Kapitel 37

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Wir waren wieder zuhause angelangt.
Und ich war froh darüber, das ganze war ziemlich aufregend gewesen.

Die Zeit verging, es wurde langsam Spätsommer. Und die EM rückte näher.
Es war zwar trotzdem noch ein bisschen hin, aber Steffan ließ sich nichts anmerken.

Das Training war für Selene, Basti, mich, und zwangsweise auch Noah, härter geworden.

Einmal, nach einem besonders harten Training, gingen Noah und ich gemeinsam in die Kantine. "Steffan stresst echt rum, das ist voll anstrengend!", meinte Noah genervt.

Ich nickte und betrachtete ihn genau, als er aß.
Seine Haut war brauner als meine. Er hatte mir mal verraten, dass sein Vater Grieche war.

Seine Haare waren lockig und und standen wirr vom Kopf ab.
Seine Augen blitzten, als er mich ansah.
Seine Augen waren ja so... Stopp! Schwärmte ich etwa gerade von meinem besten Freund?

"Was ist los, du isst ja gar nichts? ", fragte er.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf und fing an zu essen.

Doch seine Augen verfolgten mich. Sogar bis in den Unterricht, sodass ich mich kaum konzentrieren konnte.

Sie waren so schön.

Es war unglaublich, wie schnell es mir besser ging. Seit dem Vorfall war es immer besser, als ob der Sprung etwas in mir gelöst hätte.

Noah und ich verbrachten immer mehr Zeit miteinander, sodass Selene mit dem Gerüchte erfinden kaum hinterher kam.

Ich hatte das Gefühl, dass inzwischen alle im Internat glaubten, dass Noah und ich zusammen wären.
Es war ein Wunder, dass noch niemand von den Trainern oder Lehrern etwas davon mitbekommen hatte.

Noah und ich saßen am Ufer des Sees.
Die Sonne ging langsam unter, wir hatten uns vom Buffet im Speisesaal etwas mitgenommen und aßen nun draußen. Die Blicke der anderen waren inzwischen unerträglich.

"Der See ist so schön", murmelte ich schläfrig. Noah nickte, sodass kein Kopf wackelte, der auf seiner Schulter lag.

Langsam richtete ich mich auf und streckte mich. Es war Zeit, zurück zu gehen. Gleich war Zimmer Zeit.

Wir schlenderten zurück, Noah hatte eine Abkürzung gefunden, die direkt neben das Wohnhaus führte.

Vor der Treppe blieben wir stehen, um uns zu verabschieden. Ich drehte mich zu ihm, um ihn zu umarmen. Doch er nahm mein Gesicht in seine Hände.

Und küsste mich.

Noahs Lippen waren weich.

Dann drehte er sich um und ging die Treppe hoch. Verschwand nach rechts, ich nach links.

In meinem Zimmer angekommen bekam ich ihn nicht mehr aus dem Kopf. Die Gerüchte waren wahr geworden.

Oder war das alles nur ein kleines, freundschaftliches Küsschen gewesen?
Ich hatte keine Ahnung.

Und ich wusste auch nicht, ob ich in Noah verliebt war oder ob er einfach nur mein bester Freund war.

Was hatte ich bei dem Kuss gefühlt? Nichts. Es war einfach nur ein Kuss gewesen, der mich überrascht hatte.

Sehr überrascht.

Und ich ging mit dem Gedanken schlafen, dass ich unbedingt heraus finden musste, ob ich in Noah verliebt war.

Noah hat mich geküsst! Mitten auf den Mund! Einfach so, als wir von dem kleinen See zurück gekommen sind. Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll.

Und ich habe auch keine Ahnung, ob das ein freundschaftlicher Kuss war oder nicht.

Ich weiß auch nicht, ob ich das wissen will. Es war alles so schön, er und ich, einfach Freunde, wir konnten über alles reden.

Ich muss morgen erst einmal sehen, wie er sich verhält. Und wie ich mich verhalte. Ob ich ihn noch einmal küssen soll, oder er mich noch einmal.

Vielleicht ist das ganze ja einfach ein riesig großes Irrtum? Vielleicht interpretiere ich auch viel zu viel da rein? Jungs denken bestimmt nicht so viel darüber nach wie Mädchen.
Ich werde sehen!

Bis zum ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt