Kapitel 40 - „Es... tut... m...ir so leid."

163 5 0
                                    

Lilja quiekte auf, sprang vom Schoß meines Momentan Freundes und fing an vor mir auf und ab zu hüpfen. „Wirklich Mama? Wann denn? Sag schon." Lennja war auch aufgesprungen und sah mich grinsend an. Ich wuchelte durch die Haare meiner jüngsten Tochter. „Vielleicht in ein paar Wochen oder so." Ich tippte auf ihre Nase. „Und damit das auch funktioniert müssen wir ganz fest daran glauben, ja?" Beide nickten begeistert und aßen dann schnell auf. „Ich will nachher nochmal zu Riku... Ist das Ok für dich und passt du dann auf die Kinder auf?" Ich sah Raul fragend an. Er sah etwas zerknirscht aus, stimmte aber zu. Wieder verbrachte ich so gut wie den ganzen Tag bei meinem, noch, Mann. Wie das mit Riku sein  sollte wenn er tatsächlich wach werden würde wusste ich nicht. Ich war in den nächsten Tagen noch oft bei ihm. Vielleicht sogar zu oft da ich Raul so gut wie vergaß.
Im Nachhinein sah ich für mich selber ein das es nicht gut gewesen war, Lennja und Lilja davon zu erzählen, dass es Riku besser ging. Seine Werte verbesserten sich nicht weiter. Nach vier Tagen riefen mich dann Doktor Korhonen wieder an. „Sind sie sicher?" „Ja Frau Rajamaa es tut mir furchtbar leid für sie, aber Rikus Werte haben sich jetzt seid vier Tagen nicht verbessert. Er wird wohl erstmal im Koma bleiben." „Ok... trotzdem danke, dass sie sich gemeldet haben." „Gut. Dann auf wieder hören. Ich melde mich sobald es etwas neues gibt." „Tschüß..." Nach  dem Telefonat war es still im den Haus. Wie sollte ich das bitte den Mädchen erklären... ich hatte nicht so voreilig handeln sollen. Verzweifelt kuschelte ich mich in eine Decke auf sie Couch und versuchte krampfhaft nicht mit weinen anzufangen. Raul kam mit den Kindern erst später wieder. Am Abend dieses Tages gab es viele Tränen. Hauptsächlich von Lennja und Lilja, aber auch wieder einmal von mir. Raul war, wie eigentlich immer, einfach nur für mich da und hielt mich im Arm. Nachdem er mir die ganze Zeit zuredete und versuchte mich zu beruhigen, dass letztendlich auch etwas geschafft hatte, brachte mich mit einer einzelnen Fragend wieder vollkommen durch einander.
➡ Jetzt waren es noch 986 Tage... ⬅
Er hatte meine Hände fest umschlossen. „Kim... was... also was wäre eigentlich wenn Riku jetzt aufgewacht wäre? Ich meine wären wir dann immer noch zusammen oder nicht... Die letzten Tage mit dieser Ungewissheit waren echt grauenhaft... Du warst dauernd bei ihm..." Schlagartig wurde mir schlecht... Mir war gar nicht wirklich klar gewesen wie ich ihn in den letzten Tagen allein gelassen hatte. Ich bekam ein riesiges schlechtes Gewissen. Wie er sich gefühlt haben musste. Es tat mir unheimlich leid und ich hatte keine Ahnung wie ich das wieder gut machen sollte. Mir tropfen inzwischen Tränen auf die Beine. Diese Frage, Festellung oder was auch immer das war, warf mich vollkommen aus der Bahn. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Ich wusste die Antwort einfach nicht. Geknickt sah ich zu ihm hoch. „Es tut mir furchtbar leid Raul... ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was dann wäre." Und sofort fielen meine Hände auf meinen Schoß. Er hatte sie einfach losgelassen...
Verzweifelt griff ich wieder nach seinen Händen, umklammerte sie fest, wobei Raul veruschuchte sie mir wieder zu entziehen. „Es tut mir so leid. Ich weiß doch auch nicht was mit mir los ist. Das alles macht mich fertig... Im Moment bin ich mit dir zusammen und das wird sich auch nicht ändern. Riku wird im Moment eh nicht aufwachen." Mit einem Ruck waren seine Hände wieder weg. Ich wusste ja selbst was ich da für einen Mist erzählt hatte. „Ja im Moment. Im Moment ist alles gut. Im Moment bist du bei mir. Und wenn Riku dann wieder wach ist bist du weg oder wie? Weißt du was mir das für eine riesen Angst macht? Das ich die Frau verliere die mir einfach so unglaublich viel bedeutet. Das sie von einem auf den anderen Tag einfach weg sein könnte. Ich kann und ich will das einfach nicht mehr... Ich will wissen was los ist. Ich will wissen ob ich dich auch in Zukunft noch an meiner Seite hab oder ob das alles hier jetzt schon keinen Sinn mehr macht." Jedes seiner Worte versetzte einen kleinen Stich mehr ins Herz. War das denn hier wirklich so sinnlos? Brachte diese Beziehung über habt irgendwas? „Jetzt sag was verdammt."
Ich sah betreten zu Boden und bekam nicht ein verdammtes Wort über meine Lippen. Stattdessen sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen, die nicht auf wieder den Weg über meine Wangen bahnten. Eigentlich hatte ich genug davon in den letzten Monaten dauernd heulen zu müssen, aber irgendwie konnte ich auch nicht anders. Gerade jetzt... Verdammt ich wollte doch etwas sagen. Ich wollte Raul auf keinen Fall verliern. Nicht nachdem er mir die letzten Monate so geholfen hat und für Finn wie ein zweiter Papa war. Wir brauchten ihn doch. Die Mädchen, Finn... und ich auch, vielleicht sogar mehr als ich mir zu diesem Zeitpunkt eingestehen wollte. Er bedeutete mir doch so viel. Es war zwar schwer mir das einzugestehen, aber ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft. Auch jetzt noch wäre ich ganz bestimmt aufgeschmissen. Er konnte doch nicht alles so plötzlich beenden. Dann... dann würde ich doch endgültig zusammen brechen.
„Kimberly komm schon. Jetzt sag bitte was. Ich halt das echt nicht mehr aus." Eine große Hand strich mir liebevoll die Tränen aus dem Gesicht. Ich hielt dass doch genauso wenig nicht mehr aus, aber konnte auch einfach keine Entscheidung treffen. Ich wollte keinen der Männer verlieren. Nicht Raul und auf gar keinen Fall Riku und doch stand ich hier jetzt genau vor dieser Entscheidung. Ich musste mich genau jetzt entscheiden. Mir war irgendwo schon klar gewesen, dass dieser Moment irgendwann kommen musste, blos hatte ich ihn bis zu diesem Punkt erfolgreich verdrengt. „I...ch weis... nicht... ich... w...ill keinen... von euch verl...ieren.", stotterte ich ganz leise. „Es... tut... m...ir so leid." Raul schnaufte aus. „Weißt du eigentlich wie weh mir dass tut dich so zu sehen? Weißt du wie fertig mich dass macht? Ich würde dich am liebsten sofort wieder in meine Arme schließen, dich an mich drücken bis du nicht mehr so traurig bist, aber dass kann ich erst wenn ich weiß, ob du dich für mich entscheidest oder ob es einfach sinnlos ist hier nicht weiter bei dir zu sitzen. Denn dann werde ich aufstehen und gehen. In der Hoffnung irgendwann mal eine Frau zu treffen, die mich dich entgültig vergessen lässt und dienlich wirklich aus tiefstem Herzen liebt. Wenn... wenn du jetzt nichts sagst... dann werde ich sofort aufstehen, gehen und diese Frau suchen." Er sah mich abwartend an. Ich hielt seinem Blick wirklich nur schwer stand. Seine Worte taten so weh... sie schmerzten so unglaublich und doch kam nicht ein Wort, nicht ein einziger kleiner Ton über meine Lippen. Ich hatte ihm also nicht geantwortet, also ging jetzt alles reichlich schnell. Raul stand auf, verließ den Raum und packte im Schlafzimmer ein paar Sachen in seine Tasche. Er gibt zu Lennja, Lilja und Finn, verabschiedete die drei und kam dann noch ein Mal zu mir. Ich war nicht in der Lage gewesen auf zu springen und ihn einfach festzuhalten. Er sah zutiefst traurig aus und auch dass zerriss mir mein Herz ganz langsam. „Tschüß Kleines... Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder." Er sah mich einen Moment einfach nur an und drehte sich dann um. Ich starrte ihn bloß verzweifelt hinterher. Ich wollte nich dass er ging... ich... Meine Beine hatte ich dicht an meinen Körper gezogen und umklammerte sie fest mit Armen. Mein Kopf lag auf meinen Knien und dann, kurz bevor ich ihn nicht mehr sehen konnte, verließen leise Wörter meinem Mund, von denen ich nur gedacht hätte, dass ich sie zu einem anderen außer Riku sagen würde. „Ich liebe dich."

Stormy End (Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt