Kapitel 46: Abendsonne

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Die Abendsonne wärmte meinen mittlerweile getrockneten Körper und so döste ich auf einem großen Felsen vor mich hin. Die Wellen schlugen sanft gegen die steinige Wand und gegen di umliegenden Felsen, was mit den letzten Strahlen und dem süßen Duft meines Mates einfach nur himmlisch war.
Ich drehte meinen Kopf und öffnete ein Auge um Ethan anzuschauen. Er stützte sich auf seinen Ellebogen ab und blickte auf das Meer hinaus. Isaac, Aidan und Darla tobten im Wasser umher, was so friedlich aus sah, bis auf den Fakt, dass Darla uns immer wieder einen verunsicherten und misstrauischen Blick zuwarf. Ich richtete mich jetzt auch auf. "Wer ist sie?" Bevor Ethan etwas sagte, schaute er mich aus dem Augenwinkel an. "Sie ist Emils Enkelin." "Was?", sagte ich verblüfft und kam nicht drum herum eine gewisse Ähnlichkeit fest zu stellen.
Jetzt tat es mir ja fast schon leid was ich zu ihr gesagt hatte. Immerhin hatte ich Emil auch gekannt, zwar nicht lange, doch er war immer sehr nett zu mir gewesen und ich hatte ihn sehr gemocht.
Jedoch bereute ich es nicht. Sie sollte wissen was Lisa für ein Miststück war. Ich hatte es am Anfang zwar stark bereut sie getötet zu haben. Nicht nur habe ich ein Rudelmitglied ermordet, sondern auch ein Mädchen welches ihr Leben noch vor sich hatte. Doch jetzt? Jetzt fühlte ich nichts mehr für sie. So als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden. Vielleicht lag es auch mit an Ben, dass es mir jetzt egal war. Wer weiß.
"Sie sieht so jung aus.", murmelte ich und ließ sie nicht aus den Augen. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie erst 13 ist." "13?!", schrie ich schon fast und konnte nur schwer meine Stimme bremsen. "Und dann schmeißt sich Isaac so an sie heran?", flüsterte ich. Man konnte mir wohl deutlich die Empörung ansehen, denn Ethan grinste und packte meine Hand.
"Sie hängt eher an Isaac und er genießt wohl diese Aufmerksamkeit, doch er würde es nicht wagen sie zu berühren.", sagte er ruhig. "Und wenn doch, dann muss er mit den Konsequenzen rechnen.", flüsterte er kaum hörbar. Doch ich hatte ihn verstanden und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

Mein Lächeln verschwand langsam und ich konnte nicht anders, als mich aufrecht hinzusetzen. Mit dem Gesicht gen Himmel, ließ ich es durch die Strahlen erwärmen.
"Stimmt es?", flüsterte ich kaum verständlich für mich selbst. Ich atmete einmal tief ein. "Stimmt es, dass Adam so gestorben ist?", sagte ich jetzt deutlich lauter und schaute zu Ethan. Er blickte mich erschrocken an, da er wohl mit dieser Frage nicht gerechnet hatte. "Bitte erzähl mir von diesem Abend!" Ethan nickte und auch er setzte sich auf. Dann fing er an zu erzählen.

"Als ich meinen Verstand wieder fand, war ich ihnen Instinktiv schon gefolgt. Ich wusste zwar selber nicht warum ich ihnen hinterher lief, ich wusste nur, dass sie ihn töten würden, sobald sie ihn erwischten. Ich folgte ihrem Geheule und kam ihnen immer näher, doch sie bewegten sich alle gefährlich nahe der Klippe zu. Erst als ich sie erreichte und ihnen befahl stehen zu bleiben und ihn nicht zu töten, bemerkte ich, dass sie mir nicht gehorchten.", seine letzten Worte verstummten, doch er nahm sie sofort wieder auf und sprach weiter. "Sie gehorchten mir nicht, weil ich nicht ihr Alpha bin. Sie gehorchen meiner Mutter und ihr Wort ist absolut. Während ich also von hinten weiter aufschloss, hing Ben Adam schon an den Fersen. Er schnappte in sein Bein und brachte ihn zu fall. Adam wehrte sich, doch Ben packte ihn wie einen kleinen Welpen am Genick und schleuderte ihn den Abgrund herunter."

"Du hast ihm nicht geholfen.", flüsterte ich unüberlegt und sofort spannte sich die Luft um uns herum an.
"Was hätte ich denn machen sollen Jenna?" Seine wütende Stimme ließ mich leicht zusammen zucken, doch ich hielt seinem Blick stand. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten durch das Sonnenlicht und es war mehr Verzweiflung, als irgendetwas anderes, das sie preisgaben. "Ich kann doch als Alpha nicht mein Rudel angreifen. Denk doch einmal darüber nach! Ich habe versucht ihm zu helfen ohne mein Rudel zu verletzen, doch das hat nicht geklappt." Seine Stimme versagte zum Schluss und erst jetzt merkte ich, dass es ihn auch schwer traf. Sie hatten sich zwar immer so verhalten, als könnten sie sich nicht leiden, doch ich kannte es besser. Ihr Lachen war immer aufrichtig gewesen. Auch wenn es beide wohl nicht bestätigen würden, waren sie doch Freunde gewesen. Ich selber hatte garnicht gewusst, dass er darunter so gelitten hatte. Er hatte seine Gründe mir nichts davon zu erzählen. Er war ein Alpha und ein Alpha zeigt keine Schwäche.

Ich schlug die Augen auf und befand mich in den Armen von Ethan. Seine pure Anwesenheit und der süße Duft erfüllten meinen Körper mit Glücksgefühlen, weshalb ich mich noch näher an seine Brust kuschelte und seinem Herzschlag lauschte. Es klopfte im Einklang mit seiner Atmung und ließ mich fast erneut einschlafen, doch ich konnte nicht. Zu viele Gedanken schossen durch meinen Kopf. Ich war gestern Nacht noch mit zu Ethan gegangen und jetzt befand ich mich als Ausgestoßene im Rudelinneren. Im Haus des Alphas. Ich war zwar schon öfters hier gewesen, doch noch nicht seit dem Ausschluss und wusste somit nicht wie die Wölfe auf mich im Amwesen reagieren würden.
Nach einer gefühlten Stunde drehte ich mich um und schaute auf mein Handy.
05:18 Uhr. Hätte gerne später sein können. Nach weiteren 10 Minuten entschloss ich mich dazu, dass die Wölfe im Anwesen wohl noch schlafen und so kletterte ich aus dem großen Bett und schlich ins Badezimmer.
Gestern Abend hatte es überraschend angefangen zu regnen und so kamen wir plitschnass bei ihm an. Ethan hatte mir gestern daraufhin ein Shirt und eine Boxershorts gegeben und darauf bestanden, dass ich so nass nicht nach Hause gehe. Meine Hose lag immer noch nass auf dem Boden und so überlegte ich, was ich stattdessen tragen könnte.
Ich schaute mich kurz um und fand neben seinem Sofa eine schwarze Jogginghose, die ich sofort über zog. Ich machte mir einen schnellen Dutt und verließ Barfuß das Zimmer.

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt