Kapitel 8: Entschuldigung

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Ich öffnete die Haustüre und wollte mich gerade auf den Weg machen, als Aidon vor der Türe stand. Er hielt eine Tüte in seiner Hand. "Guten Morgen", er schaute etwas verlegen drein. "Morgen?" "Äh... ich hab hier deine Sachen von letztem Vollmond." Er reichte mir die Tüte und ich warf einen Blick hinein. Mein blaues Kleid war ordentlich gefaltet und vor allem gewaschen. Darauf lagen meine High Heels und darauf wiederum lag ein Zettel.

Es tut mir leid.
                       Ethan

Stand darauf. Schön das es ihm leid tat. Kann er auch persönlich vorbei bringen oder wenigstens persönlich sagen! Ich zog eine Augenbraue hoch und stellte die Tüte in den Hausflur. Als Aidon nicht verschwand, verkreuzte ich meine Arme. "Noch etwas?" "Willst du mit uns fahren?" Er deutete auf ein gelb, schwarzes Auto hinter sich. Sein Bruder saß hinter dem Steuer und winkte knapp. Von Ethan war nichts zu sehen. Eigentlich würde ich jetzt ablehnen, da ich ja mit Jace fahre, jedoch hat er verschlafen und ich wollte nicht zu spät kommen. Außerdem wäre es viel zu weit weg, um zu Fuß zu laufen. "Klar, warum nicht." Ich seufzte innerlich und setzte mich auf die Rückbank. Auch wenn es ein sportmodel und ein Viersitzer war, war es doch echt geräumig hinten. "Hey, ich bin Isaac." Er reichte mir die Hand nach hinten und grinste spitzbübisch. "Ach stimmt ja, ich bin Aidon." Auch er reichte mir jetzt die Hand. "Dich kenn ich schon Aidon." "Ach echt?", fragte er verwirrt. "Aus dem Wald. Ethan hat deinen Namen erwähnt.", ich lächelte knapp. "Danke übrigens. Also euch beiden." Beide fingen an gleichzeitig zu grinsen, "Klaro!", sagten sie im Chor. "Hätte aber nicht gedacht, dass du irgendwas mitbekommen hast, an dem Tag." Ich zuckte mit den Achseln und sofort änderte Isaac das Thema. "Hörst du Musik?", er tippte auf seinem Handy herum. Ich nickte und schon dröhnte die laute Musik aus den Lautsprechern. Gleichzeitig startete er den Motor und drückte das Gaspedal runter. Der Motor heulte auf. Man merkte sofort, dass auch er die Geschwindigkeit liebte, denn er bretterte so schnell durch die Stadt, dass wir innerhalb von Minuten da waren. Ich stieg auf Aidon Seite aus und dankte beiden für die Mitfahrgelegenheit. "No problemo." "Achja Isaac, geiler Sound. Die Anlage und das Auto!" Er grinste bis über beide Ohren und zwinkerte mir zu. Beide waren mir nur durch diese Autofahrt sympatisch geworden. Wir gingen zusammen in die Klasse. Nina war noch nicht da, also legte ich meine Tasche ab und ging noch einmal raus auf den Flur. Ich entdeckte Ethan der im Flur stand und, trommelte Wirbel bitte, mit Lisa sprach. Sie lehnte an der Wand und strahlte ihn regelrecht an. Ich bemerkte nicht, wie Nina auf einmal hinter mir stand. Sie hatte das andere Treppenhaus genommen. "Interessant.", sagte sie, während sie meinem Blick folgte. "Ich dachte du magst ihn nicht?" "Tue ich auch nicht." In dem Moment schaute Ethan zu mir und die einzige Reaktion die ich ihm zeigen konnte, war ihm meinen Mittelfinger entgegen zu halten und schief zu grinsen. Danach folgte ich Nina ins Klassenzimmer und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. "Okay was ist zwischen euch beiden vorgefallen?", fragte sie mich neugierig. In dem Moment kamen Ethan und Lisa herein. Ethan schenkte mir kurz einen Blick, ging aber direkt zu den Zwillingen, um sie zu begrüßen. "Gar nichts.", antwortete ich und fing an meine Sachen aus zu packen. Ungläubig schaute sie mich an. "Ich glaub dir nicht. Ich erkenne wenn jemand lügt." Ich zögerte kurz, doch sie war bis jetzt meine einzige Freundin und naja, ich wusste irgendwie dass ich es ihr anvertrauen konnte. "Wir haben uns geküsst.", sagte ich leise. "Das ist alles?", sie lachte. "Ich mag ihn nicht, aber war es wenigstens gut?" "Er stand halb nackt vor mir okay. Er sieht total gut aus und der Kuss war der beste den ich je hatte.", ich wurde zum Schluss immer leiser. Hinter mir hörte ich einen lauten Knall und sofort drehten wir uns um. Ein Tisch war umgefallen, da Aidon und Isaac miteinander rauften. Isaac hatte klar die Oberhand. Ethan saß ruhig auf seinem Platz und beobachtete mich. Als sich unsere Blicke streiften, lächelte er mich vergnügt an. Sofort drehte ich mich wieder um. Bitte nicht. Er darf es nicht gehört haben. Nein, beruhug dich Jenna. Er kann es nicht gehört haben, lass dich nicht von ihm ablenken.

Die ersten beiden Stunden vergingen schnell und die Pause blieb ich mal wieder im Klassenzimmer. Heute hatte ich mir mein Brot selbst geschmiert, da sich meine Mutter um Nana kümmerte. Ich biss in mein Marmeladenbrot und fluchte, als ein Tropfen Marmelade auf meinen weiß, grauen Pullover tropfte. "Natoll." Nina reichte mir ein Taschentuch. Ich bedankte mich mit einem Lächeln und wischte den Tropfen auf meiner Brust weg. Super. Natürlich hatte ich jetzt einen roten Fleck auf dem Pulli. "Ich geh das eben auswaschen." Ich verließ den Klassenraum und machte mich auf den weg zur Mädchentoilette. Es gab zwei Toiletten, einmal im Erdgeschoss und zu meinem Glück, auch in der zweiten Etage. Obwohl es Pause war, war die Toilette recht leer und so konnte ich ungestört den Fleck auswaschen. Ich trocknete gerade den Pulli, als jemand die Türe öffnete. Im Spiegel sah ich, dass es Ethan war. "Dir ist schon klar, dass das, das Mädchenklo ist." "Ja ist es." "Ja dann raus mit dir!" "Nein." Wie nein? Will der mich verarschen? Was wenn ich oder jemand anderes jetzt auf Klo wäre?! "Äh, doch!", er regte mich auf und so sprach ich auch deutlich lauter. "Ich weiß, dass hier niemand ist und ich hab nun mal keine anderen Chance mich bei dir zu entschuldigen." "Keine Sorge, du bekommst eh keine Chance.", fauchte ich ihn an. "Da bin ich anderer Sicht." Ethan kam ein paar Schritte auf mich zu, was mich zurück weichen ließ. Ich stand mit dem Rücken zur Wand und er nun direkt vor mir. "Eigentlich würde ich mich für so etwas nicht entschuldigen. Aber ich weiß nicht was es ist, dass mich dazu bringt, mich bei dir zu entschuldigen." Ich schaute ihm starr in die Augen und seine Augen huschten nervös von meinem einen Auge zum anderen. "Ich ertrage den Gedanken nicht, dass du auf mich sauer bist, geschweige denn mich nicht ausstehen kannst.", er wurde zum Schluss leiser und als ich den Mund öffnete um etwas zu sagen, sprach er auch schon weiter. "Ich will dich!"

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt