Würde sie schießen...?
Ich wich einen Schritt zurück, als sie das Gewehr anlegte und mich anvisierte. Ihr Finger bewegte sich immer mehr zum Abzug hin, doch dann trafen sich unsere Augen. Es war nur eine Seukunde, doch sie hebte ihren Kopf. Dann ließ sie das Gewehr ein Stück sinken.
"Verschwinde!", rief sie und augenblicklich drehte ich ab. Ich lief in den Wald hinein, doch nahm eine andere Richtung, als das Biest. Mein Weg führte mich schnurstracks in meinen Garten. Nina und Aleyna würden sich um die anderen kümmern und er würde nicht dahin zurück kehren. Ich war mir zwar nicht sicher, doch es war einfach so ein Gefühl. Ich verwandelte mich auf der Terasse, als mich ein stechender Schmerz an meiner Seite zusammen zucken ließ. Ich packte sofort auf die noch blutende Wunde und hielt mich an der Terassentüre fest. Er hatte mich stark erwischt.
Es raschelte aus einem der Sträucher und das darauffolgende Pfotentapsen, brachte mich dazu, die Wunde nur noch stärker zu drücken. Das warme Blut floss langsam über meine Handrücken. Er war es doch nicht, oder? Ich drehte mich um und schaute mit eisigen Augen, den blonden großen Wolf an. Für einen kurzen Moment, dachte ich, dass ich ihn nicht kennen würde. Als ich jedoch in die grünen Augen schaute, bemerkte ich sofort, dass es Mr. Muskelprotz war. Ich ignorierte ihn und trat ins Haus. Er hatte also bemerkt, dass ich das Haus verlassen hatte. Ich schloss gerade die Türe, da brach ich auch schon zusammen. Meine Beine zitterten vor Kraftlosigkeit. Ich presste immer mehr auf die Wunde und bemerkte, wie es langsam den Boden Rot färbte. Ich hatte Glück, dass meine Familie immer noch nicht zuhause war. In der letzten Woche kam es immer öfter vor, dass sie von Rudel eingezogen wurden. Ob sie jetzt aber auf Patrouille oder im Anwesen waren, konnte ich nicht sagen. So hatte ich wenigstens meine Ruhe und sie würden sich nicht allzu große Sorgen machen.Ich saß recht lange auf dem kalten Boden und wartete darauf, dass ich wieder die Kraft finden würde, um aufzustehen.
Ich schenkte der knarzenden Türe hinter mir, keine Beachtung. Ich hatte auch keine Interesse daran mich um zu drehen, denn ich wusste, dass er es war. Er blieb hinter mir stehen und ich spürte seine Augen auf mir. "Steh auf.", befahl er mir kalt, doch ich rührte mich immer noch nicht. Ich hatte ihm schon einmal gesagt, dass ich sein Mitgleid und vor allem seine Hilfe nicht brauche. Nachdem ich immer noch nicht aufgestanden war, packte er grob meinen Arm. Er wollte mich schon hoch ziehen, doch ich schlug seine Hand weg. "Lass mich in Ruhe!", fauchte ich und funkelte ihn an. Seine kalten grünen Augen zeigten keine Emotion. Er zögerte nur einen kurzen Moment, dann packte er erneut meinen Arm und zog mich auf die Beine.
Ich knurrte ihn an, doch ihn kümmerte es nicht. Er zog mich ins Wohnzimmer und schmiss mich auf die Couch. Ich stöhnte vor Schmerz auf, währen das Blut noch stärker heraus floss. "Warum hört es nicht auf zu Bluten?", keuchte ich eher zu mir selbst und wollte darauf auch gar keine Antwort haben. Er schaute mich mit seinen kalten Augen für einen Moment an, bis er abdrehte und in die Küche ging. Ich hob meinen Blick von der Wunde und beobachtete ihn, wie er jeden Küchenschrank durchsuchte. Er trug ein enges weißes Shirt und eine graue Jogginghose, die jedes Detail seines Körpers abbildeten. Ich packte die dünne Decke, die am Ende der Couch lag und bedeckte damit meinen nackten Körper. Er hatte ihn zwar schon gesehen, doch weiter musste er ihn ja nicht anschauen. Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf nach hinten.
"Drück das auf deine Wunde.", sagte er.
Ich öffnete sie langsam wieder und griff nach dem Handtuch in seiner Hand. Zögernd presste ich es auf die blutende Wunde. Auf einmal zog er sein Shirt aus und warf es mir in den Schoß. "Zieh es an." Der befehlende Ton, der seine Stimme begleitete, ähnelte so stark die eines Alphas, dass man es glatt vermuten konnte. Aber er war keiner. "Danke.", murmelte ich knapp und zog mir das viel zu große Shirt über. Es bedeckte alle Stellen, die er eigentlich hätte nie sehen sollen.Die Kraft verließ meinen Körper schleichend, weshalb ich auch aufgehört hatte, auf die Wunde zu drücken. Ich konnte nur mit Mühe die Augen gerade noch do aufhalten. Ich war Müde. Mir war kalt und ich wollte einfach nur schlafen. Doch das würde ich nicht unten auf der Couch machen. Dass mein Körper zitterte bemerkte ich auch erst, als ich aufstehen wollte. Ich ließ ein entäuschtes und vor allem sakastisches Lachen von mir. Mr. Oberkörperfrei-Muskelprotz saß auf dem Sessel von meinem Vater und hatte mich die ganze Zeit stillschweigend beobachtet. Ich setzte erneut zu dem Versuch an aufzustehen, stattdessen klatschte das blutige Handtuch auf den Boden und ich gleich hinterher. Er stand jetzt auf und zog mich an meinem Arm wieder auf die Beine. Er ließ einen genervten Ton von sich und packte mir schnurstracks unter den Po und hob mich im Prinzessinenstil hoch. Ohne etwas zu sagen trug er mich die Treppe hoch. "Lass mich runter.", murmelte ich, doch er reagierte nicht. "Ich hab gesagt lass mich runter!", knurrte ich jetzt und versuchte mich von ihm weg zu drücken, doch meine zitternden Hände konnten nichts erreichen.
In meinem Zimmer angekommen setzte er mich auf mein Bett und starrte auf den blutigen Fleck auf seinem Shirt.
Er zog es an der Stelle hoch und schnallste erneut genervt mit der Zunge. "Haben deine Eltern hier irgendwo Verbandszeug?" Ich nickte und deutete auf den Kasten neben meinem Bett. Ich hatte ihn immer noch nicht weggeräumt. Er kramte eine Nadel und Faden heraus, sowie auch ein paar Kompressen. Nachdem er die Nadel lange genug mit seinem Feuerzeug sterilisiert hatte, fädelte er den Faden ein und drückte mich aufs Bett. Ohne Vorwarnung begann er die Nadel in mein zerfleischtes Gewebe zu drücken. Eigentlich dachte ich, dass es so schmerzhaft war, wie es in Filmen immer dargestellt wurde. Doch so war es nicht. Die Wunde schmerzte schon so stark, dass die Nadelstiche und das zusammendrücken keinen Unterschied mehr machten. Nachdem er fertig war, begann er meine Wunde zu reinigen. Doch ich stieß seine Hand weg und packte den Lappen. "Dass kann ich alleine.", zischte ich. Ja ich weiß, das klingt jetzt sehr undankbar, doch ich wollte sein Mitgleid und vor allem seine Hilfe nicht. "Wenn du meinst." Er durchbohrte mich mit seinen kalten Augen und ich wusste, dass ihm etwas auf der Zunge lag, doch er sagte nichts. Stattdessen setzte er sich vor meinen Schrank und beobachtete mich weiter.
"Du kannst jetzt gehen.", knurrte ich, doch er bewegte sich nicht. Ich seufzte und setzte mich auf. Er würde ja eh nicht verschwinden. "Ich weiß, dass es Undankbar ist, dich einfach raus zu schmeißen, doch ich brauche dein Mitleid nicht." "Ich hab kein Mitleid mit dir.", sagte er knapp. "Warum tust du es dann?" Er antwortete nicht und dann kam es mir in den Sinn. Ich hatte ihn bereits schon einmal gesehen, zumindest seine Wolfsgestallt.
"Tust du es, weil du Adam getötet hast?"
DU LIEST GERADE
Der Wolf in Mir
WerewolfJenna Blake hat ein Geheimnis, dass sie vor ihren Mitmenschen geheim halten muss. Sie ist ein Werwolf. Das war nie wirklich ein großes Probelm, als sie jedoch mit ihrer Familie in ein fremdes Revier zieht, muss sie ein anderes Geheimnis noch stärker...