Kapitel 74: Das rosa Kaninchen

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Meine kräftigen Beine trugen mich durch das Unterholz. Der Wald war in voller Blüte. Scheiße. Die verschiedenen Gerüche beeinflussen meinen feinen Geruchssinn. Neben den Blühenden Pflanzen, den verschiedenen Tieren und den anderen Wettstreiter konnte ich die Witterung der Kaninchen nicht aufnehmen. Hinschwert kam hinzu, dass im Wald selber auch Kaninchen lebten. Die Gerüche mischten sich zu sehr, die einen waren frisch und die anderen schon älter, jedoch war dort auch der beißende Duft der Wölfe. Sie überdeckten vieles und das glatt mit Absicht. Ich konzentrierte mich auf meinen Geruchssinn, auf mein Gehör, auf meine Augen. Neben meinen Freunden, die vor, neben und hinter mir hetzten konnte ich nichts anderes hören, geschweige denn wirkliches sehen. Ich musste die Richtung wechseln. Aus der Gruppe brechen und weg von ihnen. Wir waren stark als Rudel. Doch heute waren wir keins. Wir waren alleine und durften keinem trauen. Ich schaute mich um. Vor mir lief Ethan, das konnte ich mur nicht an seinem rabenschwarzen Fell erkennen, sondern auch durch seine hervorquellende Dominanz, die er jetzt keinesfalls zurückhalten würde. Rechts von mir liefen die Zwillinge. Ihr Wolf Unterschied sich noch weniger voneinander, als wenn sie Mensch waren. Ich konnte sie nicht auseinander halten. Sie liefen Seite an Seite, sodass sich ihr Fell fast streifte. Für sie war es die schwerste aller Aufgaben. Niemals könnten sie gegeneinander Spielen. Also würden sie zusammen kämpfen und wenn mein Vater bei ihnen keine Ausnahme macht, auch beide verlieren. An meiner linken Seite überholte mich Aleyna und scherte dann links aus und verschwand im Gesteüpp. Sie hatte es früher gemerkt als ich. Außerdem war sie Einzelgängerin, was sie schneller von allen anderen trennte. Jace, der sich anscheinend hinter mir befanden hat, nahm ihre Verfolgung auf. Zuletzt fehlte nur noch Ben. Er war vermutlich hinter mir, jedoch konnte ich nur einen Blick wagen um Bescheid zu wissen. Ich drehte meinen Kopf und blickte rechts hinter mir. Der Schreck saß mir so tief im Nacken, dass ich beinahe über meine eigenen Füße gestolpert wäre. Er war hinter mir und er beobachtete mich. Seine kalten blauen Augen waren auf mich fixiert. Ich schluckte das ungute Gefühl weg, scherte nach links aus nur um dann einen Haken zu schlagen und in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Meine Beine trugen mich aus der Reichweite der anderen Jäger, bis ich nur noch meine Schritte wahrnahm. Ich verlangsamte mein Tempo und schaute mich um. Ich kannte den Teil des Waldes. Ich war auf halbem Wege zur Lichtung gelaufen. Von Ben war weit und breit nichts zu sehen. Haken schlagen wie ein Kaninchen hatte seine Vorteile.

Ich kratzte über den Boden und öffnete meinen Mund einen Spalt, um besser eine Witterung aufzunehmen. Und da war sie, ganz schwach und verweht, aber dennoch frisch. Ein Kaninchen. Ich lief los und folgte der Fährte. Mit jedem Meter wurde die Witterung stärker, also erhöhte ich erneut mein Tempo, bis ich es sah. Da war es. Das rosa Kaninchen. Ich preschte ihm hinterher. Brach durch das Unterholz, rutschte über den Boden und verfehlte es ständig. Plötzlich sah ich etwas in meinem Augenwinkel. Es war schnell. So schnell, dass ich garnicht reagieren konnte. Es erwischte mich und riss mich zu Boden, sodass ich mit dem Kopf aufschlug und regungslos liegen blieb. Die Schwärze überkam mich und mein letzter Gedanke war nur einer: Déjà-vu

Das kleine Licht am Ende der Welt zeigte mir an welchem Ort ich mich befand. Vorherige Nacht war ich nicht hier gewesen. Doch das Gefühl welches ich im Wald gefühlt hatte, dieser Trance ähnliche Zustand, dieses Gefühl dass der Mond aus meinem Inneren heraus drückt, spürte ich auch jetzt. Jedoch zog sich kein feiner Nebel in meinem Kopf zusammen. Ich war bei vollem Verstand. Wie auch sonst führten mich meine Schritte auf sie erhellte Lichtung. Die Wölfin lag nicht auf ihrem Felsen, nein, diesmal saß sie davor und erwartete mich. Aber ich schaute an ihr vorbei. Meine Augen hafteten an dem Mond der mich zu sich zog. Zumindest fühlte es sich so an und was noch hinzu kam war, dass er erneut näher bei uns war. Er stürzte herab.
"Guten Abend Jenna." Die Stimme der Wölfin durchbrach die nächtliche Ruhe. "Hallo.", antwortete ich ihr und erst jetzt, wagte ich es meine Augen von dem Mond auf die Wölfin zu richten. Als ich näher an sie heran trat, raubte ihre Größe mir beinahe den Atem. Durch ihr ständiges liegen, hatte ich ihre wahre Größe verdrängt. Doch so aufrecht und anmutig wie sie vor mir saß, ragte sie mir beinahe bis zur Schulter. Sie war noch größer als Ethan, doch noch immer kleiner als das Biest...
Stimmt ja, ich war seinetwegen hier.

"Wer war er?", fragte ich die schöne Wölfin. "Dieser Wolf, den du mir bereits in dieser Welt offenbart hast?"
"Er ist die Erde, die Sonne, der Körper und das Jetzt." Ich verstand erst einmal garnicht, was sie damit meinte, doch dann erinnerte ich mich. "Ich weiß, dass er mein Schicksal ist, doch ich habe das Gefühl ihn schon ewig zu kennen. Dabei tue ich es nicht." Sie nickte ruhig. Die Falte auf meiner Stirn verengte sich. "Er nannte mich Kathawee." Kaum merklich zuckte sie bei dem Namen zusammen. "Ich spüre die Verbindung zu ihm. Dieser Name. Wenn er ihn ausspricht weiß ich, dass es nicht meiner ist, doch ich spüre, dass er zu mir gehört. Wie kann es sein, dass ich mich angesprochen fühle, bei einem Namen den ich in meinem Leben noch nicht gehört habe?" Sie antwortete nicht, doch ihre blauen mondlichternen Augen strahlten durch mich hindurch, als wüssten sie genau wie ich fühlte. "Du weißt mehr als du erzählst.", setzte ich erneut an. "Doch wie kann das sein, wenn du ein Teil von mir bist? Du dürftest nur das kennen, was ich erlebt und gelernt habe! Erklär es mir! Erzähl mir alles Kathawee!" Ich schrie diesen Namen so unerwartet und unbewusst hervor, dass es wie eine Einbildung war. War es etwa...
"Ich hatte viele Namen seit den letzten Jahrhunderten.", sagte sie ruhig und mit einer Stimme die klang, als wäre sie gebrochen worden. Sie war stark, wie sonst auch, doch gefüllt mit Gefühlen, die ich erkannte. Liebe und Verrat. Bedingungslos Hingabe die schon immer da gewesen war. Seit Anfang der Zeit. Eine Liebe die ihren Weg finden würde und in Schmerz ihr Ende findet. In einem erbitterlicher Verrat.
J

ede Wut verließ meinen Körper. "Du bist Kathawee...", flüsterte ich und schaute ihr dabei in die Augen. Langsam schlossen sie sich und ein sachtes nicken diente als Antwort. "Aber warum...?" Kathawee hob ihren schönen Kopf und blickte zum Mond empor. "Der Mond zeigt mir, dass du so weit bist Jenna. Doch noch lange hat er seine wahre Größe nicht erreicht.", begann sie. Ihre Stimme wurde von der Umgebung aufgesogen und wieder gegeben, sodass selbst der Wind, den ich nicht spüren konnte, verstummte. "So wie der Mond selbst, bist auch du gewachsen. Du wurdest stärker, hast Mut bewiesen und Liebe geschenkt. Immer wieder wurdest du mit Problemen konfrontiert und hast diese auf deine eigene Art gelöst, wenn es auch kein Anderer nachvollziehen konnte." Es war, als würden Bilder über mich herein brechen. Bilder meiner Erinnerung. Und da war es das Bild von Lisa, wie ich über ihr stand und sie zu Boden drückte. Meine Zähne in ihr Fleisch bohrte und ihr Leben endete. Es versetzte mir einen Stich. Noch immer dachte ich darüber nach, ob es nicht falsch war, ob ich sie nicht hätte am leben lassen können. "Seit dem Moment deiner Geburt war dein Schicksal besiegelt, denn du Jenna..." Kathawee stand auf. Der verstummte Wind wurde tobend und es schien als würde er sie Stück für Stück abtragen. Sie löste sich auf in einem Sand aus leuchtenden Körnern und vor mir blieb eine junge Frau zurück. Ich zog scharf den Atem ein, während mein Herz wie wild donnerte. Wie konnte das sein? Ich schaute in mein eigenes Gesicht.
"...du bist meine Reinkarnation."

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Na ihr!

Wie geht es euch?
Ich hoffe alle sind noch gesund und munter!

Ihr wundert euch bestimmt warum Heute ein Kapitel erscheint.
Erstens sind die zwei Wochen noch nicht um und Sonntag ist es auch nicht.
Aber wir haben den Punkt erreicht, an dem von jetzt an, jeden Tag ein neues Kapitel erscheint und das bis zum Ende der Geschichte!

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und lasst gerne einen Kommentar da!

LG und bleibt gesund

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt