Kapitel 4: Alpha

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Einige Wölfe hatten sich schon verwandelt und verteilten sich auf dem Platz oder zogen sich in das Stück Wald, dass an das Grundstück angrenzente zurück. Auch die Zwillinge hatten sich schon verwandelt und kämpften auf der Wiese. Ich wendete mich von Ethans Blick ab, als jemand mir seine Hand auf meine Schulter legte. "Kommst du mit oder willst du dir das Kleid ruinieren?", mein Vater stand hinter mir und deutete auf meine Familie, die Richtung Wald gingen. "Ja ich komme." Wir hatten ja nicht alle soviel Geld wie dieses Rudel. Sie verwandelten sich einfach mit ihren teuren Anzügen und Kleidern. Würde ich nicht machen. Während ich meinem Vater folgte schaute ich noch einmal zu Ethan, der von dem Mädchen abgelassen hatte und angespannt auf dem Tisch saß. Wir gingen ein Stück in den Wald und ich merkte wie die anderen sich angespannt ausgezogen. Louis und Nana waren nicht dabei. Louis wurde vorhin dem Dienstmädchen übergeben und Nana saß neben Mr. und Mrs. Davis. Ich schlüpfte schnell auf meinem blauen Kleid und hang es über einen Ast, meine High Heels stellte ich darunter. Ich spürte die kalte Erde unter meinen Füßen und zitterte. "Warum ist es nur so kalt." Ich fluchte ein wenig vor mich hin und beobachtete meine Familie dabei wie sie sich nach und nach verwandelten. Meine Augen folgten ihnen und blieben wieder an Ethan hängen. Er starrte mich an und grinste. Warum grinst der jetzt bitte so? Ich schaute an mir runter und schlug sofort die Hände vor die Brust. Stimmt ja ich trug ja keinen BH und nur einen Tanga. Arschloch. Ich bückte mich und löste meine Verwandlung aus. Es war schmerzhaf, doch ich musste es ertragen.

Ich schüttelte mein Fell und streckte mich ausgiebig. Dann trottete ich aus dem Wald und schaute mich um. Ethan saß noch auf dem Tisch und starrte mich noch immer an. Was hat der bloß? Angespannt stand er auf und lockerte seine Krawatte. Er beugte sich nach vorne und verwandelte sich. Sein Anzug zerriss und überall lagen Stücke davon verteilt. Mein Atem stockte. Er wurde zu einem pechschwarzen Wolf und seine dunkel roten Augen trafen meine. Meine Organe zogen sich zusammen, mein Herz schlug immer schneller und mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Er kam auf mich zu und ich hatte das Gefühl ihm gleich auf die Pfoten zu kotzen. Super Jenna. Ich atmete erleichtert auf, als sich die Zwillinge auf ihn stürzten und anfingen mit ihm zu raufen. Ich trottete an ihnen vorbei und legte mich auf einen kleinen Hügel. Ich spürte nichts mehr von dem kalten Boden und schaute hoch zum Vollmond. Er war so wunderschön. Ich schaute mir, von meiner erhöhten Position das Spektakel an. Mittlerweile waren alle verwandelt und auch meine Nana lag im Mondschein. Ihr graues Fell glänzte in dem Licht silber und zwei große Wölfe legten sich neben sie. Es waren wahrscheinlich Mr. und Mrs. Davis. Ich ließ meinen Blick streifen und beobachtete einen der Zwillinge, wie er mit Jace raufte. Kurze Zeit später sprang ihn auch der zweite an. Ich hielt Ausschau nach Ethan, konnte ihn aber nicht finden. Meinen Kopf legte ich auf meine verschränkten Pfoten und schloss meine Augen für eine geraume Zeit. Ich wollte einfach nur das Mondlicht tanken und döste vor mich hin. Irgendwann spürte ich, wie jemand um mich herum tappelte. Ich hatte keine Lust auf Jace zu reagieren, also blieb ich liegen und bewegte mich nicht. Darauf hin legte er sich neben mich und sofort stieg mir der süße Geruch in die Nase. Es war nicht Jace, sondern Ethan. Meine Ohren zuckten und ich spürte wie er seinen Körper gegen meinen drückte. Warum macht er das? Er kann mich doch nicht mal leiden? Ich hatte schon überlegt weg zu gehen, jedoch fühlte ich mich warum auch immer wohl. Ich fühle mich wohl? Das ich nicht lache! Meine Ohren zuckten nervöser und ich gab ein leises knurren von mir, um ihm zu signalisieren, dass er verschwinden sollte. Statt einfach weg zu gehen, fing er an hinter meinem Ohr leicht zu knabbern. Oh ja das fühlte sich gut an.

Auf einmal fing jemand laut zu knurren an. Kurz darauf schlug mir jemand seine Zähne in den Nacken und zog mich von Ethan weg. Ich jaulte vor Schmerzen auf und versuchte den Angreifer abzuschütteln. Ich stemmte meine Hinterbeine gegen den Unterleib und schleuderte den Wolf ein Stück weg. Das blonde Fell war mit meinem Blut getränkt und ihre grünen Augen funkelten mich an. Es war das Mädchen, welches Ethan zuvor geküsst hatte. Ich rappelte mich auf und legte meine Ohren an. Das warme Blut floss aus meiner Wunde und verklebte mir mein Fell. Miststück. Ich weiß ich sollte nicht kämpfen, aber sie ist dran! Wir machten beide gleichzeitig einen Satz nach vorne und knallten mit voller Wucht aufeinander. Ich merkte sofort, dass sie stärker war als ich und drückte mich zu Boden. Ihr schwerer Körper drückte mir die Luft aus den Lungen und sofort fing sie an, nach meinem Hals zu schnappen. Ich versuchte sie von mir weg zu drücken, was mir auch gelang, jedoch biss sie mir in meinen Unterarm. Sie drückte ihren Kiefer immer fester zusammen und ich konnte deutlich hören wie der Knochen brach. Ich jaulte erneut auf und biss ihr kräftig in die Schulter. Es schien ihr nichts aus zu machen, denn sie schleuderte mich ein paar Meter von ihr weg. Aus beiden Wunden tropfte das Blut und färbte den Boden unter mir rot. Ich stand langsam wieder auf, doch meine Beine zitterten. Einen weiteren Kampf könnte ich nicht überleben. Ich hatte Glück, denn sie ließ von mir ab und legte sich auf den Platz neben Ethan. So schnell ich konnte humpelte ich in den Wald und suchte mir eine Stelle, auf der ich mich ausruhen konnte. Meine Wunden werden nur sehr langsam heilen, also sollte ich mich so weit es ging ruhig verhalten. Ich fand einen umgfallenen Baum, unter den ich mich gut legen konnte. Zu allem Übel fing es auch noch zu regnen an.

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt