"Also, wie bist du hier her gekommen?", fragte Noah mich. "Mit dem Auto", antwortete ich lachend.
Er verdrehte die Augen. "Ne, ernsthaft jetzt.""Ich habe in einem kleinen Dorf gelebt, zusammen mit meinen Eltern und meinem Zwillingsbruder. Ich bin schon immer gerne gerannt, als kleines Kind habe ich ziemlich früh das Laufen gelernt, während mein Bruder ziemlich spät damit angefangen hat. Mit fünf bin ich dann zum Kinder Leichtathletik gegangen, von dort aus bin ich immer eine Gruppe weiter gegangen und dann bei den Sprintern gelandet, weil von Anfang an immer klar war, dass ich laufen will. Und eine Läuferfigur habe ich ja nicht wirklich, ich tauge eher zum sprinten.
Ich war dann auch ziemlich gut, habe eigentlich keine Gegner in der Nähe gehabt und dann hat mein Trainer mir vorgeschlagen, ich könnte doch auf ein Sport Internat gehen. Ich habe mich dann über verschiedene Internate informiert und das renommierteste in Deutschland ist halt dieses hier.
Ab dem Tag habe ich es als Ziel angesehen, auf dieses Internat zu kommen. Das war der Erfolg, verstehst du?
Aber meine Eltern sind relativ arm, sie verdienen nicht so viel Geld. Meinen großen Traum haben sie dann aber dich erfüllt, sie haben a ihr Geld zusammen gekratzt, damit ich hier her kommen konnte. Und jeden Monat tun sie es wieder, um die Gebühren bezahlen zu können."
Er nickte. "Aber jetzt bist du hier. Und warum zur Hölle springst du dann von einer Klippe?"
"Ich weiß nicht, ich habe mir das Internat wie einen Traum vorgestellt. Alle unterstützen sich gegenseitig und das Training macht Spaß.
Aber der Traum ist ein Albtraum geworden. Alle sind verfeindet. Das Training ist ein einziges schweigen und mein Leben hat keinen Sinn mehr. Wenn ich nicht gut genug bin, fliege ich von der Schule."
Noah nickte. "Du hast also versucht dich umzubringen?", fragte er mit weit aufgerissenen Augen. Er war über fordert mit der Situation. Das spürte ich.
"Hey, alles gut. Es war ja nicht geplant oder so. Ich habe es spontan gemacht, ich konnte irgendwie nicht mehr klar denken, als ich das Wasser gesehen hab."
Er nahm mich ganz plötzlich in den Arm. Einfach so, ohne etwas zu sagen.
Ich lächelte. "So, und jetzt bin ich dran. Wann ist dein Geburtstag?"
"Am 20. Oktober."
"Und hast du Geschwister?""Ja, eine kleine Schwester, sie ist jetzt zwei."
"Wie süß", meinte ich und lächelte.
Er nickte. Eine Zeit lang unterhielten wir uns noch über belangloses Zeug, dann gingen wir rein, es gab Abendessen.Wir aßen schweigend, doch es war nicht unangenehm. Wir redeten nur einfach nicht.
Ich hatte einfach mit ihm geredet, mich ihm anvertraut. Warum hatte ich Noah alles erzählt? Warum ihm und nicht irgendjemand anderem? Ich wusste es nicht.
Doch bei ihm konnte ich es erzählen. Ich vertraute ihm einfach so.
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Bis zum Ziel
Teen FictionRun. Bis zum Ziel. Nicht aufgeben. Sonst bist du raus. Ich rannte. Meine Spikes Nägel gruben sich in die Tartanbahn, ich stieß mich ab und flog mit einer perfekten Technik über die Hürde. Weiter. Ich spürte das Brennen in meiner Lunge. Weiter. ...