Kapitel 3: Dinner

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Es war wohl ein wichtiges Essen, wenn wir uns alle sehr schick machen mussten. Abgesehen von meinen Eltern Jace und mir, kamen auch meine Großmutter, mein Onkel John und sein Sohn Louis mit. Mich wunderte echt, dass Louis mit dabei ist, er ist nämlich gerade einmal drei Jahre alt. Er sah aber verdammt süß in dem kleinen Anzug aus. Wir gingen zu dem Essen durch unser neues Dorf und so bekamen wir es auch mal zu sehen.
Ich vermute, dass das Essen eine Rudelangelegenheit sein wird, auch wenn Mutter mir nichts erzählt hatte. Warum auch? Ich war ja nur ein Omega...
Mit einem unangenehmen Stupser in die Seite, riss mich Jace aus meinen negativen Gedanken. "Keine Sorge, ich weiß auch von nichts. Vielleicht gehen wir ja nur nett essen.", er grinste. Sah man es mir echt so an? "Vielleicht.", murmelte ich. Wir liefen als letztes und trotteten den anderen hinterher und eine gefühlte Ewigkeit in den High Heels. Und scheiße kalt war es auch noch. Später kamen wir an einem Großen Grundstück an. Das eingezäunte Gelände war riesig. Ich konnte durch den Zaun ein Anwesen erkennen. Sofort spannte ich mich an. Wir gingen nicht einfach essen, ich wusste es. Im Augenwinkel erkannte ich wie Jace sich zu meinen Eltern drückte. "Was machen wir hier?!", seine Stimme bebte und er war kurz davor meine Mutter anzuknurren. Meine Aufmerksamkeit hatte jetzt ganz und gar das Gespräch zwischen den beiden. Wir bleiben vor dem Eingangstor stehen und die Augen meiner Mutter durchbohrten ihn. "Hier stinkt es nach feindlichen Wölfen. Willst du sie etwa töten?!", Jace wurde lauter und deutete mit dem Finger auf mich. Sofort streifte die Hand meiner Nana seine. Sein knurren flachte sofort ab und er beruhigte sich. "Na na mein Kind, ich möchte alles andere als Jenna tot sehen.", sie lächelte sanft, "Und genau deshalb sind wir hier. Sie und das Rudel brauchen einen Alpha." Ihre Worte trafen mich. Vor einem halben Jahr starb mein Großvater, er war unser Alpha und auch der einzige im Rudel. Nana wurde unser Leitwolf und auch wenn sie alles gab, wie auch schon zuvor, war sie kein Alpha und so verließen uns viele Wölfe. Wir konnten dagegen nichts machen und nur die Familie blieb zusammen. "Danke!", flüsterte ich ihr ins Ohr, als ich die von hinten umarmte. Als ich mich von der Umarmung löste schaute ich in die Runde, "Ich akzeptiere Nanas Entscheidung und richte mich ganz nach meinem Leitwolf." Ich beugte zum Zeichen meines Respekts meinen Kopf. Sie tat all das für mich. Ich wusste es einfach. Die Gefahr dass ich getötet werde war einfach zu groß für sie.

"Ja bitte?" Eine junge Frau meldete sich durch die Sprechanlage, nachdem Nana an dem Tor klingelte. "Guten Abend, wir haben eine Verabredung mit Mr. und Mrs. Davis-" Ein Summen unterbrach meine Großmutter und nur ein paar Sekunden später öffnete sich das Tor. Wir folgten der Straße zum Anwesen und gerade als wir ankamen öffnete sich die Haustüre. In dem großen Hausflur stand ein... Dienstmädchen? Echt jetzt? "Bitte kommen sie herein. Sie werden schon erwartet." Die Frau beugte ihren Kopf und führte uns in ein Art Büro. Es war schick eingerichtet. Ein großer Glastisch stand in der Mitte des Raumes, drum herum standen schicke Lederstühle und eine Wand war komplett mit Büchern überseht. Ich staunte nicht schlecht, denn manche Werke kamen mir bekannt vor. Mein Blick wanderte von den Büchern zu der Frau mit schwarzen langen Haaren und dem engen roten Kleid. Neben ihr stand ein durchtrainierter Mann Anfang 50. Er trug einen grauen Anzug und seine schwarzen Haare wurden sorgfältig nach hinten gegeelt. Der Mann schaute ernst zu uns doch seine Frau strahlte uns an. Die Präsenz und der Geruch zeigte mir sofort, dass beide Alphas waren und es ließ jeden Muskel in meinem Körper anspannen. "Willkommen! Bitte setzen sie sich doch." Nachdem wir uns setzten und das gerede über den Vertrag und die Rudelzusammenführung anfing, schaltete ich auf Standby. Mein Blick hatte wieder das Bücherregal eingefangen. So viele tolle Werke. Sie hatten sogar einige Seltene Werke. Ihr müsst wissen, ich lese für mein Leben gerne und deswegen fand ich das Regal so wundervoll. Meine Muskeln entspannten sich kurz, doch die Anspannung kehrte zurück, als ich den Blick der Frau bemerkte. Sie lächelte zwar, aber es machte mir irgendwie Angst. "Es ist schön neue Rudelmitglieder zu haben. Wir sind in den letzten Jahren nicht gerade gewachsen. Natürlich bekommen ihre Jungen auch die beste Ausbildung bei uns." Mrs. Davis wechselte den Blick zwischen Jace und mir, "Wir sind wirklich froh sie wieder bei uns im Rudel zu haben Donna." Warte mal. Was? Großmutter gehörte schon einmal zu diesem Rudel? Vielleicht war deshalb alles so locker und der Vertrag wurde einfach so abgeschlossen. Nana war mir auf jedenfall eine Erklärung schuldig.

Unsere neuen Alphas führten uns in einen kleinen Saal, in dem ein großer Holztisch stand und auf dem Holztisch standen allerlei köstliche Gerichte. Ich merkte sofort wie Jace unruhig wurde und das Fleisch angaffte. Also nachvollziehen kann ich ihn alle male, es sah richtig lecker aus und roch dazu noch himmlisch. "Also meine lieben, wie ihr wisst ist heute Abend Vollmond. Wir bitten euch die Verwandlung heute hier abzuschließen und gemeinsam mit eurem neuen Rudel alles weitere klärt." Oh man. Mein Körper spannte sich immer mehr an und meine Mutter, die neben mir stand packte meine Hand. "Keine Sorge", flüsterte sie, "man wird es nicht merken." Ihre Stimme beruhigte mich etwas, doch was meinte sie mit alles weitere klären? Jace schnappte mir die Frage vorweg und Mr. Davis lächelte. "Natürlich die Rangordnung klären. Mit uns werdet ihr euch wohl nicht auseinander setzten müssen, aber vor allem ihr beide", er deutete auf Jace und mich, "müsst euch wohl im Rudel behaupten und eure Position darbieten. Wir haben nämlich auch Junge in eurem Alter." "Und außerdem hat unser Sohn seinen 18. Geburtstag und seine erste Verwandlung wird einiges bewirken.", Mrs. Davis unterbrach ihren Mann und strahlte sichtlich noch mehr als zuvor. Wir nickten zustimmend und als eine alte Standuhr 20 Uhr schlug, tauchte eine weitere Person hinter ihnen auf. Meine Einstellung, dass ich mich wehren kann und niemand rausfinden wird, dass ich ein Omega bin, änderte sich schlagartig, als ich den Jungen erkannte. Meine Nackenhaare stellten sich auf und meine Stimmung sank komplett in den Keller. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten mich misstrauisch an.

Ausgerechnet Ethan musste mir gegenüber sitzen und was anderes außer mich mit seinem Blick zu durchbohren, konnte er auch nicht. Ich versuchte ihn zu ignorieren und in Ruhe mein Essen in meinen Mund zu befördern. Jace saß neben mir und beobachtete ihn ganz genau zwischen ganz schmalen Augenschlitzen. Manchmal rutschte ihm ein leises Knurren raus. So ein Vollidiot, er hatte an Vollmond echt gar keine Kontrolle über sich. Ich stupste ihn an und jetzt war ich die, die ihn anfunkelte. "Benimm dich gefälligst.", knurrte ich leise.
Mein Blick streifte kurz den von Ethan, doch ich schaute sofort wieder auf meinen Teller. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht einordnen und vielleicht machte es ihn wütend, dass ich ihn ignorierte, denn laut quietschend schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. "Ich muss an die frische Luft.", sagte er ausdruckslos, doch seine Augen schauten missbilligend und kalt auf mich herab. Mrs. Davis schenkte der Uhr einen kurzen Blick und ich tat es ihr gleich. 20.37 Uhr. Der Vollmond war schon aufgegangen, jedoch würden wir uns erst verwandeln, wenn er an höchster Stelle steht, das war heute um 21 Uhr. Alle am Tisch wurden mit den Minuten immer angespannter. Außer mir, Nana und Louis hatte jeder diesen Geruch an sich. "Es wird Zeit.", sagte Mr. Davis und stand auf. Wir gingen alle zusammen durch die Hintertüre. In dem Hinterhof standen verteilt 15 weitere Leute, alles Werwölfe und jetzt unser neues Rudel. Ich schaute zu Ethan, der mittlerweile sein Jacket ausgezogen hatte und auf einem Tisch saß. Seine Augen reflektierten das Mondlicht und warum auch immer, zogen sie mich in seinen Bann. Ich erwiderte seinen Blick und diesmal schaute er als erstes weg. Neben ihm standen die Zwillinge und ein Mädchen mit blondem Haar. Er strich ihr eine locke aus dem Gesicht und dann küsste er sie. Ich verzog nur das Gesicht. Wer nimmt denn bitte jemanden wie Ethan? Nein danke!
Als ich wieder zu ihnen hinüber schaute, schluckte ich schwer. Während Ethan dieses Mädchen küsste, starrte er mich immer noch mit diesem kalten Blick an. Wie gesagt, ich weiß nicht warum ich meinen Blick von seinen Augen nicht abwenden konnte...

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt