Kapitel 10

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Ich lief die Treppe hoch. In meinem Zimmer lief ich schnell in die Dusche, um mich fertig zu machen.

Ich zog mir ein TShirt und eine Jeans über und lief zum Essen. Ich ging zur Essensausgabe und holte mir etwas von den Nudeln, die es heute gab.

Später lief ich zum Englischunterricht und setzte mich auf meinen Platz. Als ich durch die Klasse fing, tuschelten alle miteinander und sahen mich verstohlen an. Ich wusste, dass nun Gerüchte über mich durch die Schule gingen. Zum Beispiel dass ich Schule geschwänzt hatte, weil ich mich mit einem Jungen getroffen hatte.

Wir begannen mit dem Unterricht, doch ich machte kaum mit. Gedanken verloren Städte ich auf meinen Tisch und bekam deshalb kaum mit, als durch die Lautsprecher der Schule eine Ansage gemacht wurde. "Alia Beiter bitte zur  Schulleitung! Ich wiederhole, Alia Beiter bitte zur Schulleitung!"

Alle in der Klasse drehten sich zu mir um und starrten mich an. Ich schluckte und stand auf. Mit wackeligen Beinen ging ich zur Tür und öffnete diese.
Draußen auf dem Gang atmete ich tief durch. Das würde also das Gespräch werden,  mit dem ich hatte rechnen müssen.

Ich ging  den Verwaltungstrakt und klopfte an der Tür von Steffan. "Herein",rief er und ich trat ein. Wieder setzte ich mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. "Herr Esser kommt gleich. Wir können aber schon einmal anfangen. Du weißt ja, dass wir hier strikte Regeln haben. Wer sich an diese nicht hält, hat ein großes Problem und fliegt von der Schule."

Herr Esser kam herein und gab mir und auch Steffan die Hand. "Alia, ich habe von deinen Regelverstößen gehört", fing er an, als er sich neben mich auf den zweiten Stuhl setzte. "Du kannst zur Zeit nicht auf voller Belastung trainieren? Und dann hast du auch noch heute Schule geschwänzt?
Ich habe gehört, du bist sogar in die Stadt gegangen?"

Ich nickte und ein Druck breitete sich auf meiner Lunge aus, so als ob ich weinen müsste.
"Warum tust du so etwas?"
"Ich wollte meine Eltern anrufen. Ich hatte Heimweh", brachte ich tapfer hervor. " Du weißt, warum du keinen Kontakt zu deiner Familie haben sollst, oder? Wir wollen genau das vermeiden, dass du Heimweh bekommst. Das beeinflusst dein Training sehr."
Ich nickte.
Ich hatte Angst.
Angst davor, meine Karriere beenden zu müssen.
Angst davor, von der Schule zu fliegen.
Und Angst vor der Reaktion meiner Eltern.

Sie bezahlten so viel Geld für dieses Internat. Sie kratzten alles zusammen, damit ich die Chance hatte, eine gute Sportlerin zu werden. Und sie waren so stolz auf mich!

"Ich denke, wir könne. Das alles nicht alleine klären. Du bist minderjährig und im Moment nicht ganz berechenbar. Wir werden deine Eltern zu einem Gespräch her bitten.", meinte Herr Esser.
Ich nickte zusammen. Meine Eltern hatten wenig Geld. Wie sollten sie quer durch Deutschland fahren, um ein kleines Gespräch zu führen, nur weil ich Scheiße gebaut hatte?

Trotzdem nickte ich. "Gut, dann geh jetzt zurück zu deinem Unterricht. Und du verstößt ab jetzt gegen keine Regel mehr! Sonst wird das noch schwerere Folgen haben!"

Ich verließ das Zimmer mit einem gemurmelten "Tschüss" und lief den Gang hinunter auf den Hof.
Ich war völlig fertig mit den Nerven.
Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Heute habe ich sehr viel erlebt. Heute morgen bin ich vom Schulgelände geschlichen, weil ich mit meinen Eltern sprechen wollte. Ich bin in die Stadt hinunter gelaufen und habe dort in einem kleinen Café telefoniert. Ich habe Diana angerufen und wollte ich alles erzählen.

Doch sie hat sich verändert. Sie ist jetzt offensichtlich mit jemandem zusammen, der Gus heißt.
Jedenfalls hat Selene die Schlampe mich verraten und dann musste ich zu einem Gespräch. Ich wurde über die Lautsprecher der Schule hergebeten. Die ganze Schule weiß jetzt, dass ich irgendetwas angestellt habe. Wie kann man mich so sehr demütigen?

Ich habe Angst. Meine Eltern müssen hierher kommen, ein Gespräch führen. Ich glaube, ich muss mich jetzt einfach den System der Schule fügen, wenn ich irgendetwas erreichen will...

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt