Kapitel 20 - „D...darf ich d...denn jetzt endlich zu ihm?"

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Ich schrie vor Schmerzen auf. Raul war sofort bei mir. „Scheiße Kim was ist los?" In seiner Stimme klang Panik mit. Mein Schmerz wollte nicht abklingen. Mir inzwischen auch schon gar nicht mehr klar, dass ich immer noch an Rikus Hand hing. „Ich hol einen Arzt." Und schon war er weg. Nur wenig später kam der Arzt dann rein. „Miss Rajamaa. Was haben sie denn?" Er kniete sich neben mich, aber ich konnte nicht reagieren. „Lassen sie bitte die Hand von Riku los." An die nächsten Stunden kann ich mich nur wage erinnern. Alles lief viel zu schnell ab. Die Ärzte mussten irgendwann praktisch meine Hand von Rikus abreißen. Ich weiß noch das ich ein Beruhigungsmittel bekam und dann geröntgt wurde. Als ich dann wieder zu mir kam saß Raul neben mir. Verschlafen blinzelte ich ihm an. „W...was i...ist passiert?" Er sah mich besorgt an. „Du hattest Schmerzen und dann haben sie dich geröntgt. Kim... Sie müssen Finn jetzt schon holen. Sonst könnte schlimmeres passieren... Das heißt du bekommst einen Kaiserschnitt... Der Arzt kommt gleich..." Meine Augen weiteten sich und ich bekam Panik. Ich wollte Finn doch normal bekommen und vor allem mit Riku. Jetzt war dann wohl entgültig klar, dass er nicht bei der Geburt dabei sein würde. „Ich will nicht... ohne Riku."   Mir liefen Tränen über die Wangen, aus Angst und Verzweiflung. Raul rückte ein Stück näher zu mir, strich mit seiner Hand über meine Wange und flüsterte: „Du musst..."

Nichts half. Kein Potestieren oder quer stellen. So Kamm es dann auch, dass ich irgendwann immer noch weinend im Kreißsaal lag. Raul war mitgekommen,  da ich mir sicher war, dass sich dass alleine nicht durchstehen würde. „Ok... Wir fangen jetzt an Kimberly. Wenn sie irgendwas spüren sollten sagen sie bitte Bescheid. Ich zuckte bei der Stimme des Arztes zusammen und schloss ruckartig meine Augen. Die nächsten Minuten waren schier unendlich. Auch Raul schien merklich ungeduldig. „Wir haben es gleich geschafft Kimberly." Nervös drückte ich Rauls Hand, war nicht in der Lage auch nur ein winziges Wort über meine Lippen zu bringen. „Da ist er ja." Und Stille. Es war totenstill. Finn schrie nicht. Warum schrie er nicht? Irgendwas war garantiert los? Im nächsten Moment kam eine Schwester herein. Untersuchen sie ihn bitte. Ich mach den Schnitt zu und komme dann nach." Mich ignorierten sie völlig. Immer mehr Fragen tauchten in meinem Kopf auf. Wieso dürfte ich ihn nicht sehen? War er irgendwie krank? Atmete er nicht? War er sogar tot? „Kimberly. Schauen sie mich mal an." Der Arzt war über mir aufgetaucht. „Wo ist mein Sohn Doc?" Er räusperte sich. „Wir untersuchen ihn gerade. Er lebt aber... Naja Irgendwas ist wohl nich in Ordnung. Bleiben sie bitte ganz ruhig. Eine Schwester wird sie jetzt erstmal wieder auf ihr Zimmer bringen." Ich nickte und fing im nächsten Moment an zu schluchzen. Sofort war Raul wieder an meiner Seite. „Es wird schon alles wieder gut Kleines. Glaub mir..." So sehr ich auch wollte. Irgendwie konnte ich ihm nicht glauben. Nicht wo uns in den letzten Monaten doch schon so viel Pech passiert war.

Die nächsten paar Stunden waren die pure Hölle für mich. Ich saß regungslos in meinem Bett starte auf meinen wieder  flachen Bauch. Mein Baby war weg. Ich wusste nicht wo er War oder was gerade los war. Ich hatte noch keine einzige Info von einem Arzt oder einer Schwester bekommen. Raul saß die ganze Zeit über still neben mir und hatte meine Eltern und die anderen Jungs kontaktiert. Meine Eltern waren inzwischen auch bei mir. Mein Vater saß bei mir auf dem Bett und hielt mich in seinen Armen. Meine hielt meine Hand. „Ich will ihn endlich sehen... Wenn irgendwas passiert ist dann..." Mama strich mir über die Hand. „Dann hätten sie dir schon längst bescheid gesagt Liebes. Zerbrech dir bitte nicht zu sehr den Kopf." In dem Moment trat Raul wieder in den Raum. Er war kurz draußen gewesen um eine Zigarette zu rauchen und etwas runter zu kommen. „Wie sieht's aus?" Fragend sah er uns drei an. „Immer noch nichts...", sagte ich leise und schloss meine Augen. Irgendwie war ich verdammt müde. So kam es dann auch, dass ich nach ein paar Minuten einschlief. Durch leichtes rütteln wurde ich dann wieder wach. „Hey Kimie. Na komm wach werden dann kannst du zu Finn." Sofort war ich wacher hn saß gerade im Bett. „Langsam Liebes." Fast wäre ich wieder zurück gekippt. Ich sollte wohl nicht so schnell machen. „Es geht ihm gut? Warst du schon da?" Meine Mutter nickte. „Soweit ich weiß ja... Aber du solltest nochmal mit dem Arzt sprechen und nein, ich war noch nicht bei ihm. Eine Schwester kommt gleich und bringt dich zu ihm, Schatz."

Die Tür öffnete sich und eine Schwester kam mit Einen Rollstuhl herein. „Würden sie sich bitte hier rein setzen Miss Rajamaa?" Die Schwester sah mich freu dich lächelnd an und ich stöhnte nur. „Muss ich?" Sie nickte. „Ja, bitte. Das ist besser für ihren Kreislauf." Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Stell dich mal nicht so an Kimberly und tu was die Schwester dir sagt. Na los." Beide halfen mir in den Rollstuhl und die Schwester fuhr mich dann anscheinend erst einmal in das Büro des Arztes. „Doktor Jahonen würde sie gerne noch einmal sprechen." Mit diesen Worten schob sie mich zu ihm. Meine Mutter kam mit uns. „Wie geht es ihnen Kimberly?" Der Arzt sah mich etwas besorgt an. „Ganz gut soweit... Also was ist jetzt mit Finn? Sagen sie schon." Er schmunzelte leicht. „Also gut... Es geht im soweit ganz gut. Er hatte während der Geburt Sauerstoffmangel, deswegen dürfen sie sich gleich auch nicht zu sehr erschrecken, da er im Moment noch am Beatmungsgerät hängt." Die Worte bleiben mir im Hals stecken. Es kam nur ein Krächzen heraus. „Keine Sorge in ein paar Tagen können wir das Beatmungsgerät wieder entfernen. Jetzt braucht der kleine Mann es nich ein bisschen, besonders weil er ja auch fast 4 Wochen zu früh geboren wurde." Ich strich mir über meine mit Tränen gefüllten Augen. „D...darf ich d...denn jetzt endlich zu ihm?" Doktor Jahonen nickte. „Natürlich. Die Schwester wird sie hinbringen."

„Nicht erschrecken wenn sie ihn gleich sehen Miss.", meinte die Schwester noch einmal zu mir. Meine Mutter lächelte mich aufmunternd an, bevor dann die Tür zu viel. Sie hatte sich dazu entschlossen erst einmal eine Weile draußen zu warten. Die Schwester schob den Rollstuhl in den Raum. „Ok sie dürfen jetzt aufstehen. Wenn irgendwas ist rufen sie mich einfach wieder." Die Tür fiel zu und ich war alleine mit Finn. Als ich langsam aufstand zitterte ich so stark dass ich erstmal mehrere Anläufe brauchte um überhaubt sicher zu stehen. Dann ging langsam auf dieses kleine Bett zu und da lag er dann wirklich. Mein kleiner Junge. Er sah so verdammt schwach aus mit dieser riesigen Atemmaske auf seinem so winzigen Gesicht. Mir schossen in diesem Moment so viele Gedanken durch meinen Kopf, dass ich kaum wusste was jetzt das richtige war. Bevor meine Beine nachgaben nahm ich mir schnell einen Stuhl und setzte mich so nah es ging an Finns Bett. Mit der Angst ihm irgendwie weh zutun hob ich vorsichtig meine Hand und legte sie an seine Wange. Die ganze Zeit über war ich den Tränen gefährlich nahe und jetzt brachen sie einfach aus mir aus. Es war einfach so merkwürdig. Finn lag da einfach nur. Er gab keinen Ton von sich, bewegte sich nicht und reagierte auch nicht auf mich. Ich weiß heute noch genau, wie sehr ich mir damals gewünscht hatte, dass doch Riku bloß bei mit gewesen wäre.

Stormy End (Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt