Kapitel 13: Traumlos

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Schlechte Nachrichten? Was meint Jace nur? Ich versuchte sofort ihn zurück zurufen, aber er nahm den Anruf nicht ab. Okay, so langsam bekam ich Panik. "Was ist los?", fragte mich Jace besorgt. "Irgendetwas ist Zuhause passiert. Kannst du dich vielleicht etwas beeilen?" "Klar." Verständnisvoll drückte er das Gaspedal runter und brachte mich schnell nach Hause. Ich war schon halb aus dem Auto raus, als ich mich noch einmal zu Ethan umdrehte. "Danke für das Essen. Es war wirklich schön.", sagte ich lächelnd und stürmte zur Haustüre. Sofort öffnete mir Jace die Türe und schaute mich mit Tränen in den Augen an. "E-es geht um Nana...", stotterte er.

Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Ich drückte mich an ihm vorbei und lief in Nanas Wohnung. Im Wohnzimmer stand mein Vater mit Louis im Arm. Der Kleine weinte ununterbrochen und auch meine Mutter saß auf Nanas Sessel und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Nein, nein, nein, nein, nein! Es durfte einfach nicht stimmen! Langsam ging ich in ihr Schlafzimmer. Mein Körper weigerte sich vorwärts zu gehen, doch ich musste es einfach selber sehen. Als ich Nana dort so liegen sah, zogen sich meine Organe zusammen. John saß neben ihr und hielt ihre Hand fest umklammert. Er weinte nicht, doch seine rot unterlaufenen Augen, deuteten darauf hin, dass er geweint hatte. Mein Körper zitterte, als ich um das Bett herum ging. Nana sah so friedlich aus, als würde sie einfach schlafen. Jedoch tat sie es nicht. Ich konnte weder ihre Atmung, noch ihren Herzschlag hören. Zögernd berührte ich ihre Hand. Sie war noch warm, doch ihr Körper wurde langsam steif. "D-das darf nicht sein...", flüsterte ich. "Hey Nana, bitte öffne die Augen." Ich hörte meine eigene Stimme zittern und meine Sicht verschwamm langsam. "Bitte.." Die Tränen flossen über mein Gesicht und ich drückte meine Hand stärker zu. Als würde ich erwarten, dass sie meine packte und alles wieder gut wäre. "Nana, ich hab dich so lieb! Du darfst jetzt nicht einfach aus meinen Leben verschwinden!", schluchzte ich los. "Ich brauche dich noch! Bitte komm wieder zurück." Dieser drückende Schmerz verbreitete sich in meinem ganzen Körper. Mein Kopf dröhnte und fühlte sich an, als würde er platzen. Jede Träne die über mein Gesicht rollte, war kalt und schmerzhaft. Es fühlte sich an, als wäre ein Teil meines Herzens kaputt gebrochen und könnte nie wieder heilen. Weder durch Zeit, noch durch etwas anderes. Nana war die Person, die mir immer gezeigt hatte, dass ich etwas besonderes war. Nicht, dass ich schwach bin, sondern dass ich stark bin und alles erreichen kann. Sie war meine Hoffnung. Ich ignorierte alles um mich herum und weinte nur. Ich konnte weder etwas sehen, noch irgendetwas anderes als mein Geschrei hören. Meine Beine gaben langsam nach und so rutschte ich auf die Knie. Meinen Kopf legte ich auf ihre Hand, um ihre letzte Wärme noch einmal spüren zu können. "Ich hab dich so lieb Nana! Ich weiß ich hab es nicht so oft gesagt, aber du wusstest es oder? Es tut mir so leid!" Man konnte mich wahrscheinlich garnicht verstehen, doch ich sprach einfach weiter. "Vielleicht kannst du uns ja noch hören. Was soll ich denn nur ohne dich machen, Nana? Ich brauche deine Geschichten. Deinen Rat. Dich! Mehr als je zuvor! Was soll ich nur machen? Es schmerzt so, zu wissen, dass du nicht mehr bei uns bist...", meine Stimme versank immer mehr in meinem schluchzen, so dass selbst ich nicht mehr verstand was ich sagte.

Ich weiß nicht wie lange ich dort so saß, doch irgendwann hob ich meinen Blick. John saß immer noch genau so da, wie vorher auch. Meine Augen brannten durch das Licht und jedes mal wenn ich zwinkerte, schmerzten sie. Ich ließ langsam ihre Hand los und schaute sie noch einmal an. Sie sah immer noch so friedlich aus. Ich wollte sie noch ein letztes mal in die Arme schließen. Ein letztes mal ihren Herzschlag hören. Ein letztes mal ihren Duft riechen. Ich stand auf und umarmte sie vorsichtig. Ihr Körper war mittlerweile kalt und steif. Es schmerzte umso mehr. "Ich hab dich lieb!", flüsterte ich ein letztes mal in ihr Ohr. Ein letztes mal sog ich ihren Duft ein. Sie roch nach dem Wald, den Blumen, den Tieren, einfach nach Freiheit. So hatte sie schon immer geduftet. Während ich ins Wohnzimmer ging, war alles um mich herum wie in Zeitlupe. Mittlerweile waren Mr. und Mrs. Davis auch da. Sie sprachen mit meinen Eltern und man sah deutlich dass auch die beiden ihre Tränen unterdrückten. Als mich Mrs. Davis sah, schloss sie mich sofort in die Arme. Sie sagte etwas, doch ich hörte sie nicht. Nachdem sie von mir abließ, ging ich einfach weiter. Ich verließ Nanas Wohnung und sofort blieb ich stehen. Ein entgeisteter Ethan saß auf einem Stuhl im Flur. Als er mich sah sprang er sofort auf. "Jenna-", brachte er noch heraus, bevor ich sofort wieder anfing zu weinen. Betroffen schloss er mich sofort in die Arme. Er sagte nichts sondern hielt mich einfach nur fest. Er schenkte mir den Schutz, den ich gerade gebrauchen konnte.

Ich saß mit einer heißen Schokolade auf der Couch und starrte einfach nur gegen die Wand. Ethan und seine Eltern waren mittlerweile nach Hause gegangen. Jace setzte sich leise neben mich und wärmte erstmal seine Hände an der Kaffeetasse. "Wie ist es passiert.", krächzte ich leise. Ich brachte kaum ein Wort heraus, da mein Hals schmerzte. "Sie hörte einfach auf zu Atmen.", flüsterte er und es hörte sich so an, als würde er wieder anfangen zu weinen. Nana fiel einfach in einen endlosen Schlaf. Jace Augen waren so rot wie meine. Ich hatte den ganzen Abend geweint und ich fühlte mich einfach nur ausgelaugt und elend. Die nächsten Tage verliefen meine Schläfe Traumlos und dunkel...

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Hallo Ihr!
Ich hätte eigentlich gedacht, dass das Kapitel recht kurz wird.
Ich hoffe jedoch, dass es euch Emotional auch so getroffen hat, wie mich während des Schreibens.
Lg

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt