Kapitel 1 - ,,Das wird schon wieder."

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Wilhelm von Humboldt sagte einmal „Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben." Und genau das kann ich nur bestätigen. Ohne diese Verbindungen wäre ich nie etwas gewesen. Ohne sie hätte ich, wenn auch nur für wenige Momente, nie glücklich sein können. Als eine der wichtigsten Verbindungen in meinem Leben zerbrach war ich am Ende, wurde dann aber aufgefangen. Doch als auch diese irgendwann zerbrach... Genauer möchte ich euch das ganze eigentlich nicht erzählen. Zumindest noch nicht jetzt. Jetzt möchte ich meine Geschichte mit euch teilen. Allerdings solltet ihr wissen das ich diese Geschichte nicht bis zum Ende erzählen kann. Warum seht ihr dann. Ich werde versuchen sie so gut und soweit wie Möglich zu erzählen, wie ich kann. Alles begann an einem für mich vollkommen normalem Tag...

Ich kam, wie so oft erst gegen Abend nach Hause und war sichtlich erschöpft. Meine beiden Mädels waren im Moment noch bei meiner Mutter. Sie wollte sie gegen 19 Uhr vorbei bringen. Im Wohnzimmer lies ich mich dann erst mal aufs Sofa fallen und schloss die Augen. Wieder einmal fühlte ich mich einsam. Warum einsam? Ganz einfach ich hatte immer lange Arbeitstage, sah meine Mädchen fast den ganzen Tag nicht und mein Mann wohnte in Helsinki. Wir waren keineswegs getrennt, sondern lebten aus beruflichen Gründen an verschieden Orten. Er in Helsinki und ich in L.A.. Für uns und unsere Töchter war die Situation nicht einfach. Meine Kleinen, sie hießen übrigens Lennja und Lilja, vermissten ihren Papa immer sehr. Wir versuchten uns so oft wie möglich zu sehen, aber es war einfach nicht einfach.

Erschöpft lies ich meine Augen noch weiter zu und wanderte mit meiner Hand zu meinem Bauch und versuchte zu erkennen ob ich schon etwas spüren konnte. Ja, ich war wieder schwanger. Der Arzt meinte ich war wohl schon Mitte dritte Monat. Es war unser drittes Kind und auch wenn es überraschend kam, freuten wir uns jetzt unglaublich. Aber egal. Wo war ich eben? Genau, mein Mann lebte in Helsinki und war auf Grund seines Jobs auch viel unterwegs, was natürlich auch dazu beitrug dass wir uns so wenig sahen. Er war Gitarrist in der finnischen Band Sunrise Avenue. Sein Name war Riku Rajamaa und ich bin übrigens Kimberly. Kimberly Rajamaa. Riku und ich waren damals seid mehr als zehn Jahren verheiratet und unglaublich glücklich. Lennja und Lilja waren übrigens fünf und drei Jahre alt. In letzter Zeit machte ich mir allerdings etwas Sorgen um meinen Mann. Am Telefon klang er etwas niedergeschlagen. In SMS hielt er sich immer so kurz wie möglich. Wenn ich aber fragte, wie es ihm ginge, blockte er immer gleich ab und meinte es würde ihm gut gehen. Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür. Widerwillig stand ich auf und schlurfte zur Tür. Meine Kleinen stürmten beim öffnen auch sofort rein. „Hallo Mama." kam es im Chor von beiden und schon waren sie auch wieder verschwunden. Meine Mom bleib stehen. „Hey. Willst du nicht reinkommen?" Sie schüttelte aber nur den Kopf. „Ich muss gleich wieder weg." Sie deutete auf meinen Bauch. „Wie geht's euch zwei?" Ich lächelte leicht. „Ganz gut soweit. Ich bin nur etwas erschöpft." Sie sah mich misstrauisch an. Ob sie ahnte das ich mir Sorgen um Riku machte? „Und mit Riku? Ist da alles ok Schatz? Wann kommt er wieder nach L.A.? Eure kleinen vermissen ihren Vater." „Ich weiß... Wahrscheinlich nächstes Wochenende." Dann zog sie mich in eine kurze Umarmung und verabschiedete sich dann auch wieder.

Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, ging ich hoch zu den Mädchen und begrüßte sie erst mal. Danach gingen wir ins Wohnzimmer und aßen, ausnahmsweise, vor dem Fernseher. Als die zwei dann im Bett lagen und ich gerade das Zimmer verlassen meinte Lilja leise: „Mommy wann kommt Papi wieder?" Ich drehte mich wieder um und setzte mich nochmal neben sie aufs Bett. Mit meiner Hand strich ihr über die Stirn, ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Lennja schlief schon. „Weiß ich leider nicht Mäuschen. Aber jetzt schlaf bitte." Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und hörte noch, als ich gerade fast aus der Tür war: „Will aber das Papa hier ist." Leise schloss ich die Tür und lehnte dann meinen Kopf an sie. „Ich auch." Niedergeschlagen ging ich nach unten und setzte mich wieder ins Wohnzimmer. Lustlos zappte ich ein wenig durch das Programm. Irgendwie konnte ich mich nicht konzentrieren. Riku war schon eine ganze Weile nicht hier gewesen und das war jetzt anscheinend auch unserer Kleinsten aufgefallen. Wann er wieder kommen würde wusste ich auch nicht. Ich hatte es zu meiner Mutter nur gesagt, damit sie sich nicht unnötig Sorgen gemacht hätte. Plötzlich klingelte es wieder an der Tür. An diesem Tag war es mir anscheinend echt nicht vergönnt Ruhe zu haben. Dabei sollte ich mich ausruhen. Also wegen der Schwangerschaft und dem Baby.

Schwerfällig ging ich zur Tür und starrte die Person, die dort stand, überrascht und auch ein wenig geschockt an. Außerdem schlug ich mir eine Hand vor den Mund. „Riku." Mein Herz schlug gerade unglaublich schnell und mir traten Tränen in die Augen. Er lächelte mich gequält an und hatte seine Hände in seinen Hosentaschen. „Hey Kimie." Und in nächsten Moment hatte er mich auch schon in seine Arme gezogen. Ich krallte mich an seiner Brust fest und musste mich zusammen reißen um nicht in Tränen aus zu brechen. Sein Kopf lag auf meinem und seine Arme waren fest um mich geschlungen. „Du bist hier.", meinte ich leise und strich ihm über die Wange. Als ich ihm dann in die Augen blickte konnte ich sehen, dass etwas nicht stimmte. Dieses Strahlen, was ich sonst immer darin sah, war verschwunden. Er wirkte niedergeschlagen und ziemlich fertig. Sanft drückte ich ganz kurz unsere Lippen aufeinander und genoss diese Berührung sichtlich. „Was ist los?" Er schloss kurz die Augen und meinte dann: „Erzähl ich dir drinnen." In nächsten Augenblick ging er dann ohne ein weiteres Wort ins Haus. Ich blickte ihm verwundert nach und murmelte: „Ok."

Ich folgte ihn nach drinnen und setzte mich dann zu ihm an den Küchentisch. Anscheinend bekam er das nicht mit. Er schien ganz in Gedanken versunken. „Riku?" Sein Kopf schreckte hoch und er blickte mich an. „Hm?" Ich legte meine Hand auf seine und drückte sie leicht. „Was ist los mit dir? Du wirkst so... traurig." Ich bemerkte wie er kurz mit sich haderte und wollte gerade etwas sagen als er anfing leise zu sprechen: „Ich... Es gibt ein paar Probleme mit der Band. Wir streiten in letzter Zeit ziemlich viel. Weißt du... Samu hat sich durch The Voice of Germany verändert. Ich... also wir erkennen ihn in letzter Zeit kaum wieder. Es gibt immer mehr Streit und deswegen hat Mikko auch gemeinst das wir alle am besten mal Urlaub machen sollen. Um ein bisschen runter zukommen und so..." Ich strich ihm über seinen Handrücken und wusste erst gar nicht was ich sagen sollte. So... traurig hatte ich ihn lange nicht gesehen. Ich stand auf und ging um den Tisch. Dann zog ihn hoch in meine Arme. „Das wird schon wieder." Er sah mich zweifelnd an. „Hoffentlich." Eine gute Stunde später lagen wir dann beide im Bett. Es war schön endlich wieder neben ihm schlafen zu können. Obwohl ich das gerade nicht wirklich konnte. Riku war relativ schnell eingeschlafen, aber mir lies das, was er gesagt hatte einfach keine Ruhe. Hoffentlich würde es keine ernsthafteren Probleme mit Sunrise Avenue geben...

Stormy End (Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt