sie trank etwas. Keineswegs Wasser, sie trank Wodka. Direkt aus der Flasche.

"Mama", rief ich wütend:"gehts noch? Du wirst doch jetzt keine Alkoholikerin?"
Keine Mutter zuckte gleichgültig mit den Schultern. Es war ihr egal.

"Mama, ich fahre zurück ins Internat."
AIF diesen Satz reagierte sie dann doch. Sie drehte sich zu mir um, ein unerwartet heftiges, wütendes Funkeln in den Augen. "Der Sport ist dir also wichtiger als deine Familie?", zischte sie.

Ich schüttelte den Kopf. " Verstehst du das denn nicht? Ich mache das nicht nur für mich, auch für euch!"
"Wie sollen wir denn bitte davon profitieren, wenn du all unser Geld ins Internat einziehst und dann auch noch nie da bist, nur damit du Sport machen kannst? Sport kannst du auch hier machen!"

Ich schüttelte den Kopf. "Mama, wenn ich Karriere mache, dann verdiene ich Geld. Und dieses Geld, das ist dir hoffentlich klar, gebe ich natürlich euch. Das ist doch völlig klar!"

Meine Mutter drehte sich stattdessen nur um und trank weiter.
"Ich muss jetzt los", sagte ich leise und legte den Brief auf den Tisch.
"Ich denke immer an euch. Mama, bitte, kümmer dich ein bisschen um dich! Mach etwas aus deinem Leben, ich Erträge das hier nicht."

Dann zog ich mir meine Schuhe an und ging. Draußen beeilte ich mich, zum Bus zu kommen. Ich fühlte mich in meinem Heimatdorf nicht mehr wohl und außerdem wollte ich Leo nicht noch einmal begegnen.
Denn nun war es mir doch unangenehm und ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Ich hatte Noah hintergangen! Warum hatte ich das getan? Noah war einfach alles für mich. Und gerade dann, wo er mir geholfen hatte, küsste ich jemand anderen.

Ich bereute es von tiefstem Herzen.

Ich sah schon, wie der Bus um die Ecke bog, als ich die Haltestelle erreichte.
Er öffnete zischend seine Türen und ich stieg ein.
Als ich mich in der Mitte irgendwo eingesetzt hatte, sah ich mit einem Schrecken, dass sich ein blonder Lockenkopf durch die Türen schob.
Leo setzte sich außer Atem neben mich und lachte erfreut.
Na toll!

Ich verdrehte die Augen. "Und wo fährst du hin?", fragte er. Wie hatte ich gestern nur so naiv sein und mich von ihm trösten lassen können?
Jetzt nervte er mich nur noch!

Doch dann sagte ich mit einem gezwungenen Lächeln:"Zurück ins Internat. Und du?"
"Einfach so in die Stadt. Ich treffe mich mit ein paar Freunden..."

Ich über stand die Busfahrt irgendwie. Am Bahnhof angekommen setzte ich mich hin, nachdem ich meine Fahrkarte gekauft hatte. In Gedanken versunken wartete ich auf den Zug. Ich freute mich auf Noah. Und doch hatte ich Bauchschmerzen, sollte ich ihm von dem Kuss erzählen oder es lieber geheim halten? Wie würde er reagieren,wenn ich es ihm erzählte? Würde er wütend sein oder sich sogar von mit trennen? Nein, das konnte ich nicht aushalten! Lieber sagte ich es gar nicht.

Der Zug kam und ich hatte Glück, noch einen Platz zu bekommen. Es war ziemlich voll, viele Menschen, die über das Wochenende irgendwelche Freunde oder Verwandten besucht hatten.
Ich holte mein Buch aus den Rucksack, als ich saß.
Zum Glück hatte ich eins mitgenommen!

Als der Zug los fuhr, war ich irgendwie erleichtert. Es war, als ob meine Heimat unter einer dunklen Wolke lag und ich nun wieder die Sonne erblickte. Obwohl: die Sonne schien nicht sehr hell,das Internat war nicht gerade der schönste Ort auf Erden.

Trotzdem war ich froh, von zuhause weg zu kommen!

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt