Kapitel 102

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Die Zeit war vollgepackt, ich hatte kaum Zeit für irgendwas und versuchte trotzdem, mir immer etwas für Noah frei zu schaufeln.
Doch trotzdem war alles anders nach unserem Gespräch. Es lag immer ein kleiner Vorwurf in der Luft, wenn wir miteinander sprachen.
Und dieses aufgeregte Kribbeln in meinem Bauch war gestorben.

Ich bemühte mich trotzdem, dass alles so war wie früher und fragte mich, ob Noah auch bemerkte, dass es anders war.

Beim Training aber versuchte ich alles zu vergessen und mich in den Sport zu flüchten. An Papa hatte ich in letzter Zeit gar nicht mehr gedacht, doch ich war mir sicher, dass er sich gefreut hätte, dass ich mich Qualifiziert hatte.
Und er wäre extra nach Tokyo für mich geflogen!

Gerade, als ich mich am Ende eines Trainings dehnte, kam Steffan zu mir. "Alia, es gibt etwas wichtiges zu besprechen. Mir ist zugetragen worden, dass deine Internats Gebühren seit zwei Monaten nicht mehr bezahlt wurden. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder du telefonierst mit deiner Mutter und sie bezahlt, oder du bemühst dich um ein Stipendium oder du musst das Internat verlassen. Und zwar sofort."
Meine Hände wurden schwitzig. Natürlich, warum sollte Mama die Gebühren bezahlen? Sie hatte ja kaum Geld, um Jan und sich zu versorgen.

Ich nickte. "Ich denke, ich telefoniere erst einmal mit Mama." Steffan nickte und wir gingen gemeinsam in sein Büro.
Dort wählte ich wie von selbst die Nummer. Nach einigem klingeln ging jemand ran:"Jan Beiter?" "Jan, ich bins Alia! Wie geht es dir?" "Ich glaube ganz gut. Willst du Mama sprechen?"
"Ja"

"Alia?", meldete sich mein Mutter zu Wort. "Mama!"
"Alia, ich möchte nicht mit dir reden. Und du weißt genau warum."
Ich versuchte meine Mutter aufzuhalten, bevor sie auflegte:"Mama,bitte. Hör mir doch wenigstens zu. Du hast meine Gebühren nicht bezahlt stimmte?" Ich wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern redete einfach weiter:"Jetzt habe ich ein Problem. Kannst du mir diese Gebühren bitte bezahlen? Damit ich meinen Traum leben kann?"
"Nein. Ich brauche das Geld selber. Das weißt du. Und außerdem ist es viel sinnvoller, wenn du nach Hause kommst und Geld für uns Verdienst", dann legte sie auf.
Ich starrte eine Weile den Hörer an. Na toll! So kurz vor meinem Ziel sollte ich einfach aufhören, weil meine Mutter es nicht wollte? Auf gar keinen Fall!

"Steffan, wie bekommt man so ei Stipendium?", fragte ich.
"Natürlich musst du dich darum bei Herrn Esser bewerben. Dann wird geprüft, ob deine Leistungen auf einem Niveau sind, auf dem es sich lohnt, dich zu fördern. Außerdem müssen dann mehrere Gremien des Internats abstimmen, ob du geeignet bist. Allerdings sollte das bei dir nicht wirklich schwer sein. Immerhin hast du dich gerade erst für Olympia qualifiziert."
Ich nickte.
Dann lief ich in mein Zimmer.

Auf dem Bett liegend dachte ich nach. Was war nur aus Noah und mir geworden? Tat unserer Beziehung dieser Stress einfach nicht für, oder war sowieso die Luft raus?
Vielleicht brauchte ich einfach eine Pause. Wahrscheinlich würde es mir gut tun, nicht immer über ihn nachdenken zu müssen.

Deshalb beschloss ich etwas. Ich stand auf und lief in dem Jungs Trakt. Dort dieTreppehoch in den zweiten Stock, Zimmer 248. Ich klopfte. Und Noah machte auf. "Können wir reden?", fragte ich. Er nickte. "Worum gehts?"
"Das können wir nicht hier klären. Kann ich rein kommen?"
Noah nickte.
Wir setzten uns auf sein Bett und ich begann zu reden:"Seit diesem Gespräch hat sich zwischen uns etwas verändert. Ich glaube, du hast das auch gemerkt. Ich gebe mir Mühe, Zeit für dich zu finden, auch wenn das gerade echt schwer ist.
Und dann habe ich das Gefühl, dass es eh nichts bringt, weil es irgendwie komisch zwischen uns ist. Ich glaube Noah, dass wir eine Pause brauchen."
Noah sah mich an. Ich konnte sein Gesicht schwer deuten, es war ausdruckslos. Dann nickte er. "Ja, wahrscheinlich ist es das Beste", seine Stimme brach fast und ich spürte, dass es das beste war, wenn ich jetzt ging. Denn auch ich konnte meine Tränen schwer zurück halten.

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt