Kapitel 78 - „Sie haben dich so schrecklich vermisst..."

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„Dann solltest du aber schnell los... Sonst wird es bestimmt zu spät."
Verwundert nickt ich und setzte nochmal zum sprechen an: „Warum bist du bloß so verständnisvoll?"
Raul setzte sich lächelnd auf, sodass die Decke nach unten rutschte und nur noch saß Nötigste bedeckte.
Er legte seinen Arm um meine Schulter, zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf sie Stirn.
„Warum denn nicht...? Es mag vielleicht etwas komisch sein, dass du gerade jetzt nachdem wir Sex hatten mit Riku ankommst. Aber gerade heute ist das doch verständlich."
Er strich mir eine Strähne meines blonden Haares hinter mein Ohr und hauchte mir dann einen weiteren Kuss auf die Lippen.
„Also geh ruhig... und ich fahre dann du weg bist schonmal die Kinder abholen."
„Ok...", kam es dann noch etwas unsicher von mir und ich erhob mich, nackt wie ich war aus dem Bett und verschwand ins Schlafzimmer.
Dort zog ich mich an und machte mich etwas fertig.
Anschließend verabschiedete ich mich noch von meinem Freund, welcher auch gerade dabei war, sich anzuziehen und verließ das Haus.
Im Auto fuhr ich mir mehrmals verunsichert durch die Haare.
Womit hatte ich Raul bloß verdient?
Er war viel zu gut zu mir und ich belog ich praktisch einfach.
So wie ich mich verhielt hatte ich ihn doch eigentlich gar nicht verdient...
Wieder war es der selbe Weg wie seid Jahren.
Diesmal aber wusste ich das etwas anders war.
Riku war diesmal wach und das gab mir einen ganz neuen Schwung.
Ein weiteres Mal vor dieser Tür angekommen klopfte ich leise.
Gerade wollte ich nochmal etwas lauter klopfen als ein fast nicht zuhörendes 'herrein' zu hören war.
Daraufhin trat ich mit klopfendem Herzen ein.
Meine Augen suchten, nachdem die Tür geschlossen war, sofort Rikus und fanden sie zum Glück auch gleich.
Augenblicklich breitete sich dim Lächeln auf meinen Lippen aus, ich stellte meine Tasche ab und zog einen Stuhl an Rikus Bett.
Auch griff ich gleich nach seiner Hand und drückte ihm einen Kuss auf den Handrücken.
Dabei brummte Riku leise.
„K...kein Be...grüßungskuss?"
Ich zögerte einen kurzen Moment, hoffentlich hatte Riku das nicht mitbekommen, stand dann aber auf.
„Doch natürlich.", murmelte ich leise bevor ich meine Lippen für ein paar Sekunden auf seine legte.
Ich wollte mich zurück auf meinen Stuhl setzten, als ich spürte dass Riku mich bei sich behalten wollte.
Also blieb ich neben ihm auf dem Bett sitzen.
Ich behielt seine Hand in meiner und streichelte sie ohne aufzuhören.
„Geht's dir schon besser? Hast du ein bisschen geschlafen?"
Riku sah von unseren Händen auf zu mir, in meine Augen.
Sie sahen immer noch ziemlich müde aus, aber glitzerten mich. auch irgendwie an.
„Ha...b ich... u...und ja. Bes...onders wenn du hi...er bist."
Ich schmunzelte leicht.
Irgendwie war das mega süß von ihm.
„W...was grinst d...u so?"
Verlegen sah ich auf.
Von meinen Gedanken musste er jetzt nicht unbedingt etwas erfahren.
„Nichts... Ich hab dich nur schrecklich vermisst. Mehr nicht..."
Ich lächelte schwach und drückte seine Hand etwas fester.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen wie schrecklich die letzten Jahre ohne dich waren..."
Dass das ja eigentlich nur teilweise stimmte behielt ich lieber für mich.
„S...so schlimm?"
Seine Augen wurde größer, irgendwie besorgter.
Ich seufzte innerlich und nickte ganz leicht.
Ich hasste es ihn zu belügen.
Ich hasste es ihm das hier alles vorspielen zu müssen.
„J...etzt wird es wi...eder besser. Ich b...bin ja wach."
„Ja stimmt.", hauchte ich ihm entgegen.
Eigentlich hatte ich eher das Gefühl, dass jetzt alles viel schlimmer und komplizierter werden würde.
Und das machte mir eine unglaubliche große Angst.
Ich würde Riku definitiv wehtun müssen, wenn ich ihm die Wahrheit erzählen würde.
Ich wollte ihm aber einfach nicht wehtun.
Naja eigentlich hatte ich keine Wahl.
Wir konnten ihm ja nicht ewig etwas vorspielen.
Das würde auch Raul nicht mitmachen.
Es war mir eh schleierhaft wie er es so lange bei und mit mir aushielt.
Das ganze musste ihn doch auch irgendwo kaputt machen.
Und das er bei der Situation vorhin, nach unserem Sex, auch nicht irgendwie sauer war konnte ich ihm beim besten Willen nicht glauben.
Aber ich war ihm unglaublich dankbar, dass er gerade heute kein großes Drama daraus machte.
„Du K...im?"
„Hm?"
Ich sah wieder auf.
Meine Gedanken waren gerade etwas abgeschweift gewesen.
„D...darf ich bald m...al unsere Ki...nder sehen? G...laubst du, d...u kannst sie dem...nächst mal mitbrin...gen?"
Er sah mich so flehend an, dass mein Herz schon schmerzte.
Eigentlich war es ja kein Problem, wenn ich, zumindest erstmal die Mädchen, mitnehmen würde.
Nur musste ich dann vorher unbedingt mit dem Mädchen reden.
Ich lächelte als ich an die Reaktionen der beiden dachte, die wahrscheinlich kommen würden, wenn sie endlich erfahren würden, dass ihr geliebter Papa endlich wach ist.
„Kim?"
„Ja. Sorry. Ich bin hier."
Ich kratzte mich verlegen am Kopf und lief leicht rot an.
„Als...o?"
Verwirrt sah ich ihn an.
„Was also?"
Riku verzog belustig seine Lippen.
„O...b du die Kinder b...ald mal mitbri...ngst?"
„Kann ich gerne machen. Aber dir miss es erst ein bisschen besser gehen, hatte auch der Arzt gesagt."
Er nickte leicht.
„Ich fre...u mich schon darau...f."
Jetzt herrschte kurzes schweigen.
„Wiss...en sie eigen...tlich schon, d...ass ich wa...ch bin?"
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Nein... Da hatte ich bis jetzt keine Zeit zu. Sie sind auch momentan noch bei meinen Eltern und Ra..."
Ich brach ab und bis mit auf die Lippe.
Fast hätte ich mich verplappert.
„Also ich meine ich hole sie gleich erst ab, wenn ich hier wieder raus bin."
Riku sah mich fragend an.
Anscheinend hatte er gemerkt, dass ich eigentlich etwas anderes sagen wollte.
Schnell versuchte ich ihn davon abzulenken.
„Sie freuen sich bestimmt ganz doll, wenn sie erfahren dass du wach bist."
Anscheinend half es wirklich.
Ich hob seine Hand etwas an und drückte ihn einen Kuss auf den Handrücken, wobei meine Augen leicht feucht wurden.
„Sie haben dich so schrecklich vermisst..."
Ein paar Stunden blieb ich noch bei Riku, leistete ihm etwas Gesellschaft, bis ich mich dann irgendwann schweren Herzens von ihm verabschiedete und zurück nach Hause, also zu Raul und meinen Kindern fuhr.

Stormy End (Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt