Kapitel 14: Fremder

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Die letzten zwei Monate verliefen ruhig. Das Rudel und vor allem die Familie, trauerte um Nana. Selbst Lisa hielt sich mit ihren dummen Kommentaren zurück. Nana wurde auf dem Privat Friedhof des Rudels begraben. Es lag im Wald, hinter dem Haus der Davis. Den ersten Vollmond nach Nanas Tod, verbrachten wir als Familie zusammen, ohne das Rudel und vor dem anderen drückte ich mich. Zwischen mir und Ethan lief es gut, jedoch zog ich mich immer mehr zurück. Ich schätzte sehr, dass er trotzdem an meiner Seite blieb. Mittlerweile war der Winter vorbei und der Frühling angebrochen. Ich streifte nach langer Pause mal wieder als Wolf durch den Wald. Alle meine Sinne spielten verrückt und auch meine Muskeln zuckten vor Aufregung. Ich kratzte den feuchten Erdboden und schnupperte vor mich hin. Hasen, Rehe, Füchse, Wildschweine, Dachse, Mader, Mäuse. Alle Gerüche flossen in meine Nase, doch was witterte ich? Welches Tier bekam meine Aufmerksamkeit? Ich folgte langsam der Spur. Dabei lauschte ich meiner Umgebung. Die Bäume knackten beruhigend im Wind und auch die Blätter raschelten leise vor sich hin. Der Gesang der Vögel erfüllte den Wald mit Leben, doch auch das getappel der anderen Waldbewohner war zu hören. Ich folgte weiterhin der Fährte und nach einiger Zeit wurde der Duft immer stärker. Mittlerweile erkannte ich den Geruch. Wildschwein. "Lecker!", murmelte ich. Verzückt zuckte mein Schweif hin und her. Ich drückte meinen Körper näher zum Boden und schlich mich weiter vorwärts. Es dauerte nicht lange da sah ich es auch schon. Das Wildschwein wühlte sich durch den Boden und man konnte deutlich die großen Hauer sehen, die seinen Körper schmückten. Ich hatte schon lange kein Wildschwein mehr. Mein Speichelfluss hatte sich gefühlt verdoppelt.

Bevor ich einen Satz nach vorne machen konnte, rannte ein Wolf aus einem der Büsche heraus und sprang sich knurrend auf das Wildschwein. Sofort presste ich mich ganz auf den Boden. Ich hatte ihn zuvor nicht gewittert, doch sein Geruch und auch sein aussehen, konnte ich keinem von meinem Rudel zuordnen. Ich musterte ihn während er seine Beute zerfleischte. Er war kein Alpha, das erkannte ich, jedoch wusste ich weder wie stark er war, noch was er in unserem Revier wollte. Mein Instinkt drängte mich dazu, ihn zu verscheuchen. Ich konnte aber deutlich seine Muskeln erkennen, weshalb ich mich zurück hielt. Auf einmal hob er seinen Kopf in meine Richtung und fletschte seine Zähne. Sein Fell stellte sich bedrohlich auf und dass sein Gesicht voller Wildscheinblut war, machte es nicht gerade weniger angsteinflößend. Er war mindestens einen halben Kopf größer als ich und dazu noch viel breiter. Ich atmete einmal tief ein, hob meinen Kopf und ging aus meinem Versteck. Der Fremde Wolf hörte zu knurren auf, funkelte mich aber immer noch an. Ohne mich aus den Augen zu lassen, fraß er weiter. Mein Nackenfell stellte sich auf, während ich weiter auf ihn zu ging. "Was tust du in unserem Revier?", grollte ich ihn tief aus meiner Kehle an. Er kniff seine Augen nur noch weiter zusammen und antwortete nicht. "Antworte!", knurrte ich ihn laut an und ging in die Angriffsposition. Nachdem er sich aufgesetzt hatte, leckte er sich genüsslich das Blut von der Schnauze.
"Du hast keine Chance gegen mich Omega.", sagte er ruhig. "Also lass es lieber." Warte was? Er konnte nicht wissen, dass ich ein Omega bin. "Woher willst du wissen, dass ich ein Omega bin.", knurrte ich und versuchte noch bedrohlicher zu wirken, was nicht funktionierte. "Ich hab es sofort gewittert." Er klang amüsiert und kam einige Schritte auf mich zu. "Und dass du ein Weibchen bist auch." Seine grauen Augen funkelten aufgeregt. "Ich habe bereits einen Partner!", knurrte ich und bewegte mich nicht von der Stelle. Er schlich um mich herum und drückte sich gegen mich. Sofort knurrte ich ihn noch lauter an und schnappte nach seinem Hals. Amüsiert lachte er. "Er hat dich aber noch nicht markiert." Er setzte sich wieder neben das Wildschwein. "Dementsprechend bist du wohl doch noch zu haben." Ich konnte sein verlangen deutlich aus seinen leuchtenden Augen ablesen. "Du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet Fremder!" "Mein Name ist Adam, Süße. Und ich bin nur auf der Durchreise, also bin ich bald wieder weg." "Wenn das so ist, verschwinde sobald du kannst und nenn mich gefälligst nicht Süße. Ich habe auch einen Namen!", knurrte ich noch einmal. Adam gähnte und legte sich auf den Boden. "Dann verrat ihn mir." "Nur über meine Leiche.", knurrte ich und ging weg. "Vielelicht bleib ich doch noch etwas länger.", hörte ich ihn noch sagen, als ich davon trabte.

Ich hatte die Lust aufs Jagen durch Adam verloren und so ging ich auf dem direkten Wege nach Hause. Nachdem ich das Haus betrat, ging Jace schnuppernd an mir vorbei. "Puh, mit wem warst du zusammen? Der riecht ja mehr als nur streng... und nach Wildschwein?" "Hab ein Wildschwein erlegt. Das riechst du bestimmt." Ich ging sofort nach oben und roch erst einmal an meinen Haaren. Adams strenger Geruch klebte überall an mir. Warum roch er nur so penetrant? Ich wusch mich gründlich und war heilfroh, dass ich jetzt nur noch nach meinem Pfirsich-Duschgeel roch. Sofort kamen mir Adams Worte in den Sinn: Er hat dich nicht markiert. Was meinte er nur damit? Ich machte meine nassen Haare zu einem Dutt und ging in Schlabbersachen nach unten. Mein Vater deckte gerade den Tisch und das Essen war auch soweit fertig. "Ich hab einen Bärenhunger!", sagte ich zu meiner Mutter und küsste sie auf die Wange. Dabei schaute ich die Töpfe durch. Es gab Pasta mit einer Hühner-Sahnesoße. Einfach lecker! "Du hast doch eben erst ein Wildschwein gerissen, wie kannst du da hunger haben?", bemerkte Jace aus irgendeiner Ecke. "Hab ich garnicht!" "Häh, das hast du aber eben gesagt!" "Nope." Jace schaute mich skeptisch an. Ich wusste was er dachte, doch es interessierte mich nicht. Soll er denken was er will. Ich half meine Vater den Tisch zu decken und warf dabei Jace, der auf der Couch gammelte mit einem Handtuch ab. "Kannst dich auch mal nützlich machen!" Widerwillig stand er auf und half mir, so konnte mein Vater sich an die Kücheninsel setzten und uns dabei zugucken. Nachdem das Essen serviert war, aß ich zwei volle Teller und mit einem kugelrunden Bauch, ließ ich mich ins Bett fallen. Ich suchte mir eine neue Serie bei Netflix raus und schaute solange bis ich einschlief.

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt