Kapitel 47

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Ich fand Jette ziemlich nett und verstand überhaupt nicht, warum sie sich mit Selene so gut verstand. Auf mich wirkten die beiden sehr unterschiedlich. Nicht nur vom Aussehen, auch vom Charakter.

Als Jette wieder umgezogen und geduscht bei uns auftauchte, packten wir unsere Sachen und verschwanden ins Hotel. Es war ein langer Tag gewesen, aber morgen würde noch viel mehr passieren.

Als erstes waren Selene und ich mit unseren Vorläufen dran, um 10:35 Uhr.
Als nächste, um 11:44 Uhr war das Halbfinale von Via.
Um 18:56 Uhr das Halbfinale von mir und Selene, falls wir es bis dort hin schaffen sollten, und danach um 19:42 Uhr das Finale von Via, falls sie darein kommen sollte.

Danach standen noch die Finals von Basti und Jette an.
In Gedanken an das morgige Rennen schlief ich ein, doch Aufregung durchzog meine Träume.

Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker. Meine Tasche mit den Sportsachen hatte ich schon am abend davor gepackt, sodass ich nur eben duschen und etwas essen musste, bevor ich zum Stadion ging.

Ich hatte mir den Wecker so gestellt, dass ich so lange wie möglich schlafen konnte, und mich nun direkt aufwärmen konnte.

Es war ziemlich heiß und windig, nicht gerade die optimalen Umstände.
Doch ich ließ mich nicht beeinflussen und wärmte mich konzentriert auf.

Selene war schon da, genau wie Basti und Jette.
Noah und Via wollten später nach kommen.

Ich lief mich zwei Runden auf dem Auf wärm Platz ein und machte danach ein paar Koordinations Übungen, Knieheber und Sprints.

Ich war merkwürdig ruhig, ich hatte gedacht, dass ich nervöser sein würde.
Nicht, dass ich nicht aufgeregt war, doch es hielt sich in grenzen.
Seit langem nahm ich mir wieder vor, dass das Rennen einfach Spaß machen sollte.

Ich trank einen Schluck Wasser, dann kam Steffan zu Selene und mir. "Gebt alles und versucht, weiter zu kommen",sagte er und klopfte uns auf die Schultern.

Dann gaben wir ihm unsere Flaschen. Es war Zeit für den Callroom. Wir gingen gemeinsam aber dennoch schweigend zu dem Gebäude.

Dort stand eine Frau, mit einer Liste in der Hand.
Eine Weile war jeder für sich und saß auf einer der Bänke, die am Rand aufgestellt waren, oder bewegte sich. Zwei Hürden standen auf der Tartanbahn, die im Callroom war. Sie waren ständig in Benutzung, ich sprang auch ein oder zwei mal.

"Hundred meters hurdles, female U18, please come over here", die Frau rief uns und wir stellten uns vor sie.
Es wurde abgefragt, ob alle da waren und dann wurden wir in die verschiedenen Vorläufe eingeteilt.

Selene war im dritten von fünf Vorläufen, ich im vierten.
Der erste Lauf wurde schon raus geführt.
Einige Zeit später der zweite und dann der dritte.

Selene und ich sprachen nicht miteinander, ich wünschte ihr kein Glück, sie mir nicht.
Warum auch?

Dann wurde mein Lauf raus geführt.
Bahn fünf.
Ich sah Joch den Start von Selene, als mein Lauf am Rand der Bahn entlang zur Startlinie ging.

Ich sah mich nicht um, ich wollte gar nicht wissen, wo die anderen standen.
Wahrscheinlich waren sie schon zu Selene gelaufen.

Ich stellte meinen Startblock ein, machte einen Probestart und sprang dabei auch über die erste Hürde. Doch irgendetwas war komisch, ich konnte mich nicht auf das Rennen konzentrieren.

"Komm Alia! Das ist bisher dein größter Wettkampf. Du startest im deutschen Trikot, das ist drin größter Traum!", flüsterte ich mir selber zu.

Ich wollte ins Halbfinale. Doch dafür müsste ich mich auf das Rennen konzentrieren.

Ich ging zurück zu meinem Startblock. Ich stellte mich dahinter und blickte stur geradeaus, bis zum Ziel.
Dahin wollte ich.

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt