56. Kapitel

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Seit einer gefühlten halben Stunde liefen Ezra und Sabine durch die Steppe Lothals, wobei Ersterer seit dem Turm kein Wort mehr gesagt hatte. Er hatte einfach nur die Arme verschränkt, schnaubte hin und wieder und sah mit einem kaum definierbaren Blick in die Ferne. Dieser Schmerz und zugleich diese unglaubliche Scham in seiner Brust war nicht zu beschreiben. Sie hatten nicht nur seinen Turm "besetzt" und sich ihnen zu eigen gemacht, nein! Nein, sie wagten es auch noch sämtliche Lügen zu verbreiten! Er war kein Waisenkind und er hatte Geschwister! Niemanden ging es etwas an, was seine Zeit auf der Straße bedeutet hatte. Niemanden! Und..und doch hatte diese Frau es gewagt direkt aus seinem Tagebuch, seinen damals innigsten Gedanken zu zitieren und angefangen es zu analysieren. Das war ja noch nicht schlimm genug gewesen, nein. Aber es hatte nun auch seine Familie gehört, seine Eltern, seine Schwester, seine Frau, sein Sohn...etwas was er um jeden Preis hatte verhindern wollen. Und...und nun war das eingetreten, was er auf keinen Fall gewollt hatte. Super.

Irgendwie führte sie der Weg zur Ghost. Grade richtig für Sabine. Denn die, wollte mit ihm alleine sprechen und versuchen ihn aufzuheitern. Langsam drückte sie seine Schulter.

"Ezra? Ich will dir gerne was zeigen."

"Bin nicht in der Stimmung", kam es murrend zurück. Am Liebsten hätte er sich einfach nur in seinem Zimmer verbarrikadiert. Was mussten sie nun von ihm denken? Was würden sie denken, wenn sie das Buch lesen würden? Wenn...wenn sie erfuhren was seine innigsten Gedanken damals gewesen waren.. Das war sicherlich..

"Und doch zeige ich dir was."

Sabine wollte dabei keinesfalls locker lassen.

"Wieso bist du überhaupt mitgekommen? Ich will einfach nur allein sein", murmelte er und umarmte seinen Oberkörper.

"Ja, wie immer. Meistens endet es dabei, dass du dann in dir selbst versinkst."

Sie sah seinen Blick.

"Es ist die Wahrheit, und nein du belastest mich nicht."

Verwundert sah er seine Frau an.

"Was? Denkst du ich bin blöd oder so?"

"N-nein..ich.."

Er schüttelte den Kopf.

"Ich will wirklich nur allein sein. Bitte."

"Damit ich ein schlechtes Gewissen habe?"

Sie sah ihn sanft an und zog ihn mit sich.

"Na komm schon."

Sabine lächelte dieses Lächeln. Dieses Lächeln, was sie immer trug wenn sie a) nicht locker lassen würde und b) wenn sie etwas vor hatte. Ezra seufzte nur.

"Ich bin wirklich nicht.."

"Doch das bist du. Komm schon."

Sie hielt seine Hand fester.

"Bitte."

Ezra seufzte. Dagegen kam er nicht an und gegen seine Frau niemals.

"Okay...meinetwegen...aber danach lässt du mich bitte allein."

"Wenn du danach noch alleine sein willst", gab sie zurück und sah ihn zufrieden an. Sie marschierten weiter, diesmal aber Hand in Hand und...ein bisschen entspannter zur Ghost. Ihrem Zuhause. Sabine hatte Chopper schon Bescheid gegeben weshalb die Rampe hinunterfuhr.

"Sei mein Gast."

Ezra verdrehte leicht lächelnd die Augen. Dieser Satz war schon komisch, wenn das Schiff eigentlich seiner Mutter gehörte.

"...sagst du, während wir in das Schiff meiner Mutter gehen. Die es übrigens nicht gutheißen wird, dass wir einfach so reinspazieren. Es ist ihr Baby."

V. Times of fateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt