Kapitel 43: Gedanken

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Nachdem Ethan gegangen war, hatten Nina und ich die Polizei kontaktiert und sie über die Leiche des Vaters informiert. Aus irgendeinem Grund erfährt die Presse sofort von jedem noch so kleinen Ereigniss, weshalb es auch nicht lange gedauert hatte, bis der Zeitungsartikel erschien.
'Weitere Leiche gefunden!', war die Schlagzeile gewesen und wie es nicht anders zu erwarten war, wurde ein Wolf beschuldigt. Okay, es war ja auch ein Wolf gewesen. Die ganzen Toten reiten uns Wölfe immer weiter hinein. Es ist jetzt schon schwer genug seinem Instinkt nach zu gehen und sich zu verwandeln. Wie wird es dann erst an Vollmond sein? Ich hatte eigentlich nie das große Verlangen mich zu verwandeln, doch mit der Zeit spüre ich eine Unruhe in mir. Früher kam das Gefühl erst nach ein paar Wochen, doch seit ich Ethan kenne, kommt es immer früher. Ich wusste selber nicht wieso.

Es war gerade erst einmal Samstag, als ich auf dem Stuhl an Jetas Krankenbett saß und diese vertraute Unruhe spürte. Sie war kaum vorhanden, doch es störte mich trotzdem. Ich stocherte in dem Pudding vom Mittagessen herum, während meine Beine gemütlich über den Bettrahmen baumelten. Jeta verzog das Gesicht, als sie sich ein paar Nudeln in den Mund stopfte. Es schien ihr überhaupt nicht zu schmecken, was ich gut verstehen konnte. Der starke Duft vom Korriander stieg selbst mir in die Nase, weshalb ich versuchte nur noch durch den Mund zu atmen. Wie konnte man nur so schlecht würzen?
"Ist ja widerlich.", sagte sie und ließ die Gabel auf das Tablett fallen. Dann stellte sie es zur Seite. "Ich brauch nen Cheesburger." Ich musste grinsen. "Ich kann dir später einen mitbringen." Sofort strahlen ihre Augen so, als hätte sie ein reales Einhorn gesehen. "Bitte!", stöhnte sie und ließ sich zurück in ihr Bett fallen. In dem Moment öffnete sich die Türe und Nina trat mit meinem Vater herein. "Hallo Jeta, wie geht es ihnen?", sagte mein Vater und legte mir zur Begrüßung die Hand auf die Schulter. "Schon deutlich besser Dr. Blake.", sagte sie etwas verlegen und griff nach ihrem Kopf. Ihre Finger glitten über den Verband, der die Platzwunde verdeckte. Sie hatte eine Gehirnerschütterung, viele Blutergüsse, das Bein gebrochen und dazu noch die große Platzwunde am Kopf. Lukas kam mit einer einfachen Gehirnerschütterung und geprellten Rippen davon. Was auch nicht gerade schmerzlos war. Ich kannte die Verletzung zu gut. Nina hatte mir all das erzählt, doch ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen und folgte meinem Vater, als er das Gespräch beendete und das Zimemer verließ. "Wurde sie gebissen?", fragte ich besorgt und ging neben ihm den Flur entlang. Mein Vater schaute mir in die Augen und lächelte dann beruhigend. "Keine Sorge, wurde sie nicht. Aber du musst doch wissen, dass man sich nicht durch einen Biss verwandelt." "Ja ich weiß, doch kann man sich da wirklich so sicher sein?" "Es ist so niedergeschrieben, Jenna. Ich glaube schon, dass so etwas nicht passieren wird. Wölfe werden geboren und nicht verwandelt!", erwiderte er und gab mir dann einen Kuss auf die Stirn. "Ich habe noch andere Patienten meine Liebe. Wir sehen uns heute Abend." Ich schaute ihm hinterher, während er in ein anderes Patientenzimmer verschwand. Ich drehte mich um und ging wieder zurück. Das Gelächter von Jeta und Nina, war leise durch die geschlossene Türe zu hören. Meine Hand lag schon auf der Türklinke, als ich anfing zu zögern. Mich packte wieder diese Unruhe und wie als wäre ein kalter Wind durch den Flur geweht, stellten sich meine Nackenhaare auf. Ich schaute den Flur entlang, durch den die Ärzte und Patienten wuselten. Nichts Auffälliges. Meine Hand glitt von der Klinke und als ich mich schon dabei erwischte den Flur wieder zurück zu gehen, zwang ich mich zurück. Mit einem Ruck öffnete ich die Türe, weshalb mich die beiden nur erschrocken anschauten. Gerade als ich mich wieder hinsetzte, klingelte mein Handy. Ja ich hab mein Handy wiedergefunden. Es lag im Wald, an der Stelle, bei der ich mich verwandelt hatte. Was eigentlich auch nicht anders zu erwarten gewesen war.

"Hey.", begann ich das Gespräch und beachtete die anderen so wenig, wie sie mich beachteten. Mit langsamen Schritten setzte ich mich auf den Stuhl an dem kleinen Tisch, neben dem freien Bett. "Na Jen. Wie geht's deiner Freundin? Du bist doch gerade bei ihr oder?", fragte er. "Mhm", antwortete ich. "Ihr geht es schon besser." Ich klang anscheinend nicht so überzeugend, denn Ethan sagte erst einmal nichts. "Wie schlimm ist es?" "Einige Verletzungen, doch es geht ihr wirklich besser. Sie wird wohl noch etwas hier bleiben müssen-" "Jetzt frag sie endlich!", unterbrach mich jemand am anderen Ende der Leitung. "Klappe Isaac!", knurrte Ethan zurück und dann wurde seine Stimme wieder lauter, als er wieder am Handy war. "Sorry." "Schon gut. Worum geht es denn?" Ethan zögerte kurz und räusperte sich, bevor er anfing zu sprechen. "Die Jungs... nein, ich möchte wissen ob du das Wochenende nach deinem Genurtsag schon was vor hast." "Huh?", gab ich nur von mir, denn ich wusste nicht, dass ich Ethan jemals meinen Geburtstag verrate habe. "Du meinst in zwei Wochen?" "Ja." Seine Stimme würde für jeden anderen emotionslos klingen, doch ich hörte seine leichte Verlegenheit heraus. Was hatte er nur vor? Ich lächelte bei dem Gedanken daran, dass er irgendetwas vorbereiten würde. Meine Finger verirrten sich in meine Haare und spielten an einer Strähne herum, während ich aus dem Fenster schaute. "Ich hab Zeit." "Gut.", sagte er knapp und ich konnte sein Grinsen vor mir sehen. "Ich liebe dich Jen." Im Hintergrund hörte man die Zwillinge pfeifen und deutlich heraus, dass sie ihn nachmachen. Ich grinste deutlich breiter. Er war zwar ihr bester Freund, doch auch ihr Alpha, sie bekommen auf jedenfall einen auf den Deckel. "Ich liebe dich auch."

Nachdem ich aufgelegt hatte setzte ich mich wieder neben Jeta und verkreuzte meine Beine. Ich dachte darüber nach, dass ich noch gar keine Party oder ähnliches für meinen Geburtstag geplant hatte. Während ich Jeta und Nina beobachtete, wie sie laut kicherten, fiel mir auf, dass ich nicht gerade viele Freunde hatte. Ob ich die Zwillinge überhaupt als Freunde ansehen konnte? Ich mochte sie zwar, doch sie folgten Ethan eher. Eine wirkliche Party konnte es dann nicht werden, eher ein ruhiger Abend, was ich garnicht so schlecht fand. Doch während ich darüber nachdachte, fühlte ich eine leere in mir, die nur durch einen ausgelöst wurde. Adam. Auch wenn ich ihn nicht lange kannte, hatte er als erstes als Außenstehender von mir als Omega gewusst. Außerdem war etwas zwischen uns und damit meine ich nicht, dass ich ihn auf eine andere Art mochte als einen Freund. Wir hatten eine Verbindung miteinander und ich wusste einfach nicht, was es für eine gewesen war.

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Huhu

Das Kapitel ist endlich fertig, auch wenn ich nicht ganz so zufrieden damit bin.

Wie findet ihr es denn?

Ich hoffe ihr hattet Spaß am Lesen! :)

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt