Ich vergrub meinen Kopf an Rikus Brust und hauchte dann: „Samu ist im Krankenhaus. Ihn hat ein Auto angefahren und er schwebt wohl in Lebensgefahr... Vivi hat eben angerufen und mir das erzählt." Mit pochendem Herzen wartete ich auf Rikus Reaktion. Doch kamen keine Worte. Ich konnte nur spüren wie er sich stark verkrampfte und aufgehört hatte mir über den Rücken zu streichen. Schwer schluckend löste ich mein Gesicht von seinem Shirt und sah unsicher nach oben. Rikus Augen waren weit aufgerissen, sein Mund stand leicht offen. Er sah so aus als ob irgendwo ganz anders wäre. Vorsichtig hob ich meine Hand und legte sie ganz zart an seine Wange. Er blinzelte ein paar mal und sein Blick wurde wieder klarer. „W...was? Nein, dass darf nicht war sein." Er sah mich hilfesuchend an, hoffte wohl dass ich mir einen dummen Scherz erlaubt hatte, aber dem war nicht so, also nickte ich nur schwach. Plötzlich brach er förmlich zusammen, sank auf die Knie und fing heftig an zu weinen. Ich lies mich zu ihm am den Boden sinken, hatte keine Ahnung was ich jetzt machen sollte. Sofort ließ Riku sich in meine Arme fallen, klammerte mich an sich. Ich versuchte ihn zu beruhigen, in dem ich durch seine Haare strich. Mit so einer heftigen Reaktion hatte ich bei weitem nicht gerechnet, wo er und Samu doch laut den Erzählungen gerade so zerstritten waren. Mein Mann schluchzte immer wieder auf und mein Top war inzwischen komplett durchnässt, aber das war nun wirklich vollkommen egal. Irgendwann fing er dann stotternd und leise an zu reden. „Was ist wenn dieser Streit das letzte zwischen mir und Samu war? Ich... ich will in nicht so das letzte Mal gesehen haben. Er ist doch trotz allem nich irgendwo mein bester Freund... Kim... Hilfe." Er sah mich so flehend an, gut konnte ich ihn gerade verstehen. Ich zuckte nur ebenso hilflos wie er mit meinen Schultern und drückte ihn noch ein Stück näher an mich.
Irgendwann schaffte ich es ihn ins Wohnzimmer zu bringen und auf der Couch zu platzieren. Dort lag Riku dann zitternd und hatte leicht seine Beine angezogen. Er tat mir so unendlich leid. Ich weiß nicht wie ich mich fühlen würde, wenn so etwas meiner besten Freundin und mir passieren würde. Auch wollte und konnte ich mir das nicht wirklich vorstellen. Ich holte eine Decke, legte diese über ihn und registrierte nach einer Weile das er eingeschlafen war. Leise entfernte ich mich dann aus dem Wohnzimmer und ging an meinen Laptop, guckte wann die nächsten Flüge nach Finnland gehen würden. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Riku jetzt so schnell wie möglich bei Samu sein wollte. Allerdings war ich mir unsicher wegen Lennja und Lilja. Sollten sie mitkommen? Ich wusste es nicht wirklich, schließlich hatten die beiden ihrem Vater sehr vermisst und wenn er dann gleich wieder weg wäre und ich dazu ebenfalls... Andererseits die ganze Sache mit Samu dann in Finnland. Das würden die beiden doch noch nicht verstehen. Ich war hin und hergerissen, wusste es wirklich nicht, also buchte ich vorsichtshalber für die beiden mit. Der Flug würde am nächsten Tag gegen Abend gehen. So hatte ich auch noch genug Zeit um mit Riku und gegebenenfalls nochmal mit meiner Mutter darüber zu reden. Anschließend schnappte ich mir mit einem Seufzen mein Telefon und nahm mir erstmal für die nächsten Tage von der Arbeit frei. Dann schaute ich nochmal nach Riku. Er schlief Gott sei Dank immer noch. Also schlich ich schon mal nach oben und packte vorsorglich schon einmal die Sachen von uns und den Kindern. Danach wusste ich auch nicht wirklich was ich noch tun sollte. Riku schlief, die Kinder waren nicht da. So hatte ich mir unser Wiedersehen eigentlich nicht vorgestellt. Erschöpft von dem bisherigen Tag ließ ich mich auf unser Bett fallen. Mit einem Blick nach draußen, sah ich dass es inzwischen schon dunkel war. Der Tag war einfach nur grauenhaft. Mit einem stillen beten dafür, dass es am nächsten Tag hoffentlich gute Nachrichten von Samus Zustand gab, fielen mir dann auch die Augen zu und schlief ein.
Am nächsten Morgen blinzelte ich schwer. Mein Kopf brummte und mir tat alles weh. Ein Blick zur Seite verriet mir, dass Riku anscheinend gar nicht hier geschlafen hatte. Dann prasselte alle Erinnerungen des gestrigen Tages auf mich ein und meine Augen wurden sofort wieder wässrig. Tief ein atmend richtete ich mich auch und tapste ins Badezimmer, ging dort erstmal warm duschen und zog mir hinterher frische Klamotten an. Anschließend ging ich nach unten, vielleicht war mein Mann ja auch schon wach. Vorsichtig lugte ich ins Wohnzimmer und sah ihm zusammen gekauert auf dem Sofa sitzen und auf den Fernseher starrend. Ich lies mich neben ihn sinken und drückte einen Kuss auf seine Wange. „Morgen Schatz." Ich strich ihm kurz durch seine Haare. „Wie geht's dir?" Riku wandte seinen Kopf zu mir. Sein Blick war so leer, so traurig. „Es geht... Hör mal ich weiß das ich gerade erst wieder hierher gekommen bin, aber... ich muss wieder nach Finnland um bei Samu sein zu können." Er sah mich entschuldigend an und über meine Lippen huschte ein kurzes Lächeln. „Das war mir klar und ich hab auch schon Tickets für uns gebucht. Der Flug ist heute Abend und Sachen sind auch schon soweit gepackt." Seine Augen wurden groß und kurz darauf presste er mich an sich. Ich hörte einen leisen Schluchzer und dann murmelte er gegen mein Haar: „Danke Kimie. Womit hab ich dich bloß verdient?" Ich legte meine Arme ebenfalls um ihn und kicherte leicht. „Weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich weil du so ein toller Mann bist, mich immer zum Lachen bringst und ich dich nach fast fünfzehn Jahren Beziehung und elf Jahren Ehe noch mindestens genauso sehr liebe wie am Anfang." Für einen Moment legte ich unsere Lippen aufeinander, sah ihn dann aber wieder ernst an. „Was ist mit den Mädchen? Sollen sie mitkommen oder lieber noch bei meiner Mom bleiben?" Riku schien kurz nachzudenken und sah mich dann unsicher an. „Weißt du ich würde euch drei schon gerne bei mir haben." Ich schluckte. „Ok dann holen wir sie nachher bei meiner Mutter ab." Allerdings war ich mir trotzdem noch nicht sicher, ob es so gut War sie mitzunehmen. Riku zu Liebe behielt ich meine Bedenken aber für mich. Wahrscheinlich brauchte er jetzt einfach mal seine Familie um sich. Nur ein paar Stunden später standen wir dann auch schon zu viert am Flughafen. Ich kniete gerade vor meinen Mädchen und wollte ihnen möglichst einfach erklären warum wir denn jetzt in das zu Hause in Finnland fliegen würden.
Verzweifelt blickte ich einmal hoch zu Riku, aber der wirkte schon wieder komplett abwesend. „Warum fliegen wir denn jetzt nach Helsinki Mama?" Ich wand meinen Blick wieder zu Lennja und seufzte einmal. „Weißt du Mäuschen Onkel Samu geht's nicht so gut und Papa möchte gerne bei ihm sein." Sie sah mich mit großen Augen an und Lilja fing an sich an meinen Arm zu klammern. „Wieso geht's Samu nicht gut?" Ich strich der jüngeren der beiden über die Haare und zog auch Lennja in meinen Arm. „Naja er hat sich bei einem Autounfall ganz doll weh getan und..." Ich wurde von einem leisen Schluchzen unterbrochen. Lilja liefen Tränen über die Wangen und sie wimmerte: „Samu muss wieder gesund werden." Auch die Ältere hatte schon wässrige Augen. Beide drückte ich ein wenig an mich. „Wir müssen jetzt alle ganz stark für ihn sein und seiner Familie helfen, ja?" Jetzt ging Riku auch in die Knie. Er hob die große hoch und ich Lilja. „Nicht weinen kleines.", flüsterte er gegen Lennjas Kopf. Dann sahen wir uns für einen kurzen Moment in die Augen und das erste mal konnte ich jetzt wirklich sehen, wie gut es ihm tat seine Familie bei sich zu haben. Etwas später saßen wir dann auch schon im Flieger. Die Mädchen schliefen bereits und Riku war ebenfalls kurz davor. Mein Blick lag draußen und ich dachte nach. Müde war ich zwar schon, aber einschlafen konnte ich nicht. Die Angst, dass Samu wirklich sterben könnte saß einfach viel zu tief in mir und lies mich nicht zur Ruhe kommen.
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Stormy End (Sunrise Avenue FF)
FanfictionSie waren unglaublich glücklich. Dann, ganz plötzlich passieren viele Dinge hintereinander. Jetzt muss sie ohne ihn klar kommen, ist alleine mit den Kindern. Wird sie es schaffen? Ihre Freunde stehen ihr bei. Doch bald steht sie vor einer unglaublic...