Kapitel 70 - „Süße... Maus..."

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„W...was?" Ich konnte nicht glauben was ich da gerade gehört hatte. „Riku ist wach Kim. Er ist wirklich wach." „A...aber das kann doch... nicht sein..." Die Stimme am Telefon lachte leicht. „Doch kann es und jetzt beruhigen sie sich erstmal von ihrem Schock und kommen sie dann hierher." „Ok...", hauchte ich atemlos und legte auch sogleich auf. Schlagartig schossen mir Tränen in die Augen und meine Knie wurden butterweich, sodass ich mich nicht mehr auf meinen Beinen halten konnte und sank auf den Boden. Ich wollte weinen, aus Freude und aus Schock, aber es kam nur lautlose Schluchzer aus meiner Kehle. Keine Ahnung, wie viel Zeit verging, der Schock verschwand einfach nicht. Riku war wach. Erst als ich die geschockte Stimme von Raul hörte und er mich hoch zog und fest an sich drückte. Jetzt flossen meine Tränen auch endlich. „Süße... Maus..." Raul strich mir über meinen Rücken. „Was ist denn los? Ist irgendwas passiert?" Ich hatte meine Stimme immer noch nicht wieder gefunden, erst nach ein paar Minuten verließen endlich Worte meine Lippen. „Riku... Riku ist... er ist wach."
„Wie er ist wach?" Schniefend nahm ich meinen Kopf von seiner Schulter und sah zu ihm hoch. „Sein Arzt... Er hat eben angerufen und gesagt das Riku wach ist. Er ist wach, Raul. Endlich." Ich fiel ihm wieder um den Hals, diesmal aber viel glücklicher. Wie Raul sich in diesem Moment gefühlt haben musste, war mir gar nicht klar gewesen. „Und... willst du zu ihm?" „Ja. Auf jeden Fall." Überglücklich presste ich meine Lippen auf seine. „Dann lass uns aber morgen früh fahren... Es ist schon spät." Geknickt nickte ich, dass Raul auch irgendwie traurig oder enttäuscht sah, registrierte ich nicht. Warum auch? Ich hatte Riku wieder und meinen Gedanken lagen fürs erste bei meinem noch Eheman. So registrierte ich auch gar nicht wirklich wie Raul mich hoch ins Schlafzimmer zog oder er nochmal kurz nach Lumi gucken ging. Als er das Licht ausgemacht hatte und mich dann an sich zog, nachdem er auch lag, schlief er relativ schnell ein. Ich lag dagegen noch eine ganze Weile einfach nur da. Die Freude über Rikus Aufwachen, aber auch die Angst das er vielleicht doch nicht wach war und der Arzt mir nur Mist erzählt hatte hielten mich wach. Deswegen schlief ich dann, als ich endlich Schlaf gefunden hatte, auch sehr unruhig.
Am nächsten Morgen war ich dann auch schon ziemlich früh wach. Einschlafen konnte ich nicht mehr, trotz mehrere Versuche. Der Gedanke daran, dass ich in ein paar Stunden Riku endlich wieder wach sehen würde, lies mich einfach keinen Schlag mehr finden. Die ganze wälzte ich mich im Bett von der einen auf die andere Seite. Es war schon fast ein Wunder, dass Raul neben mir dem Anschein nach noch seelenruhig schlief. Nach weiteren fünf Minuten konnte ich dann aber ein genervtes Stöhnen seinerseits hören und spürte wie er im nächsten Moment seinen Arm um meine Mitte schlang und mich an sich zog. „Es ist gerade mal sechs Uhr Kleines. Kannst du mich nicht wenigstens noch zwei Stunden schlafen lassen?" Ich strich über seine bärtige Wange und sah in seine müden Augen. „Aber ich bin so aufgeregt wegen Riku." „Ich auch... aber trotzdem fahren wir nicht vor zehn Uhr los und das sind noch gute vier Stunden bis dahin. Noch nicht mal Lumi ist wach." Kurz überlegte ich. „Dann schlaf ruhig noch ein bisschen. Ich kann ja schonmal Frühstück vorbereiten und Brötchen holen." „Hört sich gut an.", murmelte er schon wieder mit geschlossenen Augen. Ich drückte ihm noch einen Kuss auf die Stirn, schnappte mir Klamotten und verschwand schnell ins Badezimmer um mich umzuziehen. Bevor ich dann zu Bäcker losing warf ich noch kurz einen Blick, in die Zimmer meiner Kinder, die noch alle friedlich schliefen.
Lumi allerdings würde wach als ich ihr Zimmer wieder verlassen wollte. Also schlich ich doch zurück in den Raum, nahm sie hoch und setzte mich mit ihr auf den Stuhl der in ihrem Zimmer stand. Schnell schaukelte ich sie etwas, damit sie sich beruhigte. Raul war eben noch so müde gewesen, da musste er jetzt nicht unbedingt wieder aufgeweckt werden. Das Frühstück hatte ja auch noch ein bisschen Zeit. Es war ja wirklich noch ziemlich früh, was ich im nachinein doch zugeben musste. Müde war ich aber trotzdem nicht. Nach dem meine kleine Maus etwas ruhiger geworden war und ihre Äuglein auch schon fast wieder zu fielen, legte ich sie zurück in ihr Bett. Eine Weile stand ich dort noch und beobachtete sie. Sie war so ein unschuldiges Wesen. Sie dürfte auf keinen Fall Schaden nehmen an dem Stress und allem was jetzt besonders auf mich zukommen würde. Lumi konnte rein gar nichts dafür.
Leise schlich ich schnell aus dem Haus bevor ich noch irgendwen anders aufwecken konnte. Es war noch relativ frisch draußen und auh noch ziemlich dunkel. Eigentlich kein Wunder bei der Uhrzeit. Auf der Straße wat auch noch ziemlich wenig los. Da ich den Weg zum Bäcker inzwischen sogut wie auswendig kannte, glitten meine Gedanken ein wenig ab. Mir kamen unweigerlich ein paar Situationen von früher in den Kopf. Situationen bevor Riku diesen dummen Unfall hatte und bevor unsere Familie so plötzlich und ohne Vorwarnung zerstört wurde. Aber dann war da auch alles was in den vergangenen zweieinhalb Jahren passiert war. Ich liebte Raul und Lumi und konnte mir inzwischen nicht mehr vorstellen ohne die Beiden zu sein, auch wenn mein Umgang mit Lumi immer noch etwas... Naja zurückhaltend war. Dafür war Raul ein umso besser Papa. Wie es jetzt in nächster Zeit sein würde war fraglich. Für mich stand nur fest, dass ich vorerst bei Raul bleiben würde. Ohne dass ich es überhaupt gemerkt hatte kam ich an der Bäckerei an und holte Brötchen. Anschließend machte ich mich auf den Rückweg... nach Hause.

Stormy End (Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt