Kapitel 9: Kuss

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Ethans bernsteinfarbene Augen funkelten jetzt bedrohlich und doch zogen sie mich an. "Du gehörst mir!" Mein Herzschlag wurde schneller, als er einen Schritt auf mich zu machte und seinen Körper gegen meinen presste. Der süße Duft, der ihn immer begleitete, erfüllte meinen Körper mit Wärme. "Aber du bist mit Lisa zusammen.", flüsterte ich und ich spürte wie meine Stimme zitterte. "Ich bin mit niemandem zusammen.", er lehnte sich nach vorne und presste seine Lippen auf meine. Es fühlte sich an, als würde mein ganzer Körper unter Strom stehen. Ich wollte den Kuss nicht erwidern, tat es aber und schloss dabei meine Augen. Er küsste mich sanft und dann immer härter. Es dauerte nicht lange bis seine Zunge in meinen Mund eindrang. Unsere Zungen spielten miteinander und irgendwie hoffte ich, dass es nie aufhören würde. Als er sich von mir entfernte, öffnete ich wieder die Augen. Ich schaute direkt in seine Strahlenden Augen. Lüstern lächelte er und strich mir mit seinem Daumen über die Lippe. Ich stand da wie angewurzelt und merkte wie mein Gesicht rot anlief. "Davon kann ich nie genug bekommen", flüsterte er und leckte sich genüsslich über die Oberlippe. Ich wusste nicht was ich sagen oder geschweige denn tuen sollte. Ethan beugte sich erneut nach vorne, um mich zu küssen. Ich hätte es zugelassen, wenn mich nicht zwei Mädchen, die lachend in die Mädchentoilette polterte, aus meiner Trance holten. Gereizt drehte er sich zu den Mädchen um, die starr stehen blieben, als sie uns sahen. Ich konnte spüren wie er seine Muskeln anspannte. Ich witterte meine Chance und drückte mich an ihm vorbei. "Jenna!", rief er mir noch hinterher, doch ich war schon aus der Toilette und kurz darauf aus dem Schulgebäude. Mir war so heiß und mein Herz schlug so schnell, dass mir die kalte Luft richtig gut tat. Da hab ich wohl doch noch etwas positives am Winter gefunden.

Es hatte schon wieder zum Unterricht geklingelt, jedoch ging ich erst zurück in die Klasse, als ich mich richtig abgekühlt hatte. Die junge Lehrerin, nahm meine Ausrede hin und so setzte ich mich wieder auf meinen Platz. "Du bist ja eiskalt!", flüsterte Nina. "Was ist denn passiert?" "Ethan.", flüsterte ich kurz und knapp. Sie spähte zu ihm hinüber. "Ist er dir etwa gefolgt?", fragte sie neugierig. Ich zischte sie leise an und meinte, dass ich es ihr später erzählen werde. "Kommst du heute mit zu mir?" "Gerne!" "Hast du ein Auto?" "Ne tut mir leid, ich wohne direkt um die Ecke." Ich überlegte kurz und drehte mich dann um. Aidon schlief fast ein und Isaac flirtete mit einem schwarzhaarigen Mädchen. Ich pfiff leise in seine Richtung, jedoch bemerkte er mich nicht. "Dreh dich mal wieder um, hab keinen Bock deine hässliche Visage zu sehen!", zickte mich Lisa an, die direkt hinter mir saß. "Da würde ich an deiner Stelle erst einmal in den Spiegel schauen.", sagte Nina. Ohne sich umzudrehen, hielt sie ihren Mittelfinger hoch. Glück gehabt, dass die Lehrerin gerade beschäftigt ist. Ich würdigte Lisa keinen Blick und nahm mir mein Radirgummi zur Hand. Ich würde ihn einfach damit abwerfen, dann bemerkt er mich schon. Während ich zielte, spuckte mir Lisa ihr Kaugummi ins Gesicht. "Sag mal spinnst du?!", ich wurde unheimlich laut und wütend stand ich auf. Meine Augen funkelten sie an, doch sie grinste vergnügt. Nur weil das Miststück meint, sie hätte eine höhere Position als ich. Ich musste einfach den nächsten Kampf gegen sie gewinnen! Kräfte mäßig war ich ihr zwar unterlegen, aber wenn es um Taktik und Intelligenz geht, war ich ihr weit voraus. "Was geht hier vor? Jenna setzten sie sich bitte wieder!" Mrs. Romero, unsere Spanische Lehrerin, knallte das Lehrbuch auf den Tisch. Sie war eigentlich immer sehr ruhig, doch wenn ihr etwas nicht passte, wurde sie streng und dazu noch sehr laut. Etwa so laut, dass selbst die Nebenklassen ihr Geschreie mitbekamen. "Ich weiß es nicht Miss. Sie hat einfach angefangen mich anzuschreien.", Lisa spielte die unschuldige, doch das würde ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich packte sie am Kragen und zog sie hoch. "Das ist Gucci, du Miststück!", fauchte sie und kratz mir mit ihren künstlichen Fingernägeln quer über das Gesicht. Ich riss noch einmal an ihrem aah so teurem Gucci Pullover, bis ich ein reißen hörte. Ein dickes Loch klaffte über ihrer Brust und entsetzt schaute sie an sich runter. Ihre zwei Tussenfreundinnen kreischten auf. Lisa wollte mich schon angreifen, da schubste Ethan sie zurück auf ihren Stuhl. Entsetzt schaute sie ihn an, konnte sich ihm aber nicht widersetzen, immerhin ist er ein Alpha. Widerspenstig starrte sie Ethan an und knurrte leicht. Es dauerte nur einne kurzen Moment, da fing sie sich auch schon, verkreuzte ihre Beine und warf ihr Haar zurück. "War es das jetzt?", Mrs. Romero stand aufgebracht in der Runde und auch die Zwillinge schenkten mir ihre Aufmerksamkeit. "Ja Mrs. Romero. Ich hab das was ich wollte. Ihr!", Aidon und Isaac schauten mich nur verwirrt an, als ich auf sie deutete, "Ihr nehmt Nina und mich nachher wieder mit." Aidon nickte und ich setzte mich wieder. Ethan stand immer noch hinter mir, doch ich würde nichts zu ihm sagen. Denn immer wenn ich an ihn dachte, fiel mir der Kuss ein und ich konnte ihn deutlich auf meinen Lippen spüren.

Nina musste noch kurz mit dem Englischlehrer reden und so gingen die Zwillinge schon mal zum Auto. Während Nina und ich zu ihnen ging, fiel mir ein, dass ich eigentlich auch mit Jace hätte fahren können. Es würde eh nicht mehr lange dauern, bald hätte Jace seine Abschlussprüfungen und danach bräuchte ich eh eine Mitfahrgelegenheit. "Danke fürs warten Jungs." "Klar, du gehörst jetzt immerhin zum Rudel." "Er meint die Familie.", erklärte ich Nina, die etwas verwirrt drein schaute. Die Strecke nach Hause fuhr Isaac diesmal langsamer, als heute morgen. Immerhin war ein Mensch dabei, der bei einem Unfall sterben könnte. Ich könnte zwar auch sterben, doch das wussten die beiden ja nicht. Als wir Zuhause ankamen, stolperte John mit Louis aus der Türe. "Jen!", brüllte Louis und lief mir entgegen, das letzte Stück schlitterte er etwas, so dass ich ihn auffing. "Na mein kleiner Welpe." Ich gab ihm einen dicken Kuss und setzte ihn dann wieder ab. "Wohin geht es denn, ihr beiden?" Mein Onkel kam uns entgegen und stellte sich erst einmal kurz Nina vor. "Wir gehen Schlittschuh laufen, im Wald hat Alice einen zugefrorenen See entdeckt." "Alice ist meine Mutter", erklärte ich Nina. Erst jetzt bemerkte ich die Schlittschuhe auf seiner Schulter. Wir wünschten ihnen viel Spaß und gingen hinein. "Ist er der Bruder von Louis?", fragte sie mich neugierig. "Nein er ist sein Vater." "VATER?", schrie sie schon fast, wurde dann aber leiser. "Er ist doch gerade einmal 25 oder so." Sie hatte recht. John war erst 21. Er war auch nicht wirklich mein Onkel, eigentlich war er mein Cousin, jedoch adoptierte Nana ihn, als er noch sehr klein war. Er verliebte sich in eine junge Werwölfin und ja, sie wurde mit 15 schwanger. Er war gerade einmal 17, als Louis geboren wurde und sie bei der Geburt starb. Danach tauchte er für einige Jahre unter und wir sahen ihn erst bei Großvaters Beerdigung wieder.

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt