Kapitel 41: Omega

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"Ich mache es, Jenna Blake, weil du meine Schwester getötet hast."

Er sagte es mit einem tiefen Hass, den ich verstehen konnte. Ich wusste, dass seine Eltern bereits tot waren und Lisa seine einzige noch lebende Familie gewesen war, doch sie hatte versucht mich zu töten. Es tat mir leid, dass ich Lisa getötet hatte, doch dass es ihn nicht kümmerte? Dass ihr eigener Bruder mich Beschützen wollte, statt zu töten? Das konnte ich einfach nicht verstehen und wollte es auch garnicht erst. Ich wusste garnicht, dass er schon von seiner Mission zurück war. Soweit ich wusste, sollte er Friedensverhandlungen mit einem anderen Rudel führen.
"Ist das so.", murmelte ich unwohl.
"Versteh mich nicht falsch.", sagte er ohne seine kalten grünen Augen von mir ab zu wenden. "Ich möchte nicht, dass dich jemand anderes tötet." Jemand anderes... als er selbst? Ich starrte ihn entsetzt an und ich wusste, dass mir die Angst ins Gesicht geschrieben war. Er richtete sich auf und lächelte. Ein Lächeln, dass ich nicht zuordnen konnte. "Das ist meine Aufgabe." Mit diesen Worten drehte er ab und ließ mich alleine in meinem Zimmer zurück.

Das Geräusch der Türklingel riss mich aus meiner tiefen Entspannung. Langsam öffnete ich die Augen, während Jace zur Tür stapfte. Ich hatte keine Lust aufzustehen und da es sowieso nicht für mich war, vergrub ich meinen Kopf wieder in die gemütlichen Beine meiner Mutter. Jace und der Besucher begrüßten sich lautstark im Flur, was mir echt auf die Nerven ging. Konnten sie nicht Rücksicht auf andere nehmen?!
"Sie schläft im Moment, du kannst aber ruhig rein kommen." "Danke." Bei dem Klang seiner Stimme schlug ich die Augen auf. Die kräftige und tiefe Tonlage, die Freundlichkeit mit der er diese Worte aussprach und die immer begleitende Dominanz. Mein Körper begleitete ein Kribbeln, während er spürte, dass sein Mate anwesend war. Ich wollte ihn sehen, ich wollte ihn fühlen. Die Sehnsucht nach ihm hatte mich die ganze Woche begleitet, doch jetzt brach alles auf mich herein. Ich richtete mich vorsichtig auf. "Ah-", gab Jace von sich. "Ist wohl doch wach." Während er das sagte, drehte ich mich zu ihnen um. Seine schwarzen Haare nach hinten gegeelt und doch etwas durchgewuschelt. Seine leicht gebräunte Haut und die wunderschönen bernsteinfarbenen Augen. Das enge graue Shirt, dass er trug, zeigte jeden seiner Muskeln und die schwarze Lederjacke passte sich perfekt seinem Körper an. Und in seiner Hand hielt er einen durch und durch schwarzen Motorradhelm. Dort stand er also, makellos wie immer. "Hey Jen."

Wir saßen auf der Terassentreppe und schauten in den Wald hinein.
"Du hast mich allein gelassen Ethan.", begann ich das Gespräch und schaute ihm in seine bernsteinfarbenen Augen. "Du hast mich allein gelassen und das fast eine Woche lang. Deine Mate. In dem Revier, des Rudels, dass mich verstoßen hat. Mit Wölfen, die mich töten wollen.", sagte ich und konnte selber die Enttäuschung in meiner Stimme nicht verbergen. "Sie hätten dir nie etwas getan.", sagte er ernst, doch konnte er das wirklich denken? Konnte er wissen, dass sie mir niemals etwas tun werden? "Wie sicher bist du dir?" "Ich bin ihr Alpha." Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein bist du nicht. Deine Mutter ist ihr Alpha. Du bist nur ihr Sohn, der eventuelle Erbe. Dem, den sie Respekt zollen, doch nicht gehorchen müssen." Eigentlich dachte ich er würde wütend werden, doch das wurde er nicht. Er saß ruhig da und hörte mir zu. "Ich habe jemanden getötet, Ethan. Ein Rudelmitglied. Jemanden mit Freunden, mit Familie und mit einer Zukunft. Auch wenn ich sie nicht leiden konnte, hatte ich nicht das recht dazu." Ich wendete meinen Blick ab, denn ich spürte, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich wartete auf eine Antwort, doch es kam keine, stattdessen stand er auf und hockte sich vor mich. Er strich über meine Wange und damit eine Träne weg. Dann lehnte er sich nach vorne und küsste mich. Seine weichen Lippen pressten sich auf meine. Sofort erwiderte ich den so lang ersehnten Kuss.
"Lisa hat in dem Moment den Tod verdient, als sie dich angegriffen und versucht hat, zu töten.", sagte er ernst und ließ die Augen nicht von mir. Er sah wütend aus, doch nicht auf mich, sondern auf Lisa.
"Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe. Das kann ich nicht entschuldigen, doch ich werde es in Zukunft nicht mehr machen. Du bist meine Mate. Mein Leben. Meine Liebe. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen sollte.", seine Hand sank und strich vorsichtig, kaum spürbar über meine Wunde. Ich erstarrte und blickte ihn an. "D-du weißt davon?" Er nickte. "Ich habe es sofort gespürt, als ich in deiner Nähe war." Seine Augen sahen so besorgt aus, dass sich mein Herz zusammenzog. "Ich liebe dich Jen. Du bist mir mehr wert als mein Rudel und vor allem als mein eigenes Leben, lass mich dich von diesem Moment an beschützen, jeden einzelnen Tag unseres Lebens." Das Blut rauschte durch meinen Kopf und ich merkte selber, wie ich knall rot anlief. Er fing an zu grinsen und beugte sich erneut für einen Kuss nach vorne, doch ich wich ihm aus. Ich schaute ihm seine Verwirrung an und wenn man genau hinsah, würde man den Schmerz erkennen der in seinen Augen lag. Ich atmete tief ein und zwang mir ein Lächeln auf, was mir nicht wirklich gelang.
"Auch wenn ich ein Omega bin?"
Mein Herz schlug so schnell, dass es sich anfühlte, als würde es gleich platzen. Ich hatte es gesagt. Wie würde er reagieren? Er wird mich hassen. Er selber hat schlecht von Omegas gesprochen und dann ist seine Mate eine?
Ich zuckte zusammen, als er seinen Kopf senkte und auf meine Knie legte.
"Du hast es endlich gesagt.", seine Stimme klang so erleichtert, dass ich ihn nur verblüfft anstarrte. Das hatte ich nicht erwartet. Also wusste er es? Seit wann...?
Ich war so erleichtert, dass ich anfing zu weinen. Er akzeptiert mich. Besorgt schaute er sofort auf und lächelte, als er merkte, dass es aus Freude war. "Ich liebe dich auch!", flüsterte ich nachdem ich mich beruhigt hatte. Diesmal lehnte ich mich nach vorne und küsste ihn.

"Du bist einzigartig Jenna Blake und ich bin stolz darauf dich als meine Mate zu haben."

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Leider kann ich nicht sagen, wann das nächste Kapitel erscheinen wird.

Mir geht es im Moment nicht so gut, versuche aber trotzdem immer mal wieder zu schreiben.

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen! ♡

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt