Kapitel 21: Leidenschaft

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Seit dem Kuss mit Adam war mittlerweile fast eine Woche vergangen. Wir hatten ihn gewarnt, dass das Rudel auf seinen Fersen ist und sie ihn tot sehen wollen. Er hatte sich gut zurückgezogen und in den Schatten versteckt, doch ich wurde langsam nervös, da ich mir Sorgen machte. Heute war Vollmond. Eigentlich wäre alles gut, wenn Betas und Alphas nicht ihren Trieben nachgehen würden, doch sie verlieren leider die komplette Kontrolle. Deswegen wird Adam mich wahrscheinlich an Vollmond aufsuchen und wenn ich dann beim Rudel bin, stirbt er. Es war vom Vorteil, dass die beiden langsam angefangen haben sich zu verstehen. Ich hatte eine Idee und das würde mir dabei helfen.

Nachdem die vierte Stunde endlich um war, entschieden Nina und ich uns, auf dem Schulhof Pause zu machen. Immerhin war es deutlich wärmer als im Winter. Ich gesellte mich mit zu ihren Freunden und war nicht überrascht, dass sie über die vielen Toten redeten. In der letzten Woche wurde eine ältere Frau das Opfer. Es wurden inzwischen alle Leichen von den Menschen gefunden und natürlich wurde viel in den Medien gewarnt. Man solle nicht mehr nach 20 Uhr das Haus verlassen und wenn doch, dann mindestens zu zweit. Außerdem soll man den Wald meiden und zum Tierabwehrspray greifen. Ich kann die Sorge der Menschen verstehen, doch es ist schlimm, dass auch immer mehr Menschen zu Waffen greifen. "Mein Vater hat sich mitlerweile auch ein Gewehr gekauft und will mich nicht mal mehr alleine irgendwo hin lassen.", meinte Jeta genervt. "Dein Vater schleppt dich wenigstens nicht selbst zum Schießstand und will dich in ein Überlebenscamp schicken.", erzählte Lucas. "Dein Vater ist auch beim Militär! Meiner arbeitet nur im Supermarkt.", erwiderte ihm Jeta. "Ihr habt wenigstens Eltern die sich um euch kümmern, meine sind immer noch unterwegs und den letzten Brief habe ich vor einem Monat bekommen. Außerdem seit ihr dadurch geschützt und werdet nicht auch von den Bestien zerfleischt.", meinte Nina und mein Blick wanderte sofort zu Aleyna. Ich selber würde nichts sagen, außer wenn es um das direkte töten von unserer Rasse geht, doch Aleynas Wut war ihr ins Gesicht geschrieben. "Wölfe sind keine Bestien!", fauchte sie in die Runde, worauf sie alle erschrocken anschauten. "Sie töten Menschen Aleyna! Ist dir das mal die letzten Wochen aufgefallen?", entgegnete ihr Jeta. "Es ist schade, dass sie immer noch nicht die Jagt eröffnet haben." Mein Atem stockte. Dachten die drei wirklich, dass man Wölfe am besten töten sollte? Etwa auch Nina? Ich schaute sie erwartungsvoll an und atmete erleichtert auf, als sie mit dem Kopf schüttelte. "Ich finde nicht, dass man sie einfach töten sollte. Verteidigung ist eine Sache, aber sie gezielt zu töten? Kann doch sogar sein, dass es nicht einmal ein Wolf war." Das schien auch Aleyna etwas zu beruhigen, doch ich konnte deutlich den Zorn sehen und sogar wittern. Auch wenn sie lieber ein Mensch wäre, liebt sie doch ihr Rudel und ihre Familie. Jeta starrte Nina unsicher an und seufzte dann. "Ja oke, hast ja recht. Doch das Tier sollte schnell erschossen werden, bevor noch mehr Menschen sterben." Dagegen sagte jetzt keiner mehr etwas, doch ich konnte heraus hören, dass Jeta trotz allem die Wölfe meinte. Anscheinend sah Aleyna das genau so, denn sie funkelte Jeta an und schenkte auch mir einen zornigen Blick. Auch wenn der Zorn nicht an mich gerichtet war.

Ich wollte noch mit Ethan reden, weshalb ich meinen Blick über den Hof schweifen ließ. Es dauerte nicht lange, da sah ich ihn mit den Zwillingen. Ich musste einen Würgereiz unterdrückte, als ich auch Lisa bei ihnen sah. Sie hatte mittlerweile wieder mit ihrer nervigen Art angefangen, weshalb ich ihr am liebsten in die Fresse schlagen würde. Sorry für den Ausdruck, musste aber sein. Sie schmeißt sich immer noch an Ethan ran und das obwohl er ihr kaum Beachtung schenkt. Ich beobachtete, wie sie mit ihren Haaren spielte und versuchte Ethan ihre großen Brüste ins Gesicht zu drücken. Stolz darüber, dass Ethan ihr kaum Beachtung schenkte, ging ich zu ihnen hinüber und presste Ethan leidenschaftlich meine Lippen auf seine. Er reagierte auf den Kuss und schlang seinen Arm um meine Taille. Als ich mich von Ethan löste, gab ich Lisa einen triumphierenden Blick. Sie kniff ihre Augen zusammen und als sie von uns weg ging, schmiss sie geübt ihr Haar nach hinten.
"Musste das sein?", fragte mich Isaac, der mit Aidan auf der Lehne einer Bank saß. Ich zog meine Schultern hoch und widmete mich wieder Ethan. "Können wir kurz unter vier Augen reden?" "Klar." Wir gingen einige Schritte von den Zwillingen weg. Die beiden sind unheimlich neugierig und würden versuchen ihr Wolfsgehör einzusetzen. "Was gibt es?", fragte er neugierig. "Ich werde den Vollmond heute Abend lieber mit Adam verbringen.", während ich sprach sah ich, wie sich Ethans Mine verdunkelte. "So kann ich auf Nummer sicher gehen, dass er nicht in die Arme des Rudels läuft." "Dann werde ich auch dabei sein." Man konnte deutlich die Eifersucht aus seiner Stimme heraus hören. Doch ich musste lächeln, da ich mich freute, heute Abend nicht alleine mit Adam sein zu müssen. Wer weiß was er wieder versuchen würde. Der Gedanke jagte mir einen kleinen Schauer ein und ich musste wieder an den Kuss denken. "Ich komme gegen 20 Uhr bei dir vorbei.", sagte er und wollte schon wieder zu den Jungs, doch ich hielt ihn am Arm fest. 

Ich küsste ihn noch einmal leidenschaftlich und strich dabei durch seine weichen Haare. Langsam löste ich den Kuss und schaute direkt in seine bernsteinfarbenen Augen. Sie strahlten wieder das Verlangen aus, dass ich nur so gut kannte. Er packte meine Hand und zog mich ein Stück weiter hinter das Gebäude. Er drückte mich gegen die Wand und platzierte seine Hände neben meinen Kopf. Seine Augen waren leicht zusammengekniffen und so wie er auf mich herab sah, kribbelte mein ganzer Körper. "Du machst mich echt fertig.", hauchte er und doch entweichte ihm ein leises knurren. Er presste seinen Körper gegen meinen und küsste mich erneut, doch dieser war nicht so leidenschaftlich wie der davor. Fast mit Gewalt öffnete er meine Lippen und drang mit seiner Zunge ein. Der Kuss strotzte nur so vor Dominanz und ich unterwarf mich ihm vollkommen. Ethan packte meine Oberschenkel, um mich nach oben zu ziehen und dann drückte er mich wieder gegen die Wand. Meine Hände versanken in seinen Haaren und als ich mich kurz von ihm löste, um nach Luft zu schnappen, starrte ich in seine blutroten Augen. Erneut überkam mich ein zittern und ich spürte, wie er sich anspannte. Ungeduldig küsste er mich erneut und ich konnte etwas von Ethan spüren, dass ich lieber nicht in der Schule spüren wollte. "Ethan warte...", stöhnte ich atemringend, doch er ignorierte mich und fing an, meinen Hals zu küssen. Ich erschrak, als ich eine Gestalt auf der Mauer hocken sah. Es war Adam der uns musterte und nicht gerade erfreut aus sah. "Ethan stop!", sprach ich streng und jetzt löste er sich von mir. Knurrend drehte er sich um, während Adam von der Mauer sprang. "Wisst ihr eigentlich was ihr hier für einen Duft erzeugt?", sagte er genervt und schaute mich wütend an. "Eher gesagt, was du für einen abgibst." Als ich wieder auf dem Boden stand, schaute ich ihn nur verwirrt an. "Was meinst du?" Adam kam einen Schritt näher auf mich zu. "Du riechst wie ein Alpha." Warte was? Auf einmal grinste Adam und kniff leicht die Augen zusammen. "So hast du schon einmal gerochen." Ethan stellte sich leicht knurrend zwischen uns und mitlerweile hatten seine Augen die schöne bernsteinfarbe wieder angenommen. "Was machst du hier Adam?" "Ich hab euch gewittert und da war ich bestimmt nicht der einzige." "Was ist wenn dich jemand gesehen hat?" Ethan klang sichtlich genervt, doch er wollte mitlerweile auch nicht mehr, dass Adam stirbt. "Wir treffen uns heute Abend um halb neun bei Jenna. Sei pünktlich." Adam nickte und verschwand wieder über die Mauer. Der restliche Schultag ging nur schleppend zu Ende und ich war froh, als ich endlich Zuhause ankam.

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt